Verkauf der Juweliertochter Christ:Douglas wird schmucklos

Juwelier Christ

Douglas verlauft Christ - in der langen Geschichte der Juwelierkette wird damit ein neues Kapitel aufgeschlagen.

(Foto: dpa)
  • Die Douglas-Eigentümer verkaufen ihre Juweliertochter Christ an den Finanzinvestor 3i weiter. Über den Kaufpreis herrscht Stillschweigen.
  • Ziel des neuen Investors 3i sei es, neue Schmuck-Filialen zu eröffnen und den stark wachsenden Online-Handel auszubauen.
  • Für den bisherigen Mehrheitseigner Advent gehört der Verkauf zu einem Masterplan, den Douglas-Konzern in seine Einzelteile zu zerlegen.

Von Kirsten Bialdiga, Düsseldorf

Der letzte geprüfte Uhrmachermeister der Freien Stadt Frankfurt hieß Wilhelm Alexander Christ. 1863 war es, da gründete der findige Handwerker einen Uhren- und Chronometerhandel, der so erfolgreich war, dass er fast 100 Jahre lang in der Familie von einer Generation an die nächste weitergereicht werden konnte.

Das ist lange her - schon seit einigen Jahrzehnten ist Christ nicht mehr in Familienhand, seit den 90er Jahren gehört das Unternehmen zum Douglas-Konzern. Doch der Name überlebte bis heute.

Der Verkauf kommt nicht überraschend

Jetzt schlagen die Douglas-Eigentümer, der Finanzinvestor Advent und die Familie Kreke, in der Geschichte der Juwelierkette ein neues Kapitel auf. Christ, so wurde am Montag bekannt, soll an den Finanzinvestor 3i verkauft werden. Zum Kaufpreis wurde Stillschweigen vereinbart. Wie aus Branchenkreisen verlautete, bewertet 3i den Schmuckhändler mit 220 Filialen in Deutschland und 2400 Beschäftigten insgesamt mit mehr als 350 Millionen Euro einschließlich Schulden.

Der Verkauf kommt nicht überraschend. Schon vor einiger Zeit wurden Investoren eingeladen, Angebote für Christ abzugeben. Die Finanzinvestoren Adian, Pamplona, Apollo sollen darunter gewesen sein, aber auch europäische Konkurrenten aus der Branche.

Ziel des neuen Investors 3i sei es, neue Schmuck-Filialen zu eröffnen und den stark wachsenden Online-Handel auszubauen, teilte Douglas mit. Rund 214 Millionen Euro will der neue Eigentümer nach eigenen Angaben insgesamt in das Unternehmen investieren: "Als etablierte Einzelhandelsmarke und Anbieter von bezahlbarem Luxus hat Christ beste Chancen, seinen bisherigen Erfolgskurs fortzusetzen", hieß es bei 3i.

Der deutsche Juwelier- und Uhrenmarkt sei der größte in Europa und noch stark zersplittert. Zuletzt hatte Christ bei rund 400 Millionen Euro Umsatz rund 40 Millionen Euro Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) erzielt. Profitieren konnte die Kette dabei von Modetrends wie den zuletzt angesagten Icewatch-Uhren und Thomas-Sabo-Schmuck. Das Management um Christ-Chef Bernd Schröder will 3i übernehmen.

Ziel ist ein Ein-Sparten-Unternehmen

Für den bisherigen Mehrheitseigner Advent gehört die Trennung von Christ zu einem ausgefeilten Masterplan, den Douglas-Konzern in seine Einzelteile zu zerlegen. Die Beteiligungsgesellschaft hatte vor zwei Jahren bei Douglas die 80-prozentige Mehrheit von der Eigentümerfamilie Kreke übernommen. Die restlichen 20 Prozent gehören noch der Familie Kreke.

Seit der Übernahme geht es Schlag auf Schlag: Eine Sparte nach der anderen stellt der Investor zum Verkauf. Als erstes wechselte die Süßigkeitenkette Hussel den Besitzer, jene Tochtergesellschaft, mit der Douglas einst groß wurde. Die rund 230 Läden wurden an den Finanzinvestor Emeram Capital Partners verkauft.

Auch die übrigen Sparten, das Modehaus Appelrath-Cüpper und die Buchhandelskette Thalia, wurden schon ins Schaufenster gestellt. Doch hier zieht sich der Verkaufsprozess ein wenig hin. Beide Branchen gelten zurzeit als schwierig. Das Modehaus Appelrath-Cüpper zähle im Branchenvergleich zu den kleineren und könne daher beim Einkauf kaum Mengenvorteile aushandeln, heißt es.

Am Ende soll nur die Parfümeriekette übrig bleiben

Die Buchhandelskette Thalia hingegen kämpft mit der wachsenden Konkurrenz durch Amazon und E-Books. Um gegenzusteuern wurde unter anderem der Verkauf kleiner Geschenkartikel ausgebaut. Wie aus informierten Kreisen verlautete, könnte Thalia eher an einen Finanzinvestor gehen. Bei Appelrath-Cüpper könnte hingegen am Ende ein strategischer Investor, also ein Unternehmen aus der Branche, zum Zuge kommen.

Nach dem Willen von Advent soll am Ende vom einstigen Douglas-Konzern nur noch die gleichnamige Parfümeriekette übrig bleiben. Und auch dafür hat der Finanzinvestor einen Plan: Das Unternehmen soll möglichst noch im ersten Quartal 2015 an die Börse gebracht werden. Die Vorbereitungen laufen auf Hochtouren, um noch von einem möglichst günstigen Börsenumfeld profitieren zu können.

Potenziellen Anlegern soll Douglas als so genannter "pure play", also als Ein-Sparten-Unternehmen schmackhaft gemacht werden. Um auch international für Investoren attraktiv zu sein, sind dem Vernehmen nach insgesamt rund 500 Millionen Euro für Übernahmen vorgesehen. Ein Teil davon floss bereits in den Kauf des französischen Konkurrenten Nocibe. Im Nachbarland ist Douglas damit nach der Zahl der Filialen bereits zum Marktführer avanciert.

Seit Montag ist dabei eines klar: Wenn Douglas an die Börse geht, wird Christ dem Konzern nicht mehr angehören. Die Familie Kreke allerdings mag sich noch nicht ganz verabschieden. Sie will nun mit dem neuen Eigentümer 3i Gespräche aufnehmen, um einige Anteile zu erwerben und Christ weiter zu begleiten.

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