US-Pharmakonzern:Pfizer bläst Übernahme von Astra-Zeneca ab

Pfizer And AstraZeneca's Billion Dollar Battle

Frühestens in drei Monaten dürfte Astra Zeneca die Amerikaner wieder zu Übernahmegesprächen einladen.

(Foto: Bloomberg)

Nach seiner 85-Milliarden-Dollar-Offerte legt der amerikanische Pharmariese Pfizer kein neues Angebot für Astra-Zeneca vor. Nun beginnt für beide Konzerne die Abkühlphase, bevor sie in eine neue Verhandlungsrunde gehen dürfen.

Von Björn Finke, London

Die Amerikaner haben sich Zeit gelassen: Am Montagabend, 18 Uhr deutscher Zeit, endete die Frist, bis zu der das Pharma-Unternehmen Pfizer ein verbessertes Kauf-Angebot für den britischen Rivalen Astra-Zeneca vorlegen durfte. Zwei Stunden vor Ablauf teilte der New Yorker Viagra-Hersteller dann mit, er werde wie erwartet keine weitere Offerte präsentieren. Pfizer hatte am 28. April offiziell kundgetan, die Londoner übernehmen zu wollen, als Preis wurden zuletzt 85 Milliarden Euro genannt. Es wäre die größte Fusion der Pharma-Industrie gewesen und hätte einen neuen Weltmarktführer geschaffen.

Britische Übernahmegesetze schreiben vor, dass sich die Partner nach einer solchen Bekanntmachung in 28 Tagen einigen müssen, eine Fusion anzugehen und detailliertere Verhandlungen starten zu wollen. Oder der Käufer wendet sich gegen den Willen des Managements des Opfers direkt an dessen Aktionäre und versucht eine feindliche Übernahme. Das schloss Pfizer allerdings aus. Die 28 Tage waren am Montag vorbei. Nun beginnt eine mindestens dreimonatige Abkühlphase; die Parteien dürfen also frühestens Ende August wieder verhandeln. Pfizer hatte sein ursprüngliches Angebot aufgestockt, doch Anfang voriger Woche teilte das Management von Astra-Zeneca mit, auch diese Offerte finde nicht seine Gnade. Pfizer war bereit, 55 Pfund pro Astra-Zeneca-Aktie zu zahlen, und hatte erklärt, dies sei das allerletzte Angebot. Aber die Führung von Astra-Zeneca hält 59 Pfund für angemessen. Im Moment notiert der Anteilsschein bei 43,28 Pfund.

Pfizer-Chef Ian Read, ein gebürtiger Schotte, sagte am Montag, er glaube weiterhin, dass seine letzte Offerte Astra-Zeneca fair bewertet habe. Ob er später im Jahr neue Verhandlungen mit den Briten anstrebe, ließ er offen. Von sich aus darf Pfizer nach britischem Recht sogar erst in sechs Monaten wieder aktiv werden. Aber Astra-Zeneca darf die Amerikaner nach drei Monaten zu Gesprächen einladen.

Einige Investoren sähen das gerne. Die brüske Ablehnung der Offerte ging manchen Fondsmanagern zu schnell; sie wünschen sich weitere Diskussionen über eine Fusion. Zumal es der Führung von Astra-Zeneca schwer fallen dürfte, den Aktienkurs aus eigener Kraft auf 55 Pfund zu hieven. In den kommenden zwei Jahren werden die Umsätze der Briten sinken, weil der Patenschutz für wichtige Arzneien ausläuft. Allerdings ist die Entwicklung einiger Krebsmedikamente weit fortgeschritten - das hatte Pfizers Interesse geweckt. Außerdem hätte der Konzern nach einer Fusion Abteilungen zusammenlegen und Kosten kappen können. Und dann sind da noch die Steuervorteile: Pfizer plante, nach einem Kauf den steuerrechtlichen Sitz nach London zu verlegen, selbst wenn die Zentrale in New York geblieben wäre. Im Königreich sind die Steuersätze für Firmen und Patentinhaber niedriger als in den USA. In drei Monaten können die Manager über all das wieder verhandeln.

Wenn sie denn wollen.

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