Die bevorstehende Zinswende in den USA hat am Freitag die Aktienmärkte weiter nach oben getrieben. Der Dax kletterte auf den höchsten Stand seit Mitte Juli. Aus dem Handel ging der deutsche Leitindex mit einem Plus von 0,76 Prozent auf 18.633,10 Punkte, womit sich ein Wochenplus von 1,7 Prozent ergibt. Der MDax der mittelgroßen Werte stieg am Freitag um 0,92 Prozent auf 25.196,58 Punkte.
US-Notenbankchef Jerome Powell hatte vor dem Wochenende beim Treffen der Zentralbanker in Jackson Hole, Wyoming, eine Anpassung der Geldpolitik angekündigt. Damit deutet sich an, dass die Federal Reserve (Fed) Mitte September nach mehr als vier Jahren den Zinssenkungszyklus einleiten wird. Die Zuversicht habe zugenommen, dass die Inflation auf dem Weg zur Zielmarke von zwei Prozent sei, so Powell. Eine weitere Abkühlung am Arbeitsmarkt sei nicht willkommen. Spekuliert wird weiter darüber, ob es im kommenden Monat zu einem großen Zinsschritt mit einer Senkung um 0,50 statt 0,25 Prozentpunkten kommt.
Ein in den USA deutlich schwächerer Stellenaufbau als angenommen hatte zuletzt die Erwartungen der Anleger an Zinssenkungen nochmals erhöht und die Börsen weiter gestützt. Auch der Dax hatte seine Erholung schwungvoll fortgesetzt und seit dem Kursrutsch zu Beginn des Monats mittlerweile um mehr als 1.600 Punkte zugelegt. Die bevorstehende Zinswende in den Vereinigten Staaten stellte vor dem Wochenende hierzulande die wenigen Unternehmensnachrichten in den Schatten.
Infineon zählten im Dax mit plus 0,3 Prozent zu den schwächsten Werten. Offenkundig belastete die mit dem Insolvenzverwalter der einstigen Speicherchip-Tochter Qimonda ausgehandelte Vergleichszahlung. Analysten hatten sich negativ zur Höhe geäußert. Ein Medienbericht über eine mögliche Aufstockung der Beteiligung des britischen Sportartikel-Einzelhändlers Frasers an Hugo Boss sorgte bei den Anlegern des deutschen Modeherstellers für gute Laune. Unter den stärksten MDax-Aktien gewannen Boss 5,2 Prozent. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 ging am Freitag mit einem Aufschlag von 0,5 Prozent auf 4909,20 Punkte ins Wochenende. In Zürich und in London fielen die Zuwächse für den SMI beziehungsweise den FTSE 100 ähnlich aus. In New York legten der Leitindex Dow Jones Industrial und der technologielastige Nasdaq 100 zum europäischen Börsenschluss jeweils um gut ein Prozent zu. Am Devisenmarkt trieben Powells Aussagen den Euro auf den höchsten Stand seit Juli 2023. Nach dem hiesigen Börsenschluss kostete die Gemeinschaftswährung 1,1190 US-Dollar.
Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte den Referenzkurs am Nachmittag vor Powells Rede auf 1,1121 (Donnerstag: 1,1135) US-Dollar festgesetzt, der Dollar damit 0,8980 (0,8991) Euro gekostet. Am Anleihemarkt stieg die Umlaufrendite von 2,22 Prozent am Vortag auf 2,26 Prozent. Der Rentenindex Rex fiel um 0,20 Prozent auf 126,25 Punkten. Der Bund-Future gewann 0,19 Prozent auf 134,48 Punkte.