Chef-Lobbyist der Autoindustrie:Wissmann zweifelt an Pkw-Maut

Matthias Wissmann, 2010

Matthias Wissmann, Präsident des Verbandes der Automobilindustrie (VDA)

(Foto: Robert Haas)

Der Präsident des Verbandes der Automobilindustrie kritisiert die Pläne von CSU-Verkehrsminister Dobrindt. Die Pkw-Maut sei "konzeptionell noch auf sehr dünnem Eis gebaut" sagt Matthias Wissmann im SZ-Interview. Auch zur Debatte über Lobbyisten aus der Politik hat der ehemalige Minister etwas zu sagen.

Von Thomas Fromm

Der Präsident des Verbandes der Automobilindustrie (VDA), Matthias Wissmann, ist skeptisch, dass die Bundesregierung ihre Pläne für eine Pkw-Maut umsetzen kann. "Da bin ich gespannt, wie das gehen soll", sagte er im Interview mit der Süddeutschen Zeitung (Samstagsausgabe). Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) schwebt unter anderem eine zeitlich gestaffelte Maut vor, bei der deutsche Fahrer über eine niedrigere Kfz-Steuer entlastet werden sollen. "Das ist konzeptionell noch auf sehr dünnem Eis gebaut", glaubt Wissmann. "Auf der einen Seite will man die deutschen Autofahrer zu Recht nicht zusätzlich belasten. Auf der anderen Seite will man, trotz des Verwaltungsaufwands, genügend Geld für den Ausbau der Infrastrukturen einnehmen. Und drittens muss das alles auch noch mit EU-Recht konform sein." Dass auch deutsche Fahrer am Ende zur Kasse gebeten werden könnten, glaubt der VDA-Chef nicht. "Da verlasse ich mich auf das Wort der Bundeskanzlerin."

Kurz vor Beginn der Automesse in Detroit in der kommenden Woche zieht Wissmann für die deutschen Hersteller eine positive Bilanz des amerikanischen Auto-Marktes. "Der US-Markt ist 2013 ordentlich gewachsen und er wird auch 2014 zulegen", so der Verbandschef. "Wenn alles gut läuft, kann er in diesem Jahr die 16-Millionen-Marke knacken." Auch in Westeuropa werde man nach vier Jahren Rückgang erstmals wieder in leichtes Plus sehen - allerdings "noch auf einem recht niedrigen Niveau".

Wissmann sprach sich außerdem für eine stärkere Fluktuation zwischen Wirtschaft und Politik aus. Zum Fall des früheren Staatsministers Eckart von Klaeden, der im November vergangenen Jahres als Chef-Lobbyist zu Daimler gewechselt war, sagte der Verbandspräsident: "Deutschland leidet eher darunter, dass zu wenige Leute aus der Wirtschaft in die Politik, und von der Politik in die Wirtschaft gehen. Der Diskussion täte eine Entkrampfung gut."

Wissmann kann sich vorstellen, dass auch in Deutschland Frauen eines Tages Chefposten bei Autokonzernen übernehmen - die neue General-Motors-Chefin Mary Barra sei hier "ein Leitbild". Allerdings werde dies schon bei der Wahl der Studienfächer an den Universitäten entschieden. "In der Gesellschaft, in den Familien muss ein Umdenken stattfinden", fordert Wissmann. "Das fängt schon bei den Eltern junger Mädchen an. Sie sollten ihre Töchter fördern, wenn diese gut in Fächern wie Mathematik sind."

Das vollständige Interview lesen Sie in der Wochenendausgabe der Süddeutschen Zeitung und in der SZ-Digital-App auf iPhone, iPad, Android und Windows 8.

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