Verdacht auf Steuerhinterziehung:Staatsanwaltschaft ermittelt gegen EnBW

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Dubiose Geschäftsbeziehungen nach Russland könnten den Verantwortlichen des Energiekonzerns EnBW zum Verhängnis werden: Im Zusammenhang mit den Deals sollen sie nicht nur die Steuerbehörden getäuscht haben. Es geht auch um die mögliche Veruntreuung von Firmengeldern.

Die dubiosen Russlandgeschäfte des baden-württembegischen Energieriesen EnBW beschäftigen nun auch die Staatsanwaltschaft: Wegen des Verdachts der Steuerhinterziehung und der Untreue hat die Behörde Ermittlungen gegen aktuelle und ehemalige Verantwortliche des Konzerns aufgenommen. Es gebe "konkrete Anhaltspunkte" für fehlerhafte Steuererklärungen in den Jahren zwischen 2001 und 2008, hieß es in einer Pressemitteilung.

Laut Staatsanwaltschaft geht es um die "sogenannten Russlandgeschäfte" des Konzerns. EnBW steht wegen Deals mit dem russischen Lobbyisten Andrej Bykow in der Kritik. Das Unternehmen hatte dessen Schweizer Firma Eurepa 2001 damit beauftragt, Brennelemente aus den Beständen des russischen Atomministeriums zu beschaffen. Das Unternehmen selbst spricht bislang von einem Handelsvolumen im Umfang von 280 Millionen Euro - dabei könnte es sich nach SZ-Recherchen aber um eine Summe von mehr als 400 Millionen Euro handeln. 130 Millionen davon hat EnBW in Schiedsgerichtsverfahren zurückgefordert. Vier Manager aus dem eigenen Haus, die in die Geschäfte involviert waren, hat man auf mehr als 100 Millionen Euro Schadenersatz verklagt.

Die Zahlungen an Bykow seien laut Staatsanwaltschaft in den Steuererklärungen von EnBW fälschlicherweise als Betriebsausgaben aufgeführt worden. Außerdem besteht der Anfangsverdacht, dass die Verantwortlichen 2007 und 2008 insgesamt 59 Millionen Euro veruntreut haben könnten.

Der jetzige EnBW-Chef Hans-Peter Villis sei nicht Ziel der Ermittlungen, sagte ein Sprecher der Staatsanwaltschaft der Nachrichtenagentur dpa. Die Süddeutsche Zeitung hatte am Donnerstag berichtet, dass Villis selbst weitreichendere geschäftliche Beziehungen zu Bykow gepflegt hatte als bislang bekannt. Bykow war demnach unter Villis in Pläne für ein Riesengeschäft einbezogen - bevor der EnBW-Chef Ermittler einschaltete, um die russischen Rätsel im eigenen Haus zu klären. Villis lässt seit 2009 die EnBW-Geschäfte mit Bykow und dessen Schweizer Firmen durchleuchten.

© Süddeutsche.de/dpa/bero - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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