Verbessertes Konsumklima:Kauflust schlägt Krisenfrust

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Niedrige Preise machen es möglich: Die Deutschen kaufen munter gegen die Krise an. Doch zugleich sinken die Realeinkommen.

Die Verbraucherstimmung in Deutschland zeigt wieder leicht nach oben - und das, obwohl die Realeinkommen sinken. Nach Monaten der Stagnation erwartet die Gesellschaft für Konsumgüterforschung (GfK) für den Juli wieder einen leichten Aufwärtstrend.

Trotz Krise und sinkender Realeinkommen: Die Deutschen lassen sich das Einkaufen nicht vermiesen. (Foto: Foto: istock)

Bei den Bürgern wachse die Hoffnung auf eine Stabilisierung der Konjunktur, teilte die GfK mit. Ein Grund dafür sei der noch immer recht robuste Arbeitsmarkt. Positive Wirkung auf das Konsumklima zeigten auch die zuletzt bei null liegende Inflationsrate und die deutliche Rentenerhöhung, die zum 1. Juli ansteht.

Realeinkommen gesunken

Dieses Ergebnis ist überraschend, weil sich die Krise stark auf die Realeinkommen der Beschäftigten auswirkt. Nach Berechnungen des Statistischen Bundesamtes sind die Löhne und Gehälter der Arbeitnehmer im Verhältnis zu den Preisen im ersten Quartal des Jahres um 0,4 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum gesunken. Vor allem die reduzierten Sonderzahlungen und die Einkommensverluste wegen der verbreiteten Kurzarbeit sorgten für die Löcher. Die Grundvergütungen stiegen hingegen im selben Zeitraum um 1,5 Prozent.

Für das Konsumklima erwarten die GfK-Forscher dagegen im Juli einen Wert von 2,9 Punkten und damit den höchsten Stand seit einem Jahr. Im Juni hatte der GfK-Index noch bei 2,6 Punkten gelegen. Allerdings stehe die Bewährungsprobe angesichts künftig steigender Arbeitslosenzahlen noch aus, schränkten sie ein. Bislang versuchten noch viele Unternehmen, ihre Umsatzeinbrüche mit Kurzarbeit auszugleichen.

Doch diese Möglichkeit sei zeitlich begrenzt. Sollten die Firmen danach keine Anzeichen für eine spürbare konjunkturelle Erholung erkennen, dann seien sie zunehmend gezwungen, Mitarbeiter zu entlassen. "Ein spürbarer Anstieg der Arbeitslosigkeit wird auch das Konsumklima nachhaltig beeinträchtigen", warnten die Konsumforscher.

"Paradoxe" Situation

Bisher jedoch zeigt sich die Verbraucherstimmung von diesen Szenarien weitgehend unbeeindruckt. Die Konsumenten gingen davon aus, dass der Konjunktureinbruch gestoppt werden könne, hieß es. Die stark abgeschwächte Inflation stimuliere die Konsumneigung, und sinkende Preise wirkten zusätzlich als Kaufanreiz.

Die Neigung, hochwertige Konsumgüter zu kaufen, stieg den GfK-Befragungen zufolge im Juni um zwei Punkte. Im Vorjahresvergleich liege sie sogar um 38 Punkte höher.

Analysten reagierten überrascht auf den Anstieg. Es sei paradox, dass sich Deutschland in einer tiefen Rezession befände und sich das Konsumklima trotzdem aufhelle, sagte die Analystin Ulrike Karstens von der Privatbank Sal. Oppenheim. Jedoch sei das Geld vorhanden, weil die Inflation zurückgegangen sei. "Durch die Kurzarbeiterregelung haben wir aber nur eine geborgte Zeit. Es wird 2010 zu einem kräftigen Anstieg der Arbeitslosigkeit kommen, das wird den Konsumenten Schwierigkeiten bereiten", sagte Karstens.

© sueddeutsche.de/dpa/tob/hgn - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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