Süddeutsche Zeitung

Verhandlungen mit Aventis:Novartis bekennt Farbe

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Die Spekulationen haben ein Ende: Der Pharmakonzern Novartis verhandelt nun offiziell mit Aventis über einen Zusammenschluss, um die feindliche Übernahme durch Sanofi abzuwehren.

Der von einer feindlichen Übernahme bedrohte Pharmakonzern Aventis kann auf Rettung aus der Schweiz hoffen. Der Branchenriese Novartis kündigte am Freitag in Genf an, er prüfe die Möglichkeit einer Verbindung mit dem deutsch-französischen Unternehmen.

Novartis könnte so zu einem sogenannten "weißen Ritter" für Aventis bei dem Versuch werden, die Übernahme durch den französischen Konkurrenten Sanofi-Synthélabo abzuwehren. Bei einer Fusion von Aventis und Novartis entstünde voraussichtlich der zweitgrößte Pharmakonzern der Welt nach dem US-Konkurrenten Pfizer. Die deutlich kleinere Sanofi hatte Ende Januar für Aventis ein Angebot im Wert von rund 48 Milliarden Euro in bar und eigenen Aktien vorgelegt. Dies wurde von der Aventis-Führung umgehend abgelehnt.

Harter Kampf um die Gunst der Aventis-Aktionäre

Beide Seiten liefern sich seitdem über die Medien einen harten Kampf um die Gunst der Aventis-Aktionäre, die dem Sanofi-Angebot zustimmen müssten.

Aventis wollte die Angaben von Novartis nicht kommentieren. "Dem haben wir nichts hinzuzufügen", sagte ein Firmensprecher.

Der Analyst der Investmentgesellschaft DynaCapital in Zürich, Thomas Veillet, sagte, an der Börse zirkulierten Gerüchte über einen bereits ausgearbeiteten Fusionvertrag zwischen beiden Firmen.

Novartis betonte, eine Entscheidung darüber, ob eine solche Transaktion vollzogen werde oder nicht, sei noch nicht gefallen.

Sanofi-Chef Jean-François Dehecq hatte nach ersten konkreteren Gerüchten über eine Fusion mit Novartis am Donnerstag nicht ausgeschlossen, das sein Unternehmen das Übernahmeangebot nachbessern werde.

Wochenlange Spekulationen

Über einen Einstieg von Novartis wird seit Wochen spekuliert. In der französischen Presse waren hochrangige Aventis-Manager zitiert worden, die ein Zusammengehen mit Norvartis als "die bessere Wahl" bezeichneten, weil es größere Synergie-Effekte gebe und das Schweizer Unternehmen anders als Sanofi nicht durch einen Patentschutzstreit mit hohen Risiken für das Unternehmen belastet sei.

Die Aventis-Aktie erhielt durch die Novartis-Angaben einen deutlichen Schub. An der Pariser Börse kletterte das Papier gegen den Markttrend am Vormittag in den ersten beiden Handelsstunden um 1,4 Prozent auf 63,35 Euro.

Die Straßburger Aventis beschäftigt weltweit rund 69.000 Mitarbeiter, davon 9000 in Deutschland. Im vergangenen Jahr machte das aus der der deutschen Hoechst AG und Rhône-Poulenc entstandene Unternehmen einen Umsatz von 14,7 Milliarden Euro.

Rekordgewinn

Novartis mit Sitz in Basel beschäftigt weltweit 78.500 Mitarbeiter in 140 Ländern. Im vergangenen Jahr machte das Unternehmen einen Umsatz von 24,9 Milliarden Dollar (20,3 Milliarden Euro). Dabei wies Novartis einen Rekordgewinn von fünf Milliarden Dollar aus. Eine der größten Hürden wäre bei einer Fusion wahrscheinlich die Zustimmung der Wettbewerbshüter in der EU.

Sanofi meldete dort am 9. März seine geplante Übernahme an, wie am Freitag in Brüssel mitgeteilt wurde. Die EU-Kommission hat nun bis zum 15. April Zeit, mögliche Bedenken gegen den Zusammenschluss zu äußern. Sanofi machte im vergangenen Jahr einen Umsatz von 6,9 Milliarden Euro und war damit die Nummer 15 in der Welt.

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