Utz Claassen:Große Pläne

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Damit der Hannoveraner überhaupt zu Solar Millenium nach Erlangen gekommen sei, habe es darüber hinaus eine fürstliche Sondervergütung gegeben: Zum einen habe Claassen vier Millionen Euro Antrittsprämie erhalten, die ihm zusätzlich mit einer fünf Millionen Euro vorab gezahlten Erfolgsprämie versüßt worden seien, schreibt die Wirtschaftswoche. Claassen bestreitet diese Angaben zum Teil, nennt nach Angaben des Handelsblattes aber keine anderen Zahlen.

Solar Millenium ließ sich zu dieser feudalen Vertragsgestaltung offenbar hinreißen, weil die Erlanger mit dem früheren Atommanager ganz offensichtlich Großes vorhatten.

Während der Anbahnnungsgespräche habe Claassen Kontakte zu Altbundeskanzler Gerhard Schröder und zu RWE-Chef Jürgen Grossmann in Aussicht gestellt, schreibt das Handelsblatt. Claassen solle zudem von guten Kontakten zum künftigen Vorsitzenden der Kommunistischen Partei in China gesprochen haben, das habe ihn beeindruckt, sagt der stellvertretende Aufsichtsratsvorsitzende Kuhn.

Doch dann kam sehr schnell alles ganz anders. Statt nach fünf Jahren - wie vereinbart - reichte Claassen seine Kündigung bereits am 15. März 2010 ein. In dieser Zeit sei Claassen ganze 15 Tage im Büro gewesen, sagte Kuhn dem Handelsblatt. Viel erreicht habe er für Solar Millenium in dieser Zeit auch nicht. Nicht ein einziges Neugeschäft sei abgeschlossen worden. Stattdessen habe Claassen Emsigkeit vorgespielt: "Da kamen nachts um drei Uhr E-Mails, in denen er darauf hinwies, dass er immer noch im Büro ist."

Über die konkreten Gründe seines frühen Ausscheidens rätselte die Öffentlichkeit lange, da Claassen dazu nicht viel sagte. In einem Interview mit der Hannoverschen Allgemeinen Zeitung Ende Juni gab Claassen schließlich an, dass er sich von Solar Millenium getäuscht gefühlt habe: "Drei Tage nach Abschluss meines Dienstvertrages und 14 Tage vor meinem Dienstantritt wurde ein signifikant abweichender Business Plan vom Aufsichtsrat verabschiedet."

Streit über den Business Plan

Solar Millenium bestreite diese Darstellung und sehe darin eine "bewusste Nebelkerzentaktik Claassens", schreibt das Handelsblatt. Bei dem Plan, der drei Tage vor Claassens Antritt vom Aufsichtsrat verabschiedet worden sei, habe es sich nicht um den mit Claassen abgestimmten Business Plan mit fünfjähriger Laufzeit gehandelt, sondern um die operative Planung für das laufende Jahr.

Solar Millenium hält die Kündigung Claassens deshalb nicht für gerechtfertigt - der angegebene Grund stimme nicht. Im April kündigte Solar Millenium dem in Talkshows erprobten Manager schließlich selbst - fristlos, da Claassen nicht mehr in Erlangen aufgetaucht war. Dagegen ging der Ex-Chef in der Folge gerichtlich vor. Da er selbst zuvor schon wirksam am 15. März gekündigt habe, hätte er nicht mehr gekündigt werden können, so die Logik des vielfachen Millionärs.

Alle Versuche einer gütlichen Einigung zwischen den Parteien scheiterten bislang - die Sache wird wohl von den Gerichten entschieden werden müssen. Claassen hat allerdings bereits Übung darin, Vergütungsvorstellungen durchzusetzen, die er aus unpräzisen Arbeitsverträgen herleitet.

Sein früherer Arbeitgeber EnBW musste ihm nach seinem Ausscheiden 2,5 Millionen Euro an Pensionsleistungen zahlen, und das, obwohl der Mann im besten arbeitsfähigen Alter ist und durchaus vielen bezahlten Tätigkeiten nachgeht.

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