USA:Trump gegen Fed-Chef

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Der US-Präsident kritisiert die heimische Notenbank. Dabei soll die eigentlich unabhängig entscheiden, nicht von der Politik abhängig sein. Verliert Trump die Geduld?

US-Präsident Donald Trump attackiert den Kurs der Notenbank Fed. Trump kritisiert vor allem die straffere Geldpolitik des von ihm selbst nominierten Fed-Präsidenten Jerome Powell. "Ich bin nicht davon begeistert, dass er die Zinsen erhöht. Nein, ich bin nicht begeistert", sagte Trump in einem Interview der Nachrichtenagentur Reuters. Mehr Rückendeckung von den Währungshütern erhofft sich der US-Präsident insbesondere bei harten Verhandlungen im Zollstreit. "Wir werden gewinnen. Aber in dieser Zeit sollte mir die Fed etwas helfen." Er warf China und Europa vor, ihre Währungen zu manipulieren. Auch im Streit mit dem Nato-Partner Türkei zeigte sich Trump hart: "Es wird keine Zugeständnisse geben." US-Präsidenten haben in der Vergangenheit die unabhängig agierende Federal Reserve so gut wie nie öffentlich kritisiert. Mit diesem Tabu brach Trump nun erneut.

Die Fed-Kritik versetzte dem Dollar einen Dämpfer. Die US-Währung notierte so schwach wie zuletzt vor knapp zwei Wochen. Trumps Äußerungen kommen kurz vor der jährlichen Konferenz der weltweit wichtigsten Notenbanker, die sich ab Freitag in Jackson Hole im US-Bundesstaat Wyoming treffen. Dort werden die Experten sicher auch die Unabhängigkeit der Fed erörtern. Kurzfristig erwarten viele Fachleute zwar keine Auswirkungen von Trumps Äußerungen. Der Präsident präge allerdings das Meinungsklima im Land, sagte der Chefökonom der Commerzbank, Jörg Krämer. "Wenn beträchtliche Teile der Wähler gegen die Unabhängigkeit der Zentralbank sind, kann sich dem keine Zentralbank der Welt auf Dauer entziehen." Dann hätte die Fed Gegenwind. "Langfristig ist das gefährlich." Trumps Mahnungen seien auch ein klares Signal an Kandidaten, die mit einem der noch vielen offenen Posten in der Fed-Spitze liebäugelten, sagte Rentenstratege Guy LeBas vom Finanzdienstleister Janney Montgomery Scott: "Sei für eine lockere Geldpolitik oder suche Dir einen anderen Job."

Die Fed selbst äußerte sich nicht zu Trumps Kritik. Notenbankchef Powell hat jüngst in einem Interview betont, die Fed habe eine lange Tradition der Unabhängigkeit und mache ihre Arbeit "streng unpolitisch". Mit Blick auf Powell als Fed-Chef fragte Trump: "Bin ich zufrieden mit meiner Wahl? Ich werde es Sie in sieben Jahren wissen lassen", sagte er. Zum Thema Unabhängigkeit der Fed sagte Trump nur: "Ich glaube daran, dass die Fed das tut, was gut für das Land ist."

© SZ vom 22.08.2018 / Reuters - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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