Süddeutsche Zeitung

USA:Die US-Notenbank erhöht erneut den Leitzins

  • Die US-Notenbank hebt ihren Leitzins um 0,25 Prozentpunkte an.
  • Die Fed betont, damit werde die Wirtschaftsentwicklung immer noch gefördert und nicht etwa gehemmt.
  • Mit dem Schritt erhöht sich der Zinsabstand zwischen den USA und Europa weiter.

Von Claus Hulverscheidt , New York

Es klingt nach einem Signal der Hoffnung in politisch und wirtschaftlich unsicheren Zeiten: Die US-Notenbank Fed erhöht zum dritten Mal binnen sechs Monaten ihren Leitzins - was nichts anderes heißt, als dass die Währungshüter die konjunkturelle Lage in den Vereinigten Staaten für so robust halten, dass Unternehmen und Verbraucher eine langsame Rückkehr zu früher einmal üblichen Zinssätzen verkraften können. Die Zielspanne, an der sich die US-Kreditinstitute nach den Vorstellungen der Fed bei kurzfristigen Ausleihungen untereinander orientieren sollten, liegt jetzt bei einem bis 1,25 Prozent. Zuvor war es ein Viertelprozentpunkt weniger gewesen.

Mit ihrer Zinspolitik versucht die US-Notenbank, der Volkswirtschaft ein gesundes Wachstum zu ermöglichen, die Arbeitslosigkeit möglichst gering und die Inflationsrate in der Nähe eines Zielwerts von zwei Prozent zu halten. Zinserhöhungen dämpfen die Wirtschafts- und die Preisentwicklung tendenziell, Zinssenkungen befeuern sie. Wegen der tiefen Wirtschafts- und Finanzkrise von 2008 und 2009 liegen die Leitzinsen jedoch seit Jahren auf einem historisch niedrigen Niveau. Seit einiger Zeit versucht die Fed nun, zu "normaleren" Sätzen zurückzukehren.

Die Notenbank begründete ihre jetzige Erhöhung mit der verbesserten Situation am Arbeitsmarkt und der "moderat gestiegenen Wirtschaftsleistung". Auch die Ausgaben der privaten Haushalte und die Investitionen der Unternehmen hätten weiter angezogen. Die Fed betonte, auch mit einer Zielspanne von einem bis 1,25 Prozent werde die Wirtschaftsentwicklung immer noch gefördert und nicht etwa gehemmt.

Der erwartete Anstieg der Inflation ist jedoch ausgeblieben

Mit dem Schritt erhöht sich der Zinsabstand zwischen den USA und Europa weiter. Zwar hat auch die Europäische Zentralbank (EZB) angekündigt, ihren Kurs der ultra-lockeren Geldpolitik zu beenden, bis zur ersten Leitzinserhöhung dürfte es aber noch eine Weile hin sein. US-Finanzanlagen werden damit für internationale Investoren noch einmal attraktiver. Auch könnte der Dollar seine jüngste leichte Schwächephase überwinden und gegenüber dem Euro wieder an Wert gewinnen. Der EZB käme diese Entwicklung - auch wenn die Notenbanker in Frankfurt das so nicht sagen würden - durchaus gelegen, denn sie würde die europäische Exportwirtschaft stärken und die seit Jahren zu niedrige Inflationsrate leicht erhöhen.

Experten gehen davon aus, dass die Fed ihren Leitzins bis Ende 2018 noch vier Mal anheben wird. Zudem will sie noch in diesem Jahr damit beginnen, ihren während der Krise angehäuften enormen Bestand an US-Staatsanleihen und anderen Wertpapieren schrittweise wieder abzubauen. Allerdings droht der Zeitplan angesichts der jüngsten Wirtschaftsdaten in Gefahr zu geraten: Zwar ist einerseits die Arbeitslosenrate mit 4,3 Prozent auf den niedrigsten Stand seit 16 Jahren gefallen. Der erwartete Anstieg der Inflation ist jedoch ausgeblieben, ja, mehr noch: Die Rate ist seit Monaten rückläufig und liegt nun wieder unter dem Zielwert von zwei Prozent.

Die Volkswirte der US-Großbank Goldman Sachs sehen die Fed deshalb bereits in einem Dilemma: Halten die Notenbanker an ihrem Zinserhöhungsfahrplan fest, wird damit der Aufschwung womöglich gebremst oder gar gestoppt, ohne dass es dafür von der preislichen Seite her irgendeinen Grund gegeben hätte. Umgekehrt könnte eine zu zögerliche Rückkehr zu "normalen" Leitzinssätzen aber auch dazu führen, dass die Inflation plötzlich unerwartet rasch ansteigt. In diesem Fall müsste die Fed mit sehr viel stärkeren Zinserhöhungen gegensteuern, die das Wachstum erst recht abwürgen würden.

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