Geschäfte in Amerika:Wie das neue Handelsabkommen deutsche Autohersteller unter Druck setzt

Volkswagen de Mexico - VW Beetle

Produktion in Mexiko hat Tradition: Ein Volkswagen-Arbeiter bei der Endabnahme des früher dort gebauten Beetle.

(Foto: Friso Gentsch/dpa)
  • Die verpflichtende Amerika-Quote steigt für Autohersteller unter dem neuen Handelsabkommen USMCA deutlich.
  • Zu 75 Prozent statt bisher 62,5 Prozent muss ein Auto künftig auf dem Kontinent gebaut sein, um die Zollbefreiung zu bekommen.

Von Max Hägler

Richtig zu reden traut sich auch am Tag danach niemand in der deutschen Autoindustrie über diese Sache, die in der Ferne spielt und doch auch Deutschland betrifft. "Das Abkommen kann dazu beitragen, Klarheit für die Unternehmen und stabile Rahmenbedingungen zu schaffen", so lässt sich Daimler zitieren. Was das genau heißt? Ob man die Auflagen schaffen kann oder doch neue Werke in Amerika bauen muss? Kein Kommentar.

Die Sorge von allen in der Industrie: Es könnte ja doch noch schwieriger kommen. In dieser Sache und auch im Geschäft zwischen der EU und Amerika, bei dem ja immer noch Zölle drohen. Das aktuelle Abkommen, über das man nicht genau reden will, heißt USMCA, es ist ein inner-amerikanischer Handelsvertrag, den US-Präsident Donald Trump mit Mexiko und Kanada hat aushandeln lassen.

Billigproduktion in Mexiko ist nicht mehr möglich

Darin finden sich Regeln, die BMW, Daimler und Volkswagen massiv unter Druck setzen: Einfach vor Ort etwas zusammenschrauben gilt bald nicht mehr, damit ein Wagen mit deutschem Emblem als amerikanisches Produkt angesehen wird, das ohne Extra-Zölle gehandelt wird. Die verpflichtende Amerika-Quote steigt deutlich: Zu 75 Prozent statt bisher 62,5 Prozent muss ein Auto künftig auf dem Kontinent gebaut sein, um die Zollbefreiung zu bekommen. Billigproduktion in Mexiko ist nicht mehr möglich: Es gilt ein Mindestlohn von 16 US-Dollar pro Stunde. Auch der Stahl muss mindestens zu 70 Prozent aus Nordamerika stammen, derzeit gibt es gar keine Quote.

Wenn man bedenkt, dass etliches zugeliefert wird aus aller Welt, bevor ein fertiges Auto die Fabrik verlässt - vom Getriebe über das Navigationsgerät und oft den Motor -, kann man sich etwa ausmalen, wie schwierig die Quoten zu erfüllen sind. Und doch halten sich alle zurück, wohl auch weil sie den Zorn des US-Präsidenten fürchten, der deutsche Hersteller stets auf dem Kieker hat. Von "hohen Anforderungen an die lokale Wertschöpfung in Nordamerika", spricht Bernd Mattes, Chef des deutschen Automobilverbandes VDA. "Ungewöhnlich für ein Freihandelsabkommen" seien solche Instrumente, die die lokale Wirtschaft schützen, lautet seine schärfste Kritik. Aber es sei "positiv", dass "nun bald Rechtssicherheit für die in der Region tätigen Unternehmen" herrsche.

In Nordamerika verdienen 430 Firmen aus Deutschland Geld; sie produzierten im vergangenen Jahr 1,36 Millionen Autos und unzählige Teile.

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