Verkauf:Real wird zerschlagen

Verkauf: Wo Ware transportiert wird, entsteht auch Lärm. Nicht überall ist deshalb der Bau von Wohnungen erlaubt.

Wo Ware transportiert wird, entsteht auch Lärm. Nicht überall ist deshalb der Bau von Wohnungen erlaubt.

(Foto: Oliver Berg/picture alliance/dpa)

Der russische Investor SCP übernimmt die 270 Märkte des SB-Warenhauses von der Metro. Die Gewerkschaft Verdi fürchtet Massenentlassungen und Lohndumping.

Von Michael Kläsgen

Es ist vollbracht. Metro hat die SB-Warenhauskette Real verkauft, mehr als ein Jahr später als beabsichtigt, aber für den Düsseldorfer Handelskonzern ist es trotzdem ein wichtiger Schritt. Der neue Besitzer ist der russische Finanzinvestor SCP. Wobei: Der will die 270 Real-Märkte im Prinzip so schnell wie möglich gewinnbringend weiterverkaufen und ist da schon ein Stück weitergekommen. 141 der 270 Märkte wollen Kaufland von der Schwarz-Gruppe, zu der auch der Discounter Lidl gehört, und Edeka übernehmen.

Kaufland meldete bereits die Übernahme von "bis zu 101 Märkten" beim Kartellamt an. Die Schwarz Gruppe erhält demnach das wohl größte Paket an Real-Märkten. Verwaltungsratschef von SCP Retail Investments ist seit Februar der ehemalige Kaufland-Chef Patrick Kaudewitz. Die Personalie soll die geplante Vergabe nach offizieller Darstellung nicht beeinflusst haben. Kaufland will auch den Online-Marktplatz real.de übernehmen. Bei Edeka steht die Anmeldung beim Kartellamt noch aus.

SCP machte nie einen Hehl daraus, Real zerschlagen zu wollen. Etwa 30 Real-Märkte würden aller Voraussicht nach geschlossen, weil sie "derzeit keine tragfähige Zukunft" hätten. Was mit den restlichen etwa 100 Märkten passiert, ist unklar. Zu den Interessenten sollen große und mittelgroße Handelsunternehmen wie Globus, Rewe oder Tegut gehören, eine Tochter der Schweizer Migros-Gruppe. Allerdings gehören die verbliebenen Märkte zu den weniger attraktiven. Die Gewerkschaft Verdi befürchtet Massenentlassungen und Lohndumping. "Mit dem Real-Verkauf werden die 34000 Beschäftigten zum Spielball der Finanz- und Immobilieninvestoren SCP", sagte das Bundesvorstandsmitglied Stefanie Nutzenberger. Der Gesamtbetriebsrat hatte Anfang des Jahres vor einem Abbau von 10 000 Arbeitsplätzen gewarnt.

"Eines der Hauptziele"

SCP teilte mit, "der Erhalt möglichst vieler bestehender Arbeitsplätze sei eines der Hauptziele", die Verkleinerung von Flächen eine Option und weitere Schließungen nur das letzte Mittel. Alle etwa 34 000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter würden bis auf weiteres ihre gültigen Verträge zu den bisherigen Konditionen behalten. Kaufland und Edeka hätten sich bereit erklärt, die Beschäftigten der jeweiligen Real-Märkte zu übernehmen. Beobachter bezweifeln jedoch, dass dies von Dauer sein wird. Kaufland trauen die Gewerkschaften das Festhalten an bestehende Konditionen eher zu als den selbständigen Kaufleuten von Edeka. In jedem Fall aber wird der Bestand ganzer Abteilungen von Real, die es bei klassischen Lebensmittelhändlern nicht gibt, wie Autozubehör oder Konsumelektronik, grundsätzlich in Frage gestellt - egal bei welchem neuen Betreiber. Chef des operativen Geschäfts von Real wird Bojan Luncer, ein ehemaliger Lidl-Vorstand. Trotz der Sonderkonjunktur wegen Corona machte Real zuletzt Verluste.

Im Grunde handelt es sich um ein Immobiliengeschäft. SCP ist auf Einzelhandels-Immobilien spezialisiert. Die Firma teilte mit, "weitere Schritte für den Erwerb der 80 Immobilien und deren abschließende Übertragung" fänden an diesem Freitag statt. Kern des Immobilienportfolios bilden 65 Real SB-Warenhäuser.

Metro erhält nach eigenen Angaben 300 Millionen Euro für Real. Hinzu kämen 1,5 Milliarden Euro aus dem Verkauf der Mehrheitsanteile von Metro China vor wenigen Wochen. Der neue, reine Großhändler sieht in den Verkäufen nur Positives: einen verbesserten Cash Flow, eine gestärkte Bilanz, den Grundstein für weitere Dividenden, mehr Liquidität und Optionen für mögliche Investitionen. Der Aktienkurs verharrte gleichwohl auf einem niedrigen Niveau.

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