Unternehmenserbin Verena Bahlsen hat sich für ihre Aussagen zu Zwangsarbeitern bei Bahlsen entschuldigt. In einer persönlichen Erklärung spricht sie von unbedachten Äußerungen sowie einem Fehler. "Nichts liegt mir ferner, als den Nationalsozialismus und seine Folgen zu verharmlosen", betonte die 26-Jährige.
Sie habe auch erkannt, dass sie sich intensiver mit der Historie des Unternehmens, dessen Namen sie trägt, beschäftigen müsse: "Als Nachfolgegeneration haben wir Verantwortung für unsere Geschichte; ich entschuldige mich ausdrücklich bei all denen, deren Gefühle ich verletzt habe." Verena Bahlsen hatte der Bild-Zeitung erklärt, es sei nicht in Ordnung, sie mit der Zwangsarbeit in der Zeit des Nationalsozialismus in Verbindung zu bringen: "Das war vor meiner Zeit und wir haben die Zwangsarbeiter genauso bezahlt wie die Deutschen und sie gut behandelt." Damit hatte sie öffentliche Entrüstung und bissige Kommentare in den sozialen Medien ausgelöst.
Für ihr Berliner Start-up gab es viel öffentliches Lob
Noch vor Kurzen hatte ihr Vater Werner M. Bahlsen öffentlich erklärt: "Die Firma darf kein Spielfeld für Unternehmerkinder sein." Die traditionsreiche Gruppe mit einem Jahresumsatz von knapp 560 Millionen Euro feiert dieses Jahr 130-jähriges Bestehen. Vor fast genau einem Jahr hatte der bisherige Firmenlenker seinen Rückzug aus dem Tagesgeschäft des weltweit bekannten Keks-Imperiums bekanntgegeben und die Führung an ein vierköpfiges Manager-Team übergeben. Der Grund: Er will seinen vier Kindern Zeit zum Entwickeln geben.
Verena Bahlsen macht das, was ihr Vater für eine wesentliche Eigenschaft der Keks-Dynastie hält: Trends von morgen nachspüren. Sie gründete vor zwei Jahren das Berliner Start-up Hermann's, benannt nach ihrem Urgroßvater, dem Unternehmer Hermann Bahlsen. Mit ihrem Team untersucht sie Lebensmittel-Trends, lässt innovative Zutaten in einer offenen Restaurantküche testen. Dahinter steht für sie der Gedanke, dass die Welt von heute nicht nachhaltig ist. Hermann's baut ein Netzwerk auf, das Industrie, Handel und Food-Innovatoren zusammenbringt. Dafür gab es auch viel öffentliches Lob.
Es folgten zudem Einladungen wie die auf einen Marketing-Kongress in Hamburg, wo sie eine offensichtlich launig gemeinte, aber auf wenig positive öffentliche Resonanz gestoßene Rede über Nachhaltigkeit in der Wirtschaft hielt. Dort sagte sie unter anderem: "Ich scheiß' auf Wirtschaft, wenn Wirtschaft nicht ein Vehikel ist, um uns als Gesellschaft nach vorn zu bringen." Dass letztendlich eine Debatte über deutsche Geschichte und Zwangsarbeiter im Nationalsozialismus sowie die Rolle des Unternehmens Bahlsen daraus geworden sei, bedauere sie sehr, schrieb sie jetzt. Das sei nie ihre Absicht gewesen. "Dass ich die Debatte später durch unbedachte Äußerungen verstärkt habe, war ein Fehler. Das tut mir leid."