Süddeutsche Zeitung

USA:Klonfleisch in den Regalen

Lesezeit: 2 min

Milch und Fleisch von geklonten Tieren? In den USA dürfen künftig Produkte von genmanipulierten Tieren verkauft werden. Eine besondere Kennzeichnung der Produkte wird es nicht geben. Verbraucherschützer sind empört.

Die Washingtoner Behörde für Lebensmittelaufsicht (FDA) gab am Dienstag nach sechsjähriger Prüfung die Erlaubnis für den Verkauf der umstrittenen Produkte für den menschlichen Verzehr.

Eine ausführliche Risikoabschätzung habe ergeben, dass Lebensmittel aus geklonten Rindern, Schweinen und Ziegen keine Gefahr für den Menschen darstellten, erklärte die FDA. Eine Kennzeichnungspflicht sei nicht nötig, da sich die betreffenden Produkte "nicht von jenen unterscheiden, die aus konventionell gezüchteten Tieren hergestellt" würden.

"Öffentlichkeit verlangt Informationen"

Verbraucherschützer kritisierten die Entscheidung der Behörde scharf. Der Experte Michael Hansen von der Organisation Consumers' Union kritisierte, die Studien der FDA stützten sich auf zu kleine Stichproben. "Es sind noch zu viele Fragen offen", sagte Hansen.

Joe Mendelson vom Center for Food Safety wies darauf hin, dass die Mehrheit der US-Verbraucher Produkte aus geklonten Tieren ablehnten. "Die Öffentlichkeit verlangt mehr Informationen, ehe Klone in die Nahrungsmittelkette kommen." Die Verunsicherung der Verbraucher lasse auch mögliche Schäden für den Export von US-Nahrungsmitteln erwarten.

Verkauf könnte sich hinziehen

Kritiker in den USA bezeichnen geklonte Nahrungsmittel in Anspielung auf Frankenstein als "Frankenfoods" und warnen vor nicht abschätzbaren Folgen für die Gesundheit. Experten zufolge dürfte es indes noch Jahre dauern, bis wirklich Milch und Fleisch von geklonten Tieren in die Kühltheken der Läden kommen. Klonen ist ein aufwändiges und teures Verfahren.

Die FDA geht in ihrer Studie davon aus, dass das Klonverfahren vor allem zur Herstellung wertvoller Zuchttiere verwendet würde. Nicht diese Tiere selbst, sondern vor allem die Produkte ihrer dann konventionell gezeugten Nachkommen würden in den Handel gelangen, erklärte die FDA.

Für Nahrungsmittel aus geklonten Schafen und anderen Tieren gab die FDA mangels ausreichender Studienergebnisse noch keine Erlaubnis zum Verkauf. Sie stellte es Lebensmittelproduzenten frei, ihre Nahrungsmittel freiwillig zu kennzeichnen und damit die Kunden über den Ensatz von Klon-Tieren zu unterrichten. In der Europäischen Union wird der Verkauf geklonter Tierprodukte derzeit geprüft; eine Entscheidung wird für Mai erwartet. Ein geklontes Tier ist die im Labor hergestellte exakte genetische Kopie eines anderen.

EU-Lebensmittelbehörde spricht sich für Klonfleisch aus

Die EU-Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) hat ebenfalls keine Bedenken gegen die Einführung von Fleisch und Milch geklonter Tiere. Es sei "sehr unwahrscheinlich", dass ein Unterschied bei der Sicherheit der Produkte von geklonten und konventionell gezeugten Tieren bestehe, hieß es auf der EFSA-Website. "Es werden keine Auswirkungen auf die Umwelt durch das Klonen von Tieren erwartet."

Der Empfehlung folgt nun eine Beratungsphase bis zum 25. Februar, bei der die Mitgliedsstaaten und die Branche einbezogen werden. Eine endgültige Entscheidung wird im Mai erwartet.

Besonders Deutschland und Großbritannien setzten sich einem EU-Vertreter zufolge dafür ein, Klonprodukte in der EU zuzulassen. Im vergangenen Jahr hatte die amerikanische Lebensmittelbehörde FDA eine Zulassung für die USA empfohlen. Dort sind bereits Hunderte Tiere geklont worden.

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.277880
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
AFP/Reuters/mah/sma
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.