Süddeutsche Zeitung

US-Währungspolitik:In Trumps Währungskrieg wird keiner gewinnen

Die USA sind es gewohnt, mit dem Dollar Politik zu betreiben - und der neue Präsident gibt sich besonders aggressiv. Das verheißt reichlich Ärger.

Kommentar von Catherine Hoffmann

Einst beschied John Connally, US-Finanzminister unter Richard Nixon, den Rest der westlichen Welt: "Der Dollar ist unsere Währung, aber euer Problem." Mit anderen Worten: Die USA machen mit ihrer Währung, was ihnen gefällt, und die anderen müssen sich eben darauf einstellen.

Diese Maxime dürfte dem neuen US-Präsidenten Donald Trump gut gefallen, der mit seiner "America first"-Strategie für viel Wirbel sorgt. Während Aktienkurse und Zinsen heftig zuckten, zeigt sich der Dollar von Trumps Merkantilismus bislang kaum beeindruckt. Vieles spricht aber dafür, dass die Ruhe nicht von Dauer sein wird. Das Zitat von Connally ist bald 50 Jahre alt - und aktueller denn je.

Trump will einen schwachen Dollar

Vorerst halten sich aber die Argumente für und wider den Dollar die Waage. Für den Dollar spricht, dass die amerikanische Wirtschaft in guter Verfassung ist: Es herrscht beinahe Vollbeschäftigung, die Unternehmensgewinne steigen, die Wirtschaft wächst, und die Inflation ist moderat. Alles optimale Voraussetzungen für eine schrittweise Anhebung der Leitzinsen und damit gut für den Dollar. Das wichtigste Argument für eine starke US-Währung heißt aber "America first": Künftig sollen die Importe nicht mehr so stark steigen, das Leistungsbilanzdefizit zurückgehen.

Tatsächlich hat der Dollar im Vergleich zu den Währungen der wichtigsten Handelspartner bereits ein beachtliches Niveau erreicht, auch wenn er noch lange nicht auf dem historischen Höchststand aus dem Jahr 1985 notiert. Einige Experten meinen, der Greenback sei womöglich schon überbewertet - und sollte künftig billiger werden. Helfen könnten dabei die massiven Infrastrukturausgaben und Steuersenkungen, die Trump in Aussicht gestellt hat. Denn sie werden das Budgetdefizit mächtig aufblähen.

Derzeit herrscht am Devisenmarkt also Patt. Aber: Trump kann keinen starken Dollar brauchen. "It's killing us", sagt er. Will der Präsident wie versprochen Jobs in die USA zurückzuholen, braucht er einen schwächeren Dollar. Damit amerikanische Exportwaren für Ausländer günstiger werden und ausländische Produkte in den USA teurer. In der Handelspolitik werden deshalb schrille Töne angeschlagen: Peter Navarro, der oberste Berater Trumps in Handelsfragen, wirft Deutschland vor, mithilfe eines "stark unterbewerteten" Euro andere Länder "auszubeuten". Der billige Euro macht deutsche Exporte in die USA günstiger - und das missfällt der neuen Regierung.

Trumps Berater Navarro und der designierte Handelsminister Wilbur Ross haben ihre Position unmissverständlich in einem Papier dargelegt: Eine Reihe von Freihandelsabkommen, besonders Nafta und die Aufnahme von China in die WTO, haben demnach in den vergangenen 20 Jahren den Wirtschaftsstandort USA unterminiert. China, Deutschland, Japan und auch Kanada würden ihre Währung manipulieren und künstlich billig halten, was ihnen einen unlauteren Wettbewerbsvorteil verschaffe und Ursache für das Handelsdefizit der USA sei. Das wiederum bremse das US-Wirtschaftswachstum. Schluss damit, fordern Navarro und Ross.

Trumps Truppe wird es nicht bei scharfen Worten belassen

Auch unter Obama gab es immer wieder Kritik am angeblich zu schwachen Euro. Was Navarro sagt, hat aber eine neue Dimension: die aggressive Sprache, der gezielte Angriff einzelner Länder, die Fixierung auf den Währungskurs als Dreh- und Angelpunkt der Handelspolitik. Dahinter steckt die kaum verhohlene Drohung: Wer manipuliert, muss nicht nur mit Strafzöllen rechnen, sondern mit Schlimmerem. So leitet man Währungskriege ein.

Was Deutschland angeht: Es stimmt, dass seine Exporteure vom Euro-Kurs profitieren, der durch die Anleihenkäufe der Europäischen Zentralbank (EZB) geschwächt ist; eine D-Mark wäre teurer. Andererseits werden deutsche Waren ja vor allem wegen ihrer Qualität gekauft, nicht wegen des Preises. Obendrein sind die Deutschen die schärfsten Kritiker der EZB. Helfen wird ihnen das wenig.

Und die neue Regierungsmannschaft in Washington wird es nicht bei Worten belassen. Seit Anfang der 70er-Jahre die Wechselkurse freigegeben und die Kapitalmärkte geöffnet wurden, weiß man: Verbalattacken beeinflussen die Devisenkurse allenfalls vorübergehend. Man darf also gespannt sein, was sich Trump als Nächstes einfallen lässt. Er könnte Druck auf die Fed ausüben, damit sie die Wende von der Zinswende einläutet. Wenn das nicht hilft, gibt es noch Devisenmarktinterventionen und Eingriffe in den Kapitalverkehr. Spätestens dann herrscht Krieg am Devisenmarkt.

Und das ist dann nicht nur unser Problem, sondern das Problem aller.

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SZ vom 06.02.2017/sry
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