Verkehr:Bahn will ein dauerhaftes Billigangebot einführen

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  • Die Bahn verschärft den Preiskampf mit Billigfliegern und Bussen.
  • Den Super-Sparpreis wird es künftig als reguläres Angebot geben - allerdings ist das Kontingent an Tickets begrenzt.
  • Auch für die Nutzung des Nahverkehrs gibt es neue Regeln.

Von Markus Balser, Berlin

Fernbusreisen ab fünf Euro. Von München nach Berlin mit dem Zug ab 9,99 Euro. Flüge quer durchs Land für weniger als 25 Euro. Wer billig durch Deutschland reisen will, dem versprechen inzwischen ziemlich viele Anbieter dauerhaft einen Transport für wenig Geld. Die Deutsche Bahn nutzte dagegen vor allem Aktionswochen, um Kunden mit Schnäppchen in die Züge zu locken. Das soll sich nun ändern. Der Konzern gab am Montag in Berlin bekannt, dass er auch mit dem Super-Sparpreis von August an dauerhaft ein neues Billigangebot für seine Züge ab 19,90 Euro schaffen will. Wer eine Bahncard hat, kann sogar für 15 Euro buchen.

Damit führt die Bahn neben dem Normal- und dem Sparpreis eine dritte Preisklasse ein. Das Ticket-Angebot ist allerdings begrenzt. Es gilt nur, solange der Vorrat reicht. Angeboten wird es vor allem in den Zügen, in denen normalerweise nicht besonders viel los ist. "Es bietet sich an, möglichst früh zu buchen", rät Berthold Huber, Personenverkehrsvorstand der Bahn. Bahncard-Kunden erhalten auf den Super-Sparpreis weitere 25 Prozent Rabatt. Das Angebot funktioniert ähnlich wie die Billigtickets der Fluggesellschaften. Es gilt die feste Bindung an eine bestimmte Reiseverbindung.

City-Ticket kommt nicht nur Bahncard-Besitzern zugute

Stornierungen kosten zehn Euro. Wer also flexibel reisen will, muss auch künftig den teureren "Flexpreis" der Bahn buchen. Bei der Weiterfahrt im Nahverkehr soll das Reisen mit den teureren Tickets künftig einfacher werden. Denn von August an ist das City-Ticket außer bei den Super-Sparpreisen in allen Fahrkarten enthalten. Damit können Fahrgäste kostenlos öffentliche Verkehrsmittel wie S- und U-Bahn, Straßenbahn oder Bus für Fahrten im Stadtgebiet des Start- und Zielbahnhofs nutzen. Das Angebot deckt die 126 größten und nachfragestärksten Städte und Tarifverbünde in Deutschland ab. Neu ist das City-Ticket zwar nicht. Es war allerdings bisher ausschließlich für Bahncard-Kunden reserviert.

Verbraucherschützer raten Kunden allerdings, genau hinzuschauen, wie weit sie mit Bus, Tram, U- und S-Bahn künftig kostenlos fahren dürfen. In Berlin etwa gilt das City-Ticket nur innerhalb des S-Bahn-Rings. Wer weiter fährt, reist schwarz. Das erweiterte Angebot wird den Staatskonzern erst mal einiges kosten. Die Bahn überweist dafür einen deutlichen zweistelligen Millionenbetrag zusätzlich an die städtischen Verkehrsbetriebe. "Unter dem Strich bringt es uns mehr Fahrgäste und auch mehr Einnahmen", sagt Huber.

Der Vorstoß ist Teil der Bahnstrategie, Kunden künftig Reisen von Tür zu Tür mit einem einzigen Ticket anzubieten. In den kommenden Monaten könnten weitere neue Angebote folgen. So sollen künftig auch Mieträder am Ziel buchbar werden. Noch hinter verschlossenen Türen arbeitet der Konzern derzeit mit mehreren großen Verkehrsverbünden im Land, darunter etwa München oder Hamburg, an weitreichenderen Plänen für den gemeinsamen Ticketverkauf. In Zukunft soll es möglich werden, über eine einheitliche Plattform digital Tickets für die noch immer verwirrend unterschiedlichen Preissysteme des Nahverkehrs zu kaufen. Man arbeite an einer einheitlichen Lösung, sagte Oliver Wolff, der Hauptgeschäftsführer des Verbands Deutscher Verkehrsunternehmen.

Konkurrenz prescht vor

So könnten auch Nahverkehrstickets über eine neue Funktion der jeweiligen Verbund-Webseiten oder über eine Zusatzfunktion der Bahn-App angeboten werden. Im Gespräch ist auch, dass Nahverkehrsunternehmen künftig Fernreisen der Bahn verkaufen. Mit der stärkeren Zusammenarbeit wollen Verkehrsbetriebe und die Bahn verhindern, dass digitale Plattformen und neue Konkurrenten ihnen das gemeinsame Geschäft streitig machen - etwa mit einer digitalen Buchungsplattform, die das Angebot der Verkehrsunternehmen vermarktet.

Erst in der vergangenen Woche hatte die Flixbus-Tochter Flixtrain angekündigt, dass sie der Bahn im kommenden Jahr auf zusätzlichen Verbindungen Konkurrenz machen will - darunter auf der Prestigestrecke Berlin - München. "Wir gucken uns das ganz genau an", sagt Huber. Die neuen Angebote seien auch eine Antwort auf Flixbus und Billigflieger, gesteht er ein. Die Lufthansa-Tochter Eurowings baut die innerdeutschen Verbindungen aus. Auch Ryanair und Easyjet stoßen in die Lücke, die die Air-Berlin-Pleite riss.

Die Bahn hatte sich unter dem neuen Konzernchef Richard Lutz zuletzt hohe Ziele beim Ausbau des Geschäfts gesetzt. Die Politik hält sogar noch mehr für möglich. Union und SPD fordern 280 Millionen Fahrgäste in ICEs und Intercitys bis 2030, fast doppelt so viele wie jetzt. "Das ist ausgesprochen sportlich", warnte Vorstandschef Richard Lutz. Der Konzernziel selbst erwartet bislang im selben Zeitraum ein Plus auf 180 Millionen Kunden. Im vergangenen Jahr waren es 143 Millionen.

© SZ vom 29.05.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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