ReisebrancheVerdi fordert 19,5 Prozent mehr Lohn für Touristiker

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Im Reisebüro sind die Gehälter besonders niedrig.
Im Reisebüro sind die Gehälter besonders niedrig. (Foto: Sebastian Kahnert/dpa)

Die Forderung der Gewerkschaft Verdi wirkt überzogen. Aber die Tarifgehälter in der Reisebranche wurden seit Jahren nicht angehoben.

Die Tourismusbranche hat seit Jahren ein Gehaltsproblem, doch der Druck, mehr zu zahlen, wächst. Die Gewerkschaft Verdi fordert nun eine Erhöhung aller Gehälter um 19,5 Prozent, mindestens aber 550 Euro brutto bei einer Laufzeit vom 1. Januar 2025 bis zum 31. Dezember 2025.

Was nach einer ambitionierten Forderung klingen mag, ist aus Sicht der Tarifkommission der Gewerkschaft notwendig, um den hohen Reallohnverlust der vergangenen Jahre auszugleichen. Wie das touristische Fachmagazin fvw berichtet, wurde die letzte Einigung über einen Gehaltstarif zwischen der Dienstleistungsgewerkschaft Verdi und der DRV-Tarifgemeinschaft im Jahr 2018 getroffen. Die DRV-Tarifgemeinschaft vertritt als Arbeitgeberverband die Interessen ihrer Mitglieder aus der deutschen Reisebüro- und Veranstalter-Branche. In der Pandemie sind die Verhandlungen mit Verdi zum Erliegen gekommen und seitdem noch keine Einigung erzielt worden.

Die Konsequenz aus den stagnierenden Verhandlungen sind Gehälter, die oft als so schlecht empfunden werden, dass gut ausgebildete Fachkräfte die Touristik verlassen und in anderen Branchen nach angemessener bezahlten Stellen suchen.

Einstiegsgehälter von 2142 Euro brutto

Besonders niedrig sind die Tarifgehälter im stationären Vertrieb. Die Mitarbeitenden in den Reisebüros haben meist eine fundierte Ausbildung und technische Expertise. Laut Tarifvertrag bekommen Berufsanfänger aber nur 2142 Euro brutto im Monat. Als Büroleiter winkt ihnen ein Einstiegsgehalt von 2730 Euro. In der Gruppe der Top-Verdiener, in der laut fvw zum Beispiel Ausbildungsleiter, Einkäufer oder eingruppiert sind, verdient ein Angestellter nach acht Jahren monatlich 4133 Euro brutto.

Dass die seit sieben Jahren nicht mehr angepassten Gehälter in Zeiten hoher Inflation nicht mehr zeitgemäß sind, darin sind sich die Arbeitgeber- und Arbeitnehmerseite einig. Wie fvw berichtet, empfiehlt die DRV-Tarifgemeinschaft ihren Mitgliedern daher, die Gehälter im Reisevertrieb in zwei Schritten um insgesamt sieben Prozent anzuheben. Verdi hält das für deutlich zu niedrig und argumentiert, dass der Reallohnverlust seit 2020 bei mehr als 20 Prozent liege. Die nächste Verhandlungsrunde ist für den 29. April angesetzt.

Nicht alle Arbeitgeber in der Branche sind von den Tarifverhandlungen betroffen. Deutschlands zweitgrößter Veranstalter Dertour, der zur Rewe-Gruppe gehört, hält zwar an dem Tarifvertrag fest, hat aber laut fvw eigenständig zusätzliche Gehaltserhöhungen mit Verdi vereinbart. Deshalb liegt beispielsweise das Einstiegsgehalt in einem Dertour-Reisebüro etwa 120 Euro über dem DRV-Tarifvetrag.

Europas größter Reiseveranstalter Tui setzt komplett auf einen eigenen Firmentarifvertrag. Dieser wird ebenfalls mit Verdi verhandelt, der aktuellste Tarifabschluss ist im Herbst vergangenen Jahres vereinbart worden.

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