Verbraucherschutz:Aufklären und abmahnen

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Verbraucherschützer Klaus Müller ist zufrieden mit der Bilanz der neuen Marktwächter. (Foto: Daniel Naupold/dpa)

Eine Bank ohne Lizenz, ein dubioses Vergleichsportal: Verbraucherschützer sammeln Tausende Beschwerden.

Eine Bank, die gar keine Lizenz hat, ein Vergleichsportal, das nicht gerade günstige Preise anzeigt: Solche Fälle sammeln zwei neue Schwerpunktstellen der Verbraucherzentralen - und schreiten ein. Seit dem Start vor 18 Monaten erhielten die Marktwächter Finanzen und Digitale Welt über 6800 Hinweise zu fragwürdigen Anbietern oder Maschen, wie der Verbraucherzentralen Bundesverband (vzbv) am Donnerstag mitteilte.

Die Wächter veröffentlichen Warnungen für Verbraucher, mahnen Unternehmen ab und gehen Problemen auf den Grund. Die Marktwächter Finanzen und Digitale Welt waren im März 2015 mit Unterstützung des Bundesverbraucherministeriums gestartet. Seitdem sammelten sie aus über einer halben Million Anfragen und Beratungen in den Verbraucherzentralen mehr als 6800 auffällige Meldungen und werteten sie aus. Das seien etwa Fälle mit hohem Schaden für Verbraucher oder besonders häufig auftretende Fälle, aber auch neue Themenfelder, wie der vzbv mitteilte.

Bei der Feststellung von Problemen bleibt es nicht: Die Marktwächter gaben zum Beispiel in diesem Jahr bereits sechs Warnungen heraus, um auf bestimmte Missstände aufmerksam zu machen - etwa vor nutzlosen Dienstleistern, die Rückabwicklungen von Versicherungen anbieten. In einer zunehmenden Zahl von Fällen hatte sich gezeigt, dass die angebliche Hilfestellung kaum Mehrwert für die Kunden bietet. In zwölf Fällen mahnten die Verbraucherschützer Unternehmen ab - etwa einen Homeshopping-Anbieter wegen irreführender Werbung.

Die Marktwächter Finanzen und Digitale Welt untersuchten zudem sieben Probleme näher, etwa indem sie verdeckt einkaufen gingen oder Verbraucher befragten. Im Ergebnis kamen sie so zu dem Schluss, dass die jährlichen Standmitteilungen von Lebensversicherungen oft zu intransparent sind oder dass jeder vierte Internetnutzer über Probleme mit Streaming-Diensten klagt. "Der Dreiklang aus Warnen, über Risiken aufzuklären und Verbraucherinnen und Verbraucher zu schützen, zeigt Wirkung", erklärte Ulrich Kelber (SPD), Parlamentarischer Staatssekretär im Verbraucherministerium. "So funktioniert eine wirkungsvolle, realitätsnahe und gut verzahnte Verbraucherschutzpolitik." Auch vzbv-Chef Klaus Müller zeigte sich zufrieden: "Die Marktwächter wirken", erklärte er. Bereits nach kurzer Projektlaufzeit habe sich gezeigt, "dass wir den Verbraucherschutz deutlich stärken können". Banken und Sparkassen forderten, in Zukunft müssten vor Veröffentlichung von Missständen alle relevanten Interessengruppen angehört werden. So könne auch die Finanzindustrie ihren Teil zur Fortentwicklung des finanziellen Verbraucherschutzes beitragen.

© SZ vom 26.08.2016 / AFP - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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