Venezuelas Präsident auf Twitter:Chavez fasst sich kurz

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Venezuelas Präsident Chavez ist für ausufernde Reden bekannt - doch nun will er sich am Microbloggingdienst Twitter versuchen. Kann die Internet-Offensive seine fallenden Umfragewerte stoppen?

Venezuelas Präsident Hugo Chávez geht unter die Twitterer. Der streitbare Staatschef habe ein Konto bei dem Online-Kurznachrichtendienst unter dem Namen chavezcandanga eröffnet, gab der venezolanische Minister für öffentliche Arbeiten, Diosdado Cabello, ebenfalls auf Twitter bekannt. Candanga wird in Venezuela jemand genannt, der wild oder frech ist.

Venezuelas Präsident Chavez: "Bombardement" an Informationen (Foto: Foto: Reuters)

Am Montag hatte Cabello die Offensive der Regierung in Caracas angekündigt, die ihre Ideologie nun auch über Sozialnetzwerke im Internet verbreiten werde. Derzeit glaube die Opposition im Land, Netzwerke wie Twitter und Facebook gehörten ihr, sagte Cabello. "Aber wir nehmen den Kampf gegen sie auf, und wir sind sieben Millionen Aktivisten, die Twitter erobern werden."

Chavez hatte bereits zuvor versprochen, auf einer eigenen Webseite Informationen zur "sozialistischen Revolution des 21. Jahrhunderts" zur Verfügung zu stellen. "Ich werde viele Informationen dort einstellen", versprach der Präsident nach Angaben des Guardian, "es wird ein Bombardement."

Die Medienoffensive der Chavez-Regierung hängt eng mit den derzeitigen wirtschaftlichen Problemen und den anstehenden Parlamentswahlen im September zusammen. Die Beliebtheit des Präsidenten ist inzwischen unter die 50-Prozent-Marke gefallen.

Kampagne gegen die Opposition

Chavez hat bereits seit Jahren eine eigene Fernsehsendung, in der er meist über Stunden hinweg die Lage des Landes erörtert. Die Zeitung El Nacional bebilderte einen Bericht über die Twitter-Aktivitäten des Präsidenten entsprechend mit einem redenden Chavez, untertitelt von der ungläubigen Frage "In 140 Zeichen?".

Die erste Twitter-Botschaft bot allerdings keine Überraschungen: "Hey, wie geht es?", schrieb Chavez, "Ich bin aufgetaucht, wie ich es versprochen habe. Um Mitternacht. Bin auf dem Weg nach Brasilien. Und sehr stolz, für Venezuela zu arbeiten. Wir werden siegen!" Dies genügte jedoch, um bereits nach wenigen Stunden mehr als 28.000 Follower hinter sich zu versammeln.

Kritiker werfen der Regierung Chavez vor, die Medien in Venezuela gleichzuschalten, indem sie oppositionelle Rundfunksender und Zeitungen schließen lasse. Das Internet ist für die Führung in Caracas aber bislang weitgehend Neuland. Von den 27 Millionen Einwohnern Venezuelas haben nur rund 30 Prozent Zugang zum Internet. Allerdings sind 200.000 Venezolaner bei Twitter angemeldet - ein so hoher Anteil an der Gesamtnutzerzahl ist für Lateinamerika überdurchschnittlich.

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