USA:Zahltag für Uber

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Mit einem Schild weist der Fahrdienstvermittler Uber darauf hin, wo Kunden am Flughafen La Guarida in New York abgeholt werden. (Foto: Seth Wenig/dpa)

Der amerikanische Fahrdienstleister strebt an den Aktienmarkt. Es dürfte einer der größten Börsengänge werden - obwohl das Unternehmen bis heute nichts verdient.

Von Malte Conradi, San Francisco

Wenn der Name einer Firma zum Verb wird, dann kann man wohl zu Recht sagen, dass es die Firma zu einiger Popularität gebracht hat. Bestes Beispiel dafür ist der Ausdruck "googeln", der für die Suche im Internet steht. Ähnlich verhält es sich mit dem englischen "to uber", zumindest in den USA, wo das Uber-Auto für viele Menschen inzwischen ein Standard-Transportmittel ist. Einfach mit der App auf dem Handy einen freiberuflichen Fahrer buchen - und schon geht es los. Das Konzept kommt so gut an, dass das Taxigewerbe um seine Zukunft fürchtet.

Nun soll sich die Popopularität für das Unternehmen auszahlen. Nicht einmal zehn Jahre nach der Gründung zieht es Uber offenbar an die Börse. Wallstreet Journal und New York Times melden übereinstimmend, dass der Dienstleister die Unterlagen für eine Aktienemission bei der US-amerikanischen Börsenaufsicht eingereicht hat. Tatsächlich dürfte es einer der größten Börsengänge werden, die es bislang gab. Derzeit wird Uber mit 120 Milliarden Dollar bewertet, also etwa so hoch wie Daimler und BMW zusammen. Und der Wert steigt offensichtlich rasch - noch im August wurde Uber auf 76 Milliarden Dollar geschätzt.

Es ist ein Schritt, auf den viele mit Spannung gewartet haben: Da sind zum einen einige Tausend Mitarbeiter und Investoren von Uber, die Anteile an dem Unternehmen halten. Sie werden am Tag des Börsengangs, also vermutlich irgendwann im ersten Halbjahr 2019, auf einen Schlag mindestens zu Millionären. Man darf erwarten, dass zahlreiche von ihnen mit dem Geld ein eigenes Start-up gründen werden. Dem Silicon-Valley steht damit eine weitere Welle an Innovationen bevor. Und dann sind da all die anderen Internetfirmen der Generation Uber. Geht der Börsengang des Fahrdienstvermittlers gut über die Bühne, dürften auch andere bald darauf den Schritt wagen, darunter etwa Airbnb, der Vermittler von privaten Unterkünften.

Es ist natürlich kein Zufall, dass Uber seine Unterlagen den Berichten zufolge am selben Tag einreichte wie der ewige Rivale Lyft. Die beiden Firmen teilen sich ein Geschäftsmodell, das nahezu identisch ist. Vor einigen Jahren scheiterte eine Fusion vor allem an der Eitelkeit ihrer Gründer. Seither liefern sich Uber und Lyft einen Wettkampf darum, wer die meisten Fahrer rekrutieren und wer die günstigeren Preise bieten kann. Noch hat Uber einen großen Vorsprung, Lyft wird mit gerade einmal 15 Milliarden Dollar bewertet. Doch der Kleinere holt auf. Während Ubers Umsatz im vergangenen Jahr um 61 Prozent wuchs, legte Lyft ein Wachstum von 168 Prozent hin.

Uber ist heute schon in etwa 600 Städten in mehr als 60 Ländern vertreten, Lyft ist gerade erst dabei, sein Angebot auf Städte außerhalb der USA auszuweiten. Nur Deutschland ist auf den Landkarten beider Unternehmen ein weißer Fleck.

Während Ubers rasender Erfolg bei seinen Kunden die Politiker in vielen Ländern dazu bewegte, die Gesetze zur Personenbeförderung aufzuweichen und Taxi-Konkurrenz durch private Chauffeure zuzulassen, blieb Deutschland hart. Der klassische Uber-Dienst ist hierzulande nach wie vor verboten. Nur in München, Berlin und neuerdings auch in Düsseldorf können Kunden mit der Uber-App Limousinen mit Chauffeur bestellen - als luxuriöseren Taxi-Ersatz.

Das größte Problem Ubers beim Börsengang und in der Zeit danach dürfte sein, dass das Unternehmen bis heute kein Geld verdient, sondern im Gegenteil Unsummen verbrennt, zuletzt etwa eine Milliarde Dollar im Quartal. Bislang gab es auch keinen großen Druck, daran etwas zu ändern, die Investoren schossen bereitwillig immer weitere Milliarden nach. Bislang scheint ihr Kalkül aufzugehen, der Börsengang dürfte für sie alle der große Zahltag werden.

© SZ vom 10.12.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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