Verbraucher:Wie Spender seriöse Organisationen erkennen

Düsseldorf (dpa/tmn) - Ob für Menschen in Not, bedürftige Kinder oder kulturelle Anliegen - viele Bundesbürger spenden für einen guten Zweck. Eine wichtige Frage: Kommt das Geld auch dort an, wo es benötigt wird?

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Düsseldorf (dpa/tmn) - Ob für Menschen in Not, bedürftige Kinder oder kulturelle Anliegen - viele Bundesbürger spenden für einen guten Zweck. Eine wichtige Frage: Kommt das Geld auch dort an, wo es benötigt wird?

Das Problem: Nicht jede Organisation, die verspricht, Gutes zu bewirken, ist so seriös, wie sie sich gibt, erklärt die Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen. Spenden sollten deshalb nicht allzu leichtgläubig verteilt werden.

Ein Hinweis auf eine seriöse Organisation ist das Siegel des Deutschen Zentralinstituts für soziale Fragen (DZI). Trägt ein Spendenaufruf das Logo, ist garantiert, dass die Organisation eindeutig und sachlich wirbt, sparsam wirtschaftet und außerdem nachprüfbar ausweist, wie das Geld der Spender verwendet wird.

Wichtig zu wissen: Geprüft werden nur Hilfswerke, die sich selbst beim DZI melden und die Kosten für die Prüfung zahlen. Kleinere Organisationen sparen sich dies oft. Wenn ein Verein in der Liste fehlt, muss das also nicht bedeuten, dass er unseriös ist.

Faktencheck: Spenden - wie viel Geld kommt an?

- Behauptung: Von Spenden kommt kaum etwas bei Hilfsbedürftigen an.

- Bewertung: Nicht haltbar. Wie viel Geld für die Projektarbeit eingesetzt wird, hängt davon ab, welcher Organisation man spendet.

- Fakten: "Der weitaus größte Teil der Organisationen in Deutschland arbeitet seriös", urteilt Burkhard Wilke, der wissenschaftliche Leiter des Deutschen Zentralinstituts für soziale Fragen (DZI). Das Institut vergibt ein anerkanntes Spenden-Siegel für gemeinnützige Organisationen. Aktuell dürfen 231 das Siegel tragen.

Eine wichtige Anforderung ist, dass eine Organisation ihre Mittel nachweislich sparsam verwendet. Bedeutet: Die Ausgaben für Werbung und Verwaltung betragen in der Regel nicht mehr als 30 Prozent der gesamten Ausgaben. Tatsächlich liegen sie bei den aktuellen Siegel-Trägern durchschnittlich bei 13 Prozent, so Wilke. Weitere Kriterien für das Siegel sind wahre, sachliche Werbung sowie ein unabhängiges Aufsichtsorgan.

Hilfsorganisationen mit Siegel

Unter den Siegel-Trägern sind viele große Hilfsorganisationen wie etwa das Deutsche Rote Kreuz, Ärzte ohne Grenzen und die Deutsche Welthungerhilfe. Letztere wird in der Datenbank des DZI als Organisation mit niedrigen Werbe- und Verwaltungskosten geführt. Ein Blick in den Jahresabschluss 2017 bestätigt dies: Von den gesamten Ausgaben der Welthungerhilfe gingen 92,8 Prozent direkt an Projekte (Projektförderung und Projektbegleitung). Weitere 1,5 Prozent flossen in die Bildungs- und Aufklärungsarbeit. Und nur 5,7 Prozent wurden für Werbung und Verwaltung ausgegeben.

Das DZI überprüft nur Vereinigungen, die in den vergangenen beiden Geschäftsjahren mindestens 25.000 Euro jährlich eingenommen haben. Kleine, regional arbeitende Vereinigungen mit geringeren Einnahmen können das Siegel also nicht beantragen. Auch das Logo der "Initiative Transparente Zivilgesellschaft" ist ein guter Anhaltspunkt dafür, dass eine gemeinnützige Organisation grundlegende Transparenz-Kriterien erfüllt.

Unabhängig vom Siegel bewertet das DZI die Arbeit von Hilfsorganisationen. So rät das Institut derzeit bei 23 Organisationen vom Spenden ab. Dabei beruft es sich etwa darauf, dass aussagekräftige Informationen über die Arbeit einer Vereinigung nicht zugänglich sind. Oder aber es gab wiederholt Hinweise, dass eine Organisation beim Spendensammeln unangemessen vorgeht.

Kontrolle von Spenden-Sammlern

Apropos Sammeln: Ernsthafte Hürden für das Bitten um Spenden auf der Straße oder an der Haustür gibt es in nur drei Bundesländern. In Rheinland-Pfalz, im Saarland und in Thüringen braucht man dafür eine Genehmigung. Festgelegt ist das in Sammlungsgesetzen. Die restlichen Länder schafften diese im Laufe der Zeit ab. Allerdings bedeutet die fehlende Aufsicht nicht automatisch, dass auf der Straße vor allem unseriöse Organisationen unterwegs sind. Betrug sei grundsätzlich bei allen Formen des Spenden-Sammelns möglich, so Wilke.

Nichtsdestotrotz begrüßt das DZI eine Kontrolle wie in Rheinland-Pfalz. Dort erlasse die Aufsichtsbehörde regelmäßig Sammlungsverbote, wodurch die Bevölkerung vor unseriösen Organisationen geschützt werde. Im Bundestag wurde indes im vergangenen Jahr ein Antrag der Grünen-Fraktion abgelehnt, der unter anderem darauf abzielte, in allen Bundesländern eine Sammlungsaufsicht nach dem Vorbild von Rheinland-Pfalz zu etablieren.

Wie viele Deutsche spenden?

In Deutschland gibt es nach einer aktuellen Untersuchung immer weniger, aber dafür großzügigere Spender. Rund 16,5 Millionen Privatleute gaben von Jahresbeginn bis Ende September etwa 3,3 Milliarden Euro an gemeinnützige Organisationen und Kirchen. Das geht aus einer Erhebung im Auftrag des Deutschen Spendenrates hervor, die in Berlin vorgestellt wurde.

Damit gebe es zwar eine halbe Million weniger Spender als im Vorjahreszeitraum, aber ein Einnahmenplus von sechs Prozent, teilte der Verband mit. Er rechnet mit einem "sehr guten" Ergebnis von 5,4 bis 5,5 Milliarden Euro bis Ende 2018 - das wäre mehr als in den beiden Vorjahren.

Die meisten Spender seit Beginn der Erhebung - 29,9 Millionen - waren im Vergleichszeitraum 2005 erfasst worden. Diese Zahlen standen noch unter dem Einfluss des Tsunamis in Thailand Ende 2004 und wurden seitdem nicht annähernd wieder erreicht. Schrumpfende Einnahmen verzeichnen der Untersuchung zufolge insbesondere konfessionelle Organisationen. Am meisten spenden Menschen über 70 Jahre.

Wofür und wie viel spenden die Deutschen?

Anhand monatlicher Selbstauskünfte von 10.000 Deutschen ab zehn Jahren beziffert der Deutsche Spendenrat die durchschnittliche Spende auf 35 Euro (Vorjahre: schwankend zwischen 26 bis 35 Euro). Drei Viertel des gesamten Spendenaufkommens flossen laut Angaben in die humanitäre Hilfe.

Unter den Ereignissen, die in den vergangenen Monaten zu Spenden führten, nennt der Spendenrat etwa die Dürre in Afrika zu Jahresbeginn, die Überflutungen in Indien im August sowie den Taifun auf den Philippinen im September. Ein Viertel der Spender ist aber auch ohne besonderen Anstoß bereit, etwas zu geben.

Einen Spendenrekord von 5,5 Milliarden Euro hatte es 2015 gegeben. Unter anderem die Ankunft vieler Flüchtlinge in Deutschland hatte die Hilfsbereitschaft steigen lassen. Seitdem gingen die Spenden an Flüchtlinge wieder zurück. Zuwächse - ausgehend von niedrigen Niveaus - gab es nun im Vergleich zu den Ergebnissen von vor einem Jahr bei Zwecken wie Sport, Umwelt- und Naturschutz sowie Tierschutz.

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