US-Geldpolitik:Weiblicher, diverser, Biden-freundlicher

US-Geldpolitik: Sie könnte bald die stellvertretende Vorsitzende der US-Notenbank Fed werden: Die Ökonomin und Juristin Sarah Bloom Raskin.

Sie könnte bald die stellvertretende Vorsitzende der US-Notenbank Fed werden: Die Ökonomin und Juristin Sarah Bloom Raskin.

(Foto: Diego Azubel/dpa)

Erstmals sollen der siebenköpfigen Fed-Führung mehr Frauen als Männer angehören. Aber bei den Republikanern gibt es Vorbehalte - vor allem gegen die mögliche Vizevorsitzende Sarah Bloom Raskin.

Von Claus Hulverscheidt, Berlin

Die Ökonomin und Juristin Sarah Bloom Raskin soll Vizepräsidentin der US-Notenbank Fed und oberste Bankenaufseherin des Landes werden. Wie US-Medien am Freitag übereinstimmend berichteten, will Präsident Joe Biden darüber hinaus die Ökonomen Lisa Cook und Philip Jefferson in die Fed-Führung berufen. Damit wäre der siebenköpfige Vorstand erstmals seit langer Zeit wieder komplett. Allerdings muss der Senat der Berufung der drei Kandidatinnen und Kandidaten noch zustimmen.

Mit den Nominierungen kommt Biden Forderungen aus seiner Partei nach, die Führung der Notenbank weiblicher, diverser und Demokraten-freundlicher aufzustellen. Werden Raskin und Cook bestätigt, würden dem Vorstand mit Lael Brainard, Michelle Bowman und den beiden Neulingen erstmals mehr Frauen als Männer angehören. Cook wäre zudem die erste schwarze Frau, Jefferson erst der vierte schwarze Mann in dem Führungsgremium. Ihnen zur Seite stünden Notenbankchef Jerome Powell und Vorstandsmitglied Christopher Waller, wobei Powells Wiederernennung zum Vorsitzenden sowie Brainards Aufstieg zur zweiten Vizepräsidentin ebenfalls noch der Zustimmung des Senats bedürfen.

Ob Biden sein Personaltableau wird durchsetzen können, ist angesichts der engen Mehrheitsverhältnisse im Senat noch offen. Vor allem Raskin könnte es bei vielen republikanischen und womöglich auch bei einzelnen eher konservativen demokratischen Senatoren schwer haben, denn sie steht nicht nur für eine strengere Regulierung der Banken. Vielmehr will sie die Geldpolitik auch stärker an klima- und gesellschaftspolitischen Zielen wie dem Abbau von Armut ausrichten. Im Mai 2020 sorgte sie für Aufsehen, als sie den Kongress und die Notenbank dafür kritisierte, dass auch "sterbende Industrien" wie die Öl- und Gasbranche Corona-Nothilfen erhielten. Die 60-Jährige, die derzeit Rechtswissenschaften an der Duke-Universität in North Carolina lehrt, war unter Präsident Barack Obama zeitweise stellvertretende Finanzministerin und gehörte dem Fed-Vorstand schon einmal als gewöhnliches Mitglied an.

Anders als Raskins Bewerbung stieß die Nominierung Jeffersons auch bei Ökonomen auf Zustimmung, die den Republikanern nahestehen. Kevin Hassett, einst Chef-Wirtschaftsberater von Präsident Donald Trump, sagte, er werde die Kandidatur des Ökonomen und früheren Professorenkollegen "entschlossen unterstützen". Jefferson lehrt derzeit am Davidson College in North Carolina und hat sich als Buchautor unter anderem mit Themen wie Armut und sozialer Ungleichheit befasst. Auch Cook, die an der Michigan-State-Universität Ökonomie unterrichtet, beschäftigt sich in ihrer Forschung vor allem mit der Frage, auf welche Weise Ungleichheit das Wirtschaftswachstum bremst. Gegen ihre Ernennung gibt es bei den Republikanern ebenfalls Vorbehalte.

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