Für Sarasin soll sich das Einwerben der Kundengelder aber auch aus anderen Gründen rentiert haben. Sarasin habe sich für den Vertrieb der Anleihen "Provisionen gewähren lassen", heißt es in der Beschwerde der Anleger. Diese seien dann jedoch nicht als Provisionen, sondern anderweitig verrechnet worden. Dabei hatten sich vorsichtige Anleger noch schriftlich versichern lassen, dass die Bank keinerlei Provisionen für die von ihr empfohlenen Anlagen bekomme, "um von vornherein Interessenskollisionen zu vermeiden".
Eine Bank, die einem Unternehmen Millionenkredite zuschanzt und Anlegern gleichzeitig im großen Stil dessen Anleihen ins Depot bucht? Eine Bank, die dafür verborgene Provisionen erhalten haben soll, gar vom Unternehmen, das so dringend Geld braucht? Schon das wäre wohl ein einmaliger Vorgang in der Finanzwelt, aber die letzte Pointe im Fall Windreich ist das noch nicht.
Nach Angaben aus Unternehmenskreisen soll die Bank nicht nur bei der Finanzierung von Windreich eine maßgebliche Rolle gespielt haben, sondern auch beim drohenden Untergang der Firma. Der unbekannte Gläubiger, der im August 2013 als erster Insolvenzantrag stellte, soll ausgerechnet die Bank Sarasin gewesen sein. Ein Antrag, der aus Sicht von Gründer Balz ein unnötiger Genickschlag war: "Zum Zeitpunkt des Insolvenzantrags hatten wir eine Brückenfinanzierung von 25 Millionen Euro besiegelt", sagt Balz. Der Verkauf eines Windparks habe sich abgezeichnet. "Windreich hatte beste Chancen, zu überleben", glaubt Balz.
Stimmen die Vorwürfe, dann hätte ausgerechnet die Bank, die ihre Anleger im großen Stil in Windreich-Investments getrieben haben soll, maßgeblichen Anteil an der Pleite. Warum um alles in der Welt, fragen sich selbst betroffene Anleger, sollte eine Bank das mit einer Firma tun, deren Überleben zumindest möglich schien?
"Mein Lebenswerk ist zerstört"
Finanzexperten haben für diesen Verdacht ein einfache Erklärung: Die Bank könne als Gläubiger bei einer Insolvenz leichter an ihr Geld kommen als bei einer zähen und langwierigen Sanierung. Sie werde in diesem Fall besser gestellt als jene Anleger, denen sie Anleihen vermittelt habe. Die Rückzahlung des Darlehens sei angesichts der Vermögenslage von Windreich so gut wie sicher. Die Anleger hingegen müssten nun zittern.
Sarasin wollte einen Fragenkatalog der SZ zu den Vorwürfen nicht kommentieren. Balz bestreitet, dass Windreich beim Vertrieb der Anleihen mit Provisionen nachgeholfen habe: "Windreich hat an Sarasin keine Provisionen gezahlt." Es sei auch nichts dergleichen "anderweitig verrechnet worden", erklärt Balz.
Die Ereignisse um die Bank und die Öko-Firma könnten ein juristisches Nachspiel haben. Die Staatsanwaltschaft Stuttgart ermittelt wegen der Windreich-Pleite. Und angeblich hintergangene Anleger verlangen Schadenersatz von Sarasin. Die ersten 15 Bank-Kunden machen allein 1,3 Millionen Euro geltend. Sollte Sarasin einen Vergleich ablehnen, dann will Anwalt Rotter im Sommer einen Musterprozess starten. Die geforderte Schadensersatzsumme könne sich bis dahin noch deutlich erhöhen, sagt Rotter.
Was auch immer bei der Justiz herauskäme, Firmengründer Balz kann auf die Zukunft von Windreich nur hoffen. Ihm schwant: "Mein Lebenswerk ist zerstört."