Vereinigte Staaten:Die US-Wirtschaft schrumpft dramatisch

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Die Krise schlägt voll durch: Die US-Konjunktur ist im vierten Quartal so stark eingebrochen wie seit fast drei Jahrzehnten nicht.

Im vierten Quartal schrumpfte das Bruttoinlandsprodukt (BIP) mit einer auf das Jahr hochgerechneten Rate von 3,8 Prozent, wie das US-Wirtschaftsministerium am Freitag auf Basis vorläufiger Berechnungen mitteilte. Dies entspricht einem Minus im Vergleich zum Vorquartal von 0,7 Prozent.

Die US-Wirtschaft schrumpft dramatisch - allerdings nicht schon schlimm wie befürchtet (Foto: Foto: AFP)

Die Wirtschaftsleistung ging damit so stark zurück wie seit Anfang 1982 nicht mehr, weil Verbraucher und Unternehmen ihre Ausgaben stark zurückfuhren. Im Gesamtjahr 2008 ergab sich hingegen ein Plus beim BIP von 1,3 Prozent. Das war der niedrigste Zuwachs seit 2001.

Analysten hatten für das vierte Quartal im Schnitt mit einem noch stärkeren Einbruch um - auf das Jahr hochgerechnete - 5,4 Prozent gerechnet.

Konsum fällt zweites Quartal in Folge

Erstmals seit fast 20 Jahren ging der private Konsum, der zwei Drittel der Wirtschafsleistung ausmacht, in zwei Quartalen in Folge zurück. Besonders stark hielten sich die Verbraucher bei der Anschaffung von langlebigen Gütern wie Autos und Möbel zurück. Die Ausgaben schrumpften um mehr als ein Fünftel.

Analysten verwiesen darauf, dass der Lageraufbau den Wachstumseinbruch abgemildert habe. "Die Lagerbestände von unverkauften Gütern haben sich vergrößert, in vorigen Quartalen hatten wir hingegen einen Abbau der Läger", sagte Nigel Gault von Global Insight.

Die USA stecken seit mehr als einem Jahr in der Rezession. Die Finanzkrise hat die größte Volkswirtschaft der Welt in die tiefste wirtschaftliche Schwächephase seit den 30er Jahren gestürzt. Die Notenbank stemmt sich mit einer Quasi-Nullzinspolitik gegen den Abschwung.

Die Regierung unter dem neuen Präsidenten Barack Obama hat zudem ein 825 Milliarden schweres Konjunkturpaket auf den Weg gebracht, das die Folgen der Finanz- und Immobilienkrise abfedern soll. Mehr als eine halbe Billion Dollar entfallen auf Ausgaben zur Schaffung von Arbeitsplätzen.

Die Zeit drängt, denn zuletzt haben sich die Hiobsbotschaft aus der Wirtschaft gehäuft: Die Auftragslage der Industrie verschlechtert sich zusehends. Auch die Dienstleister, die einen Großteil der US-Wirtschaftsleistung stellen, leiden massiv unter der Krise.

Im Zuge der Rezession droht den USA daher auch 2009 ein massiver Arbeitsplatzabbau. Im Jahresverlauf könnten weitere zwei Millionen Stellen wegfallen, wie das Forschungsinstitut Conference Board warnte. 2008 verloren bereits rund 2,6 Millionen Menschen in den USA ihre Arbeit. Mehr waren es zuletzt 1945 mit 2,75 Millionen.

© sueddeutsche.de/Reuters/hgn/tob - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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