Verhandlungen mit Verdi angestrebt:Telekom weitet Angebot aus

Im Streit um die Auslagerung von 50.000 Arbeitsplätzen hat das Unternehmen ein erweitertes Angebot gemacht. Die Gewerkschaft reagiert zurückhaltend - der Streik geht unvermindert weiter.

Die Telekom hat mit einem deutlich erweiterten Angebot neue Anstöße in den Streit um die Auslagerung von 50.000 Arbeitsplätzen gebracht.

Verhandlungen mit Verdi angestrebt: Streikender Telekom-Mitarbeiter: Das Unternehmen hält zwar daran fest, 50.000 Mitarbeiter in Subunternehmen auszulagern - will jedoch mit einem "Investitionspaket für Servicekultur" bei den Streikenden punkten.

Streikender Telekom-Mitarbeiter: Das Unternehmen hält zwar daran fest, 50.000 Mitarbeiter in Subunternehmen auszulagern - will jedoch mit einem "Investitionspaket für Servicekultur" bei den Streikenden punkten.

(Foto: Foto: ddp)

Personalvorstand Thomas Sattelberger erklärte in Bonn, zu dem Vorschlag einer "Chancen- und Risikogemeinschaft" gehörten nicht nur Erfolgsprämien, sondern auch Qualifizierungsangebote und neue Karrierechancen.

Die Gewerkschaft Verdi reagierte zurückhaltend. Die Überlegungen müssten zunächst gründlich geprüft werden. Der Streik ging unterdessen unvermindert weiter. Erneut waren rund 15.000 Beschäftigte im Ausstand.

Sattelberger zeigte sich sehr zuversichtlich, dass die Verhandlungen mit Verdi in der nächsten Woche wieder aufgenommen werden könnten. Die Gewerkschaft wollte solche Hoffnungen zunächst aber nicht nähren.

"Die Ideenskizze der Telekom enthält Bestandteile, die hochproblematisch" sind", sagte Verhandlungsführer Lothar Schröder. Positiv sei jedoch, dass sich das Unternehmen in allen Punkten gesprächsbereit zeige.

"Investitionspakt für Servicekultur"

Die Telekom hält zwar an den Plänen fest, zum 1. Juli 50.000 Beschäftigte von Callcentern, Technischem Service und der Technischen Infrastruktur der Festnetzsparte T-Com in neue Subunternehmen auslagern.

Sie will auch weiterhin die Einstiegsgehälter kürzen und die Arbeitszeiten verlängern, um so bis 2010 die Kosten zwischen 500 Millionen und 900 Millionen Euro zu senken. Sie will dies der Gewerkschaft nun aber nicht nur mit einem Kündigungsschutz bis Ende 2011 und der Aussicht auf 3.000 neue Stellen schmackhaft machen.

Neu ist vor allem ein "Investitionspakt für Servicekultur". Dazu gehören nach den Worten Sattelbergers Angebote für die Qualifizierung von Mitarbeitern, neue Laufbahnpfade mit entsprechenden auch finanziellen Aufstiegsmöglichkeiten sowie eine "servicefreundliche Arbeitsumgebung" bis hin zur Gestaltung des Mobiliars am Arbeitsplatz und der Verbesserung der Computerausstattung.

Weitere Komponente in den Vorschlägen der Telekom ist nach den Worten des Personalvorstands eine Erfolgsbeteiligung. Etwa 20 Prozent des Gehalts sollen demnach variabel sein. Individuelle Erfolgsprämien sollen sich nicht nur am wirtschaftlichen Erfolg des Unternehmens bemessen, sondern auch an der durch den jeweiligen Mitarbeiter erreichten Kundenzufriedenheit. Günstigstenfalls könnten Beschäftigte damit das bisherige Einkommensniveau praktisch halten.

Prämie von 1.000 Euro

Außerdem könnte im Jahr 2011 ein Erfolgsbonus in einem "hohen zweistelligen Millionenbetrag" gezahlt werden, wenn das Unternehmen seine wirtschaftlichen Ziele erreiche, sagte Sattelberger. Für den einzelnen Beschäftigten sei eine Prämie um 1.000 Euro vorstellbar, eventuell auch mehr. Bisher will die Telekom die Grundgehälter um neun Prozent senken.

Die Arbeitszeit soll von 34 auf 38 Stunden steigen. Sattelberger betonte, alle einzelnen Bausteine des Vorschlags seien zwar nicht in der Sache, wohl aber in den Dimensionen verhandelbar. Sattelberger appellierte an die Gewerkschaft, an den Verhandlungstisch zurückzukehren.

In den nächsten Tagen gehe es um die "entscheidende Weichenstellung, ob Verdi und Telekom in Zukunft gemeinsame oder getrennte Wege" gingen. Es habe in den vergangenen Tagen "intensivste Kontakte im kleinen Kreis" gegeben, die zunehmendes Verständnis für die gegenseitigen Positionen entwickelt hätten.

Allerdings dränge auch die Zeit, erklärte der Manager. Ohne Einigung mit Verdi werde der Konzern in der kommenden Woche die förmlichen Briefe an die Beschäftigten verschicken, mit denen die Überleitung in die neuen Service- Gesellschaften angekündigt werde - zu dann deutlich schlechteren Bedingungen.

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