Verbraucherpreise:US-Inflation auf höchstem Stand seit 40 Jahren

USA: Benzinpreise an einer Tankstelle

Besonders die Benzinpreise haben in den USA aufgrund der Inflation noch einmal deutlich zugelegt.

(Foto: Mario Tama/AFP)

Die Teuerungsrate liegt im Januar bei 7,5 Prozent. Als Reaktion dürfte die US-Notenbank den Leitzins heben. Doch nicht alle Bürger sind gleich betroffen von den steigenden Kosten.

Von Claus Hulverscheidt, Berlin

Die Teuerungswelle in den USA rollt offenbar ungebremst weiter. Wie das Amt für Arbeitsstatistiken am Donnerstag in Washington mitteilte, kletterte die Inflationsrate im Januar mit 7,5 Prozent auf den höchsten Stand seit 40 Jahren. Sie übertraf damit den Dezemberwert noch einmal um einen halben Prozentpunkt und legte zudem deutlich kräftiger zu als von Fachleute ohnehin schon befürchtet. Teurer wurden im Januar vor allem Energieträger wie Benzin und Gas, die 27 Prozent mehr kosteten als zwölf Monate zuvor. Auch die Lebensmittelpreise stiegen erneut kräftig an.

Angesichts der jüngsten Zahlen dürfte sich die US-Notenbank Fed in dem Vorhaben bestätigt sehen, ihren wichtigsten Leitzins bereits bei der nächsten Sitzung des geldpolitischen Ausschusses Mitte März erstmals seit Dezember 2018 wieder zu erhöhen. Immer mehr Experten gehen dabei davon aus, dass die Währungshüter die sogenannte Tagesgeldzielspanne entgegen der ursprünglichen Planung statt um einen Viertel- gleich um einen halben Prozentpunkt auf dann 0,5 bis 0,75 Prozent anheben könnten. Seit Beginn der Corona-Pandemie vor knapp zwei Jahren lag der Leitzins faktisch bei null Prozent.

Nach Berechnungen der Ratingagentur Moodys kostet die hohe Inflationsrate einen durchschnittlichen US-Haushalt pro Monat rund 250 Dollar. Allerdings trifft der Preisschock einzelne gesellschaftliche Gruppen unterschiedlich hart, wie eine Studie der Großbank Wells Fargo ergab: Mieter leiden demnach stärker als Hauseigentümer, Menschen im mittleren Alter haben angesichts anderer Konsumnotwendigkeiten finanziell mehr zu kämpfen als etwa Rentner. Menschen mit lateinamerikanischem Migrationshintergrund wiederum müssen im Schnitt deutlich mehr Geld für Gebrauchtwagen und Benzin ausgeben als viele asiatisch-amerikanische Bürger, die oft mehr verdienen und näher an ihren Büroarbeitsplätzen wohnen.

An den Börsen legte der Dollar an Wert zu, während die Aktien- und Rentenkurse nachgaben. Die Rendite zehnjähriger US-Staatsanleihen übersprang in Erwartung deutlich steigender Leitzinsen erstmals seit 2019 wieder die Marke von zwei Prozent. Damit dürfte es für die US-Regierung in Zukunft wieder spürbar teurer werden, sich zur Deckung von Haushaltsdefiziten auf den Finanzmärkten zu verschulden.

Experten bezeichneten es zudem als besorgniserregend, dass sich der jüngste Preisschub nicht auf stark schwankungsanfällige Bereiche wie den Energie- und den Lebensmittelsektor beschränkte. Vielmehr werde der Trend immer breiter, hieß. So zogen im Januar etwa die Preise für medizinische Dienstleistungen unerwartet kräftig an. Das ist deshalb von Bedeutung, weil der Sektor im sogenannten PCE-Deflator - dem Inflationsbarometer, dem die Fed bei ihren Leitzinsentscheidungen das größte Gewicht beimisst - ein stärkeres Gewicht hat als im jetzt veröffentlichten und bekannteren Verbraucherpreisindex.

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