Süddeutsche Zeitung

Verbraucherschutz:Kritik am Daten-Handel der Post

Auch das ehemalige Unternehmen des Ex-Telekom-Aufsichtsratschefs Zumwinkel muss sich der Kritik von Datenschützern stellen: Die Post gehört zu den größten Händlern von Kundendaten in Deutschland.

Nina Jauker

Die Deutsche Post wird kritisiert, weil sie die Daten ihrer Kunden verkauft. Bis vor kurzem wurde die Post von Klaus Zumwinkel geführt, der als Ex-Aufsichtsratschef der Telekom nun in den Spitzelskandal verwickelt zu sein scheint - die Staatsanwaltschaft Bonn ermittelt bereits gegen ihn.

Kritik von Verbraucherschützern

Die Telekom soll unter anderem Bankdaten von Journalisten und Aufsichtsräten der Arbeitnehmerseite ausgespäht haben. Ironie der Geschichte: Der Ex-Post-Chef Zumwinkel stürzte selbst über geklaute Bankdaten, die seine Steuerhinterziehung in Liechtenstein offen legten.

Zumwinkels ehemaliges Unternehmen spielt im Adresshandel seit Jahren ganz vorne mit. Verbraucherschützer kritisieren dieses Geschäftsmodell. Die Post habe die Aufgabe, Briefe zuzustellen, und nicht, mit den Adressen zu handeln, die sie dazu brauche, sagte Christian Fronczak von der Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv) der Thüringer Allgemeinen.

Post: Legale und übliche Leistung

Die Post distanzierte sich energisch von jedem Vergleich mit den Vorfällen bei der Telekom. "Hier handelt es sich in keiner Weise um Spionage, sondern um öffentlich zugängliche Daten, die legal und regulär von vielen Adressdienstleistern verwendet werden," sagte Post-Sprecher Dirk Klasen zu sueddeutsche.de. Es handele sich nicht um eine "massenhafte Datensammlung", sondern um eine seit Jahren übliche Leistung, die von der werbetreibenden Wirtschaft nachgefragt werde.

Der Adresshandel helfe, Streuverluste zu vermeiden. Durch die Datensammlung würden Kunden nicht von Werbesendungen überschwemmt, die sie nicht interessieren - "der klassische Fall ist der Hochhaus-Bewohner, der Werbung für einen Rasenmäher bekommt."

Dem Zeitungsbericht zufolge verfügt die Deutsche Post über 57 Millionen Datensätze, die sie an Versandhäuser, Autohändler oder Lotterien verkauft. "Ja, wir sammeln die Daten und es sind nicht nur Adressen", bestätigte Klasen der Zeitung.

"Es minimiert die Werbeflut"

Die Post bediene sich in Datenbanken mit Informationen aus Katalogbestellungen, Befragungen oder der Anmeldung für Kundenkarten, sagte er. Dort seien auch Angaben zu Einkommen, Beruf, Kindern oder Hobbys zu finden. Computerprogramme ermöglichten es, die Gruppe der Besserverdienenden herauszufiltern.

Diese Angaben lässt die Post dem Bericht zufolge von ihrer Tochter Deutsche Post Direkt GmbH zusammentragen, aktualisieren und verkauft sie dann vorzugsweise an Händler, die Verbraucher direkt anschreiben.

Datenschutz-Vorschriften werden eingehalten

Es gehöre zum Wettbewerb im Bereich Adresshandel, die unterschiedlichen Daten so aufzubereiten, dass ihr Wert steige, sagte Klasen am Freitag. "Ein Versandhaus wird seine Daten mit den Post-Datensätzen abgleichen, bevor es seine Kataloge verschickt - um sicherzustellen, dass die Adressen der Katalogbezieher aktuell sind. Das ist eine typische Dienstleistung. Unterm Strich minimiert es die Zahl unnötiger Werbematerialien im Briefkasten."

Alles geschehe im Rahmen des Datenschutzes, versicherte der Post-Sprecher. "Jeder Kunde entscheidet selbst, ob er seine Daten weitergeben will." Auf den Nachsendeaufträgen der Deutschen Post sei ein Formularfeld enthalten, in dem der Kunde angeben kann, ob seine Daten für andere Zwecke weiterverwendet werden dürfen.

Fronczak von der vzbv sagte in der Thüringer Allgemeinen, wenn die Datensammlung über die bloße Anschrift hinausgehe, dann sei das "mehr als bedenklich".

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