USA:Arbeitsmarkt unter Druck

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Millionen Amerikaner haben in der Corona-Krise Arbeitslosenhilfe beantragt.

Von Hans von der Hagen, München

Die Zahl der Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe in den USA geht leicht zurück. In der vergangenen Woche stellten 2,1 Millionen Bürger einen entsprechenden Antrag, wie das Arbeitsministerium in Washington mitteilte. Seit dem 21. März summieren sich die Anträge auf rund 40 Millionen. Damit hat rechnerisch jeder vierte Arbeiter in dem Land bereits entsprechende staatliche Unterstützung beantragt. Der weitaus größte Teil der Anträge geht auf die Corona-Krise zurück, die seit Mitte März in den Vereinigten Staaten vielerorts die Wirtschaft zum Erliegen brachte. Immerhin: Nun schon die achte Woche in Folge geht die Zahl zurück. Der Höhepunkt war in der Woche bis zum 28. März mit 6,9 Millionen Erstanträgen erreicht worden. Diese Daten sind für Ökonomen ein wichtiger Indikator für die weitere Entwicklung des Arbeitsmarktes. Gleichwohl liefern sie gerade in der aktuellen Situation nur bedingt ein realistisches Bild. Denn so wie im März die Zahl der Erstanträge gemessen an der Zahl der tatsächlichen Entlassenen vermutlich zu gering war, weil die Behörden der vielen Anträge gar nicht mehr Herr wurden, dürfte es derzeit umgekehrt sein: Womöglich steht der Arbeitsmarkt schon wieder etwas besser da, als es die Zahlen widerspiegeln: Viele Behörden arbeiteten sich vermutlich noch durch frühere Anträge durch, heißt es bei der New York Times. Und wie in Deutschland werden in den USA derzeit viele coronabedingte Restriktionen wieder aufgehoben. Der Weg zurück in die Normalität ist freilich holperig: Erst am Dienstag musste die Produktion in dem Ford-Werk Kansas City gestoppt werden, weil ein Arbeiter an Covid-19 erkrankt war, weiß die US-Zeitung. Auch in Chicago und in Dearborn mussten Werke vorübergehend geschlossen werden.

Die Pandemie hat dem jahrelangen Boom auf dem US-Jobmarkt ein jähes Ende bereitet und eine regelrechte Massenarbeitslosigkeit ausgelöst. Allein im April wurden 20,5 Millionen Stellen außerhalb der Landwirtschaft gestrichen - das war der massivste Abbau seit der Zeit der Großen Depression in den 1930er Jahren. Die Arbeitslosenquote stieg auf 14,7 Prozent und damit auf den höchsten Stand seit dem Zweiten Weltkrieg. Die US-Regierung geht überdies davon aus, dass rund 7,5 Millionen Arbeitslose gar nicht in der Statistik auftauchen. Angesichts der aktuellen Lage verzichtet die Trump-Regierung nun auch auf die sonst zur Jahresmitte übliche Prognose für die weitere Entwicklung der Wirtschaft.

© SZ vom 29.05.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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