Süddeutsche Zeitung

US-Unternehmen:American-Apparel-Mitarbeiter sollten sexistische T-Shirts tragen

  • Mitarbeiter der US-Modekette American Apparel sollten ein T-Shirt mit dem Slogan "Fordere mich auf, alles auszuziehen" tragen.
  • Der Spruch ist ein Wortspiel. Nach Kritik aus der Belegschaft stoppt das Unternehmen die Kampagne jedoch.

Von Jakob Schulz

Eigentlich sollten die Zeiten von Sexismus-Skandalen und Belästigung für American Apparel vorbei sein. Im Sommer 2014 feuerte das US-Modeunternehmen seinen Chef Dov Charney. Über Jahre waren dem Firmengründer immer wieder sexuelle Belästigung, ja sogar Sex-Sklaverei vorgeworfen worden. Wegen "mutmaßlichen Fehlverhaltens" musste Charney American Apparel schließlich verlassen.

Doch auch ohne den umstrittenen Gründer sieht sich American Apparel nun erneut Sexismus-Vorwürfen ausgesetzt. Das Unternehmen wollte seine Mitarbeiter offenbar dazu bewegen, ein T-Shirt mit dem Spruch "Ask me to take it all off" zu tragen, zu deutsch etwa "Fordere mich auf, alles auszuziehen". Das sagte eine Mitarbeiterin dem Internetportal Jezebel.com. "Wenn ich das T-Shirt trage, gibt American Apparel damit Kunden das Recht, mich zu belästigen", kritisiert die Mitarbeiterin.

Kampagne zum Black Friday

"Das Unternehmen bestärkt die Kunden, meine Kollegen und mich zu belästigen", sagte die Mitarbeiterin weiter. Dies sei umso schlimmer vor dem Hintergrund, dass ein großer Teil der Verkäufer aus jungen Frauen im Highschool-Alter bestehe, manche erst 15 Jahre alt. Dem Bericht zufolge wurde es den Mitarbeitern "nachdrücklich empfohlen", das Hemd am kommenden Black Friday zu tragen. Wer auf das Hemd verzichten wollte, sollte stattdessen einen Anstecker mit dem Spruch tragen. Der erste Freitag nach Thanksgiving gilt im US-Handel als Startschuss für die Weihnachtssaison. Unternehmen gewähren an diesem Tag traditionell große Rabatte.

American Apparel entschied nach den Einwänden der Mitarbeiter, die Kampagne zu stoppen. In einer Mitteilung schrieb das Unternehmen, der Spruch sei eine Anspielung auf die am Black Friday üblichen Rabatte gewesen. "Wir sehen ein, dass das eine Mitarbeiterin verärgert hat, die ihre Bedenken geäußert hat", hieß es weiter. Deshalb habe man sich entschieden, den Slogan nicht weiter zu nutzen.

Dem britischen Guardian hatte Chefin Paula Schneider zuletzt gesagt, dass sie das anrüchige Image des Unternehmens bekämpfen wolle, es zugleich aber eine "sexy Marke" bleiben soll. Die missglückte Kampagne ist für American Apparel nur eine von vielen schlechten Nachrichten. Erst im Oktober beantragte die Modekette Gläubigerschutz. American Apparel schreibt seit fünf Jahren Verluste.

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