USA:Reden ist Gold

USA: Es bleibt in der Familie: Ivanka und Donald Trump Jr. bei der Vereidigung ihres Vaters im Januar in der amerikanischen Hauptstadt Washington.

Es bleibt in der Familie: Ivanka und Donald Trump Jr. bei der Vereidigung ihres Vaters im Januar in der amerikanischen Hauptstadt Washington.

(Foto: Saul Loeb/AP)

Donald Trumps Söhne gründen eine neue Hotelkette für Durchschnittsamerikaner. Die Idee kam ihnen während des Wahlkampfs - doch sie beschwört neue Probleme für den US-Präsidenten herauf.

Von Claus Hulverscheidt, New York

Es war ein anstrengendes Jahr für Donald Jr., Ivanka, Eric und Tiffany, darüber können auch die unzähligen Bilder nicht hinwegtäuschen, die das Quartett freundlich lächelnd auf der Bühne zeigen. Rauf aufs Podium, Hände zusammenlegen, gerade stehen, Rede lauschen, nicht einschlafen - all das so lange, bis ein Regieassistent das Zeichen zum Abgang gibt und die Geschwister wie Requisiten in die nächste Kulisse schiebt. Kein Wunder, dass man da ins Grübeln kommt.

Immerhin: Das Dauerherumstehen im Bühnenhalbdunkel hat sich gelohnt, politisch wie wirtschaftlich, denn Don und Eric Trump, die älteren Söhne des US-Präsidenten, sind gerade dabei, die Wahlkampfauftritte ihres Vaters nachträglich zu versilbern. Den beiden Geschäftsmännern war bei der Dauertingelei der Familie durch die amerikanische Provinz nämlich aufgefallen, woran es im Land mangelt: an qualitativ annehmbaren und zugleich bezahlbaren Hotels. Zwar sind die Ausfallstraßen vieler US-Städte von Motels und "Inns" gesäumt. Wer aber nicht 150 Dollar pro Nacht für ein Zimmer mit drei Zentimeter hohem Flauschteppich, Plastikspülbecken und fleckiger Tagesdecke ausgeben will, tut sich oft schwer, etwas zu finden.

In diese Lücke soll nun "American Idea" stoßen, eine neue Drei-Sterne-Hotelkette der Trumps. "Ich dachte: Das ist brillant", erinnert sich Eric Danziger im Gespräch mit der New York Times an den Moment, als ihm Don und Eric von ihrer Idee berichteten. "Wir sollten an solchen Standorten vertreten sein", so der Manager, der das Hotel-geschäft der Trump Organization leitet. Markenzeichen der Häuser sollen ikonische Gegenstände der US-Geschichte werden, der Retro-Cola-Automat in der Lobby etwa, und viel Amerika-Nippes auf den Zimmern - eine Strategie, die bei der patriotisch gesinnten Anhängerschaft des Präsidenten durchaus verfangen könnte.

Mit Anhängern, die zu Wahlkampf-Auftritten anreisen, lässt sich Geld verdienen

Spätestens Anfang 2018 sollen die ersten drei "American Idea"-Häuser öffnen - allesamt in Kleinstädten des Bundesstaats Mississippi, den Familienpatriarch Donald bei der Wahl im November mit deutlichem Abstand gewonnen hatte. Mit der großen Politik aber, so versichert Danziger treuherzig, habe die ganze Idee nichts zu tun - doch so einfach ist es nicht. Zwar hat Präsident Trump die Leitung seiner Unternehmensgruppe an die beiden älteren Söhne abgegeben. Forderungen, die Firma zu verkaufen, um jedem Interessenkonflikt vorzubeugen, hat er jedoch ignoriert.

Der Staatschef ist daher nach wie vor Eigentümer und auch wirtschaftlicher Nutznießer der Trump Organization. Wird die neue Hotelkette also ein Erfolg - wogegen rein wirtschaftlich gesehen wenig spricht -, wird der amtierende Präsident der Vereinigten Staaten spätestens bei den Auftritten im Kongress-Wahlkampf des nächsten Jahres an jeder Übernachtung seiner teils weit gereisten Anhängerschaft mitverdienen. Eine Aussicht, bei der es Norm Eisen bereits heute gruselt: Die Trump-Familie, so der einstige Ethikberater des damaligen Präsidenten Barack Obama, sei offensichtlich dabei, "das öffentliche Amt für ihren privaten Gewinn auszubeuten".

Wie schwer sich Geschäftliches und Politisches trennen lassen, wird fast täglich auf Twitter deutlich, dem bevorzugten Verlautbarungskanal des gesamten Trump-Clans: Beide Präsidentensöhne nutzen den Kurzmitteilungsdienst nicht nur dazu, Fotos aus den Golf-Resorts des Konzerns zu verbreiten und Geschäftsabschlüsse zu bejubeln. Vielmehr kommentieren sie auch das politische Geschehen, weisen Angriffe gegen ihren Vater zurück und verbreiten Meinungen, die aus ihrer Sicht in den klassischen Medien zu kurz kommen. Donald Jr. hat nicht einmal Scheu, die Tweets eines Nutzers weiterzuempfehlen, der unter dem Namen "CNN ist ISIS & Hitler" firmiert. Die Trumps und Twitter - es ist ein buntes, oft schwer verdauliches Durcheinander aus allen Ecken des Familien-Universums, vom Golfplatz zum Einreisebann, vom Luxushotel zum Soldatengedenken.

Mit all dem scheint Dinesh Chawla kein Problem zu haben. Der US-Tourismusunternehmer mit indischen Wurzeln zählt zu jenen Geschäftspartnern der Trumps, die die "American Idea"-Häuser betreiben sollen. Chawla hat nach eigenen Worten bereits mehrfach in Trump-Hotels übernachtet und war davon angetan. Und tatsächlich: Das Hotelgeschäft beherrscht die Präsidentenfamilie. Anders als der New Yorker Trump Tower, ein Wohn- und Geschäftshochhaus mit goldenen Aufzugtüren, zu viel rotbraunem Marmor und hellblauen "Trump"-Strampelanzügen im firmeneigenen Devotionalien-Shop, ist etwa das neue Luxushotel in Washington tatsächlich edel und geschmackvoll eingerichtet. Bisher war das Unternehmen allerdings fast nur auf das Fünf-Sterne-LuxusSegment ausgerichtet. Mit "American Idea" und der schon länger geplanten Vier-Sterne-Kette "Scion", die auf ein jüngeres Publikum abzielt, wird sich das ändern.

Wie so oft bei ihren Deals, werden die Trumps die "American Idea"-Hotels nicht selbst betreiben, sondern als Lizenzgeber auftreten. Das Tagesgeschäft übernehmen lokale Eigentümer wie Chawla, die von einem Teil ihrer Häuser die bisherigen "Comfort Inn"-, "Holiday Inn"- oder andere Schilder ab- und dafür neue anschrauben werden. Es entstehen also keine neuen Hotels und damit auch keine zusätzlichen Kapazitäten, die die Preise drücken könnten.

Rein wirtschaftlich sieht es also gut aus für das Trump'sche Hotel-Imperium. Politisch aber ziehen bereits dunkle Wolken auf, wie ein jüngst erschienener Bericht des Nachrichtenportals The Daily Caller zeigt: Demnach macht das Königreich Saudi-Arabien gerade mit Millionenaufwand Stimmung gegen ein amerikanisches Gesetz, dass es den Opfern der Terroranschläge vom 11. September 2001 erstmals erlaubt, die Regierung in Riad zu verklagen. Weil die Saudi-Araber nicht direkt an den Präsidenten spenden können, mieteten sie in dessen Washingtoner Hotel Suiten für US-Armeeveteranen an, die ihnen wohlgesinnt sind. Ein schönes und wohl beabsichtigtes Geschenk für die Trump-Familie: Ihr flossen so knapp 270 000 Dollar in die Kasse.

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