Verbraucherpreise:Inflation fällt deutlich

Mario Draghi

Ziel verfehlt: Kurz vor dem Abschied von Mario Draghi von der EZB fiel die Inflation auf ein Mehrjahrestief.

(Foto: Francisco Seco/AP)

Die fallenden Energiepreise drücken den wichtigen Index in der Euro-Zone - trotz der Bemühungen der EZB.

So sehr sich die Europäische Zentralbank auch bemüht: Die Inflation steigt nicht. Kurz vor dem Abschied von Mario Draghi von der Europäischen Zentralbank fielt der Wert sogar auf ein Mehrjahrestief. Die Verbraucherpreise in der Euro-Zone legten im September lediglich noch um 0,9 Prozent zu. Das ist der niedrigste Wert seit November 2016, wie die europäische Statistikbehörde Eurostat am Dienstag in einer Schnellschätzung mitteilte. Die EZB strebt mittelfristig eine Teuerung von knapp zwei Prozent an. Sie verfehlt dieses Ziel jedoch seit langem. Teil des auch intern umstrittenen Maßnahmenpakets ist es, wieder Anleihen in großem Stil zuzukaufen.

Die EZB hatte bis Ende Dezember 2018 bereits Papiere im Volumen von 2,6 Billionen Euro erworben, bevor sie dazu überging, nur noch auslaufende Anleihen zu ersetzen. Von November an sollen nun Monat für Monat wieder Zukäufe im Umfang von 20 Milliarden Euro hinzukommen. "Auch wenn es hart klingt: Die von EZB-Chef Draghi all die Jahre propagierte expansive Geldpolitik lief gemessen an der Preisentwicklung ins Leere", meint Ökonom Thomas Gitzel von der VP Bank in Liechtenstein.

Auch innerhalb der Notenbank ist der Kurs des scheidenden EZB-Chefs umstritten. Bundesbankchef Jens Weidmann warf dem Italiener offen vor, mit dem Maßnahmenpaket über das Ziel hinausgeschossen zu sein. Auch der jüngst angekündigte vorzeitige Rückzug von EZB-Direktorin Sabine Lautenschläger wird von Beobachtern mit Differenzen zwischen der Deutschen und dem EZB-Präsidenten in Verbindung gebracht, da sie keinen Hehl aus ihrer Ablehnung einer noch lockereren Geldpolitik gemacht hatte. EZB-Chefökonom Philip Lane will jedoch nichts von Grabenkämpfen in der Notenbankspitze wissen. Es gebe lediglich unterschiedliche Ansichten "über Details der Geldpolitik", sagte er jüngst.

Für Anleger und Konsumenten hat die niedrige Inflation auch Vorteile. Steigen die Preise nur um 0,9 Prozent, sind Sparer schon bei einer Rendite von 1,0 Prozent an im Plus. Und wenn das eigene Gehalt beispielsweise um 1,4 Prozent steigt, bleibt bei dieser Inflation ein reales Plus von 0,5 Prozent, um mehr einzukaufen.

Auf die Inflationsrate drückten im September insbesondere die Energiepreise. Sie verbilligten sich um 1,8 Prozent und damit drei Mal so stark wie im August. Unverarbeitete Lebensmittel verteuerten sich lediglich um 0,7 Prozent. Dienstleistungen kosteten 1,5 Prozent mehr.

Draghi übergibt nächsten Monat das EZB-Spitzenamt an die Französin Christine Lagarde. Dass er auf seiner letzten Sitzung am 24. Oktober noch neue Maßnahmen auf den Weg bringt, gilt quasi als ausgeschlossen, prophezeien EZB-Beobachter.

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