Hyperinflation:Venezuela streicht fünf Nullen von den Geldscheinen

Lesezeit: 1 min

Venezuelas Präsident Nicolás Maduro präsentiert die neue Währung. (Foto: REUTERS)
  • Venezuelas Präsident Maduro hat angesichts galoppierender Inflation neue Banknoten für sein krisengeplagtes Land angekündigt.
  • Zudem soll der Bolívar künftig an die neue Kryptowährung Petro gekoppelt werden.
  • Das ölreichste Land der Welt steckt seit Jahren in einer schweren Wirtschaftskrise.

Venezuelas Präsident Nicolás Maduro hat neue Banknoten für sein krisengeplagtes Land angekündigt. Angesicht der galoppierenden Inflation in Venezuela haben die Geldscheine fünf Nullen weniger. Sie sollen von 20. August an ausgegeben werden. Zudem hat die sozialistische Regierung entschieden, dass der Bolívar künftig an die neue Kryptowährung Petro gekoppelt wird.

Maduro sagte, die Umstellung der Währung werde "großartige revolutionäre Veränderungen in der Wirtschaft" nach sich ziehen. Die neuen Papiernoten sollen Werte von zwei bis 500 haben. Sie entsprechen also einer Kaufkraft von aktuell 200 000 bis 50 Millionen Bolivar.

Krise in Venezuela
:"Warum können wir da nicht einfach einmarschieren?"

US-Präsident Trump spricht arglos von einer Invasion in Venezuela. Letztlich hilft das nur dem autoritären Herrscher Maduro, an der Macht zu bleiben.

Von Benedikt Peters

Vor zwei Tagen hatte der Internationale Währungsfonds vor einer Inflation in Höhe von mehr als einer Million Prozent in Venezuela gewarnt. Außerdem könnte die Wirtschaftsleistung um 18 Prozent einbrechen. Der IWF verglich die Zustände mit jenen in der Weimarer Republik nach dem Ersten Weltkrieg. Die venezolanische Zentralbank veröffentlicht bereits seit Jahren keine Daten zu Teuerungsrate und Konjunktur mehr.

Lebensmittel und Medikamente sind knapp, Bürger wandern ab

Derzeit lässt sich kaum noch Papiergeld in Venezuela bekommen. Die größte Note ist derzeit der 100 000-Bolivar-Schein, umgerechnet entspricht er weniger als einem Euro - und auf dem Schwarzmarkt sogar nur weniger als einem Cent. Ein US-Dollar kostet momentan etwa 119 900 Bolívar.

Das ölreichste Land der Welt steckt seit Jahren in einer schweren Wirtschaftskrise. Lebensmittel und Medikamente sind knapp, Bürger wandern ab.

Die Streichung der Nullen aus der Währung bremst die weitere Inflation allerdings nicht. Präsident Maduro räumte ein, dass das auf die Ölindustrie ausgerichtete Wirtschaftsmodell ausgedient habe. Das Land müsse vielmehr seine Wirtschaft auf eine breitere Basis stellen und wieder mehr selbst produzieren.

Bereits in der Vergangenheit hat die venezolanische Regierung auf die Taktik gesetzt, neues Geld für eine verbesserte Wirtschaft zu drucken: 2008 ließ der damalige Präsident Hugo Chávez drei Nullen aus der Währung streichen. Im März dieses Jahres kündigte Maduro neues Geld mit drei Nullen weniger an. Der Plan wurde jedoch nie umgesetzt und die Inflation stieg weiter an.

© SZ.de/dpa/ap/jsa - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Venezuela
:Das Land der schwangeren Kinder

Das Gesundheitssystem in Venezuela ist so marode, dass nicht nur Medikamente fehlen. Es gibt nicht einmal Kondome zu kaufen. Das Problem trifft vor allem Teenager.

Von Boris Herrmann

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: