Verkehr:Bahn plant lange Vollsperrung einer ihrer wichtigsten Strecken

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  • Die Bahn hat umfangreiche Bauarbeiten auf den "Paradestrecken" Hannover-Würzburg und Mannheim-Stuttgart angekündigt.
  • Bahnkunden müssen sich auf teils deutlich längere Reisezeiten einstellen.

Fahrgäste der Deutschen Bahn müssen sich Mitte 2019 auf eine monatelange Vollsperrung der Schnellfahrstrecke Hannover-Göttingen einstellen. Grund ist nach Ankündigung der Bahn eine komplette Sanierung der Schienenstränge, die nach 27 Jahren Betrieb unvermeidlich sei.

Während der Arbeiten vom 11. Juni bis zum 14. Dezember 2019 fahren die ICE-Züge über die alte Strecke. Die Fahrzeiten zwischen den Städten verlängern sich nach Auskunft der Bahn um etwa 30 bis 45 Minuten.

Auch alle Fahrgäste, deren Verbindungen über die gesperrten Strecken führen, werden länger unterwegs sein. Zu diesen Routen gehören zum Beispiel Hamburg-Frankfurt oder Berlin-Frankfurt. Auch der Regionalverkehr, der sich die alte Hauptstrecke Hannover-Göttingen ansonsten alleine mit dem Güterverkehr teilen muss, wird während der Sanierung der Schnellfahrstrecke beeinträchtigt.

ICE-Strecken werden seit Eröffnung 1991 im Dauerbetrieb genutzt

Noch weitere ICE-Routen werden in der kommenden Zeit mit großem Aufwand und monatelangen Sperrungen saniert. Erst folgt die Strecke Mannheim-Stuttgart, die vom 10. April bis zum 31. Oktober 2020 nicht befahrbar sein wird.

Der Abschnitt Göttingen-Kassel wird von April bis Juli 2021 unterbrochen. Dann kommt im Jahr 2022 die Trasse Fulda-Würzburg dran und schließlich 2023 der Gleisstrang von Kassel nach Fulda.

Die Bahn wirbt um Verständnis für die Serie von Großbaustellen. Sie sei unvermeidbar: Die beiden ICE-Strecken seien seit ihrer Eröffnung 1991 im Dauerbetrieb. Auf der 327 Kilometer langen Trasse zwischen Hannover und Würzburg fahren täglich 110 Fernzüge mit rund 42 000 Reisenden durch Niedersachsen, Hessen und Bayern, außerdem im Durchschnitt 26 Güterzüge.

Bund übernimmt die Kosten fast vollständig

Noch höher ist Belastung auf den 99 Kilometern von Mannheim nach Stuttgart: Dort verkehren jeden Tag 185 Fernzüge mit 66 000 Fahrgästen, hinzu kommen 24 Güterzüge. Die übliche regelmäßige Instandhaltung reiche nun nicht mehr aus. "Wir müssen jetzt grundlegend ran, um die Qualität der Schnellfahrstrecke für künftige Generationen weiter gewährleisten zu können", so der Leiter des Sanierungsprojekts Hannover-Würzburg, Hannes Tesch.

Bei den Bauarbeiten werden Gleise, Weichen, Schotter, aber auch die Oberleitungsmasten sowie die Strom- und Sicherungstechnik erneuert. Für die Arbeiten von Hannover bis Göttingen hat die Bahn 175 Millionen Euro veranschlagt. Die Sanierung der gesamten Strecke von Hannover nach Würzburg soll 640 Millionen Euro kosten. Die Trasse Mannheim-Stuttgart wird für 185 Millionen Euro auf Vordermann gebracht. Da es sich um eine sogenannte Ersatzinvestition handelt, übernimmt der Eigentümer, also der Bund, die Kosten fast vollständig.

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