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US-Waffenindustrie:Schüsse fallen, Kassen klingeln

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Die Fabrik ist voll ausgelastet und kann die Nachfrage trotzdem nicht bedienen: Der Waffenhersteller Smith & Wesson verdreifacht seinen Gewinn. Die Debatte nach den Massakern von 2012 treibt die Amerikaner in die Waffenläden. Auch deutsche Hersteller verdienen am Boom mit.

Der größte Profiteur der Debatte über strengere Waffengesetze in den USA ist die Waffenindustrie. Aus Angst vor Beschränkungen haben sich viele Amerikaner in den vergangenen Monaten mit Pistolen und Gewehren eingedeckt. Das hat auch dem Hersteller Smith & Wesson glänzende Geschäfte beschert: Von November bis Januar setzte die Firma 136 Millionen Dollar (104 Millionen Euro) um - ein Plus von 39 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Der Gewinn verdreifachte sich sogar auf fast 15 Millionen Dollar.

Seit einem Jahr laufe die Fabrik in Springfield im US-Bundesstaat Massachusetts auf vollen Touren, erklärte das Unternehmen, dabei sei die Produktion zuletzt noch erhöht worden. Trotzdem habe man mit der anhaltend starken Nachfrage nicht Schritt halten können. Auch für die Zukunft zeigte sich Firmenchef James Debney zuversichtlich und hob die Prognose für das Geschäftsjahr schon zum dritten Mal an. Erwartet wird demnach nun ein Umsatz von bis zu 580 Millionen Dollar. Das sind fast 100 Millionen mehr als noch im Juni vorhergesagt.

Berühmtester Werbeträger von Smith & Wesson ist Clint Eastwood, der in der Dirty-Harry-Reihe das Modell 29 nutzte. Das 1852 gegründete Unternehmen ist vor allem für seine Revolver bekannt, stellt aber auch die berüchtigten halbautomatischen Gewehre her, um die derzeit in den USA eine heftige Debatte tobt.

Präsident Barack Obama will nach dem Massaker an der Grundschule in Newtown vom Dezember schärfere Gesetze erlassen. Der Attentäter Adam Lanza hatte 27 Menschen getötet, darunter 20 Kinder. Geplant ist nun, sowohl den Verkauf von Sturmgewehren verbieten zu lassen als auch Vorab-Kontrollen von Waffenkäufern durchzusetzen.

Auch die Konkurrenz profitiert von Ansturm auf die Waffengeschäfte: Der Handfeuerwaffen-Produzent Sturm Ruger legte in der vergangenen Woche seinen bislang höchsten Quartalsumsatz vor. Beide Firmen sind an der Börse notiert und müssen deshalb ihre Geschäftszahlen - anders als die Konkurrenz - veröffentlichen. Ein Ende des Booms ist vorerst nicht in Sicht.

Deutsche Waffenhersteller verdienen an dem Boom in den USA mit. Die importierten im vergangenen Jahrzehnt mehr als 2,5 Millionen Schusswaffen aus Deutschland. Das geht aus einer Antwort der Bundesregierung auf eine Anfrage der grünen Abgeordneten Katja Keul hervor. Mit zwei Millionen Stück haben Faustfeuerwaffen den größten Anteil an der Gesamtzahl. Welche Firmen genau welche Waffen nach Amerika verkauft haben, ist unklar. Die Hersteller halten sich bedeckt.

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