Rede von US-Notenbankchef Bernanke:Federal Reserve wird wohl noch mehr Geld drucken

Wann die amerikanische Notenbank handeln wird, ist noch unklar. Aber jetzt gibt es kaum noch Zweifel: Die Federal Reserve wird bald noch mehr Geld drucken, um den Aufschwung in den Vereinigten Staaten zu stärken.

Nikolaus Piper, New York

Jetzt gibt es kaum noch Zweifel: Die amerikanische Notenbank Federal Reserve (Fed) wird demnächst noch mehr Geld drucken, um den Aufschwung in den Vereinigten Staaten zu stützen. In einer mit Spannung erwarteten Rede beim geldpolitischen Symposium in Jackson Hole im Bundesstaat Wyoming verteidigte Ben Bernanke den bisherigen Kurs der Fed gegen Kritik aus der Wissenschaft.

Bernanke  arrives at the Federal Reserve Bank of Kansas City Economic Policy Symposium in Jackson Hole, Wyoming

Geldschwemme aus Amerika: In einer mit Spannung erwarteten Rede beim geldpolitischen Symposium in Jackson Hole in Wyoming verteidigte Ben Bernanke den bisherigen Kurs der Fed gegen Kritik aus der Wissenschaft.

(Foto: REUTERS)

Ohne die "nichttraditionelle Geldpolitik", also im Wesentlichen den Kauf von Staatsanleihen und anderen Wertpapieren, wäre die Rezession schwerer und der Aufschwung noch schwächer ausgefallen, sagte der Präsident der Notenbank. Die Federal Reserve hat in der Krise ihre Bilanzsumme verdreifacht, was einer entsprechenden Geldschöpfung entspricht.

Er beklagte, dass die Arbeitslosigkeit in den Vereinigten Staaten immer noch höher ist, als die Fed gehofft hatte. Die Fed werde "die Geldpolitik lockern, um stärkeres Wirtschaftswachstum zu fördern und eine nachhaltige Besserung des Arbeitsmarktes bei stabilen Preisen zu erreichen", sagte Bernanke wörtlich. Wann die Fed handeln wird, ist unklar. Der Offenmarktausschuss der Notenbank, der über diese Fragen entscheidet, trifft sich am 13. September wieder.

Öl und Euro wurden teurer

Nachdem der Text von Bernankes Rede veröffentlicht war, setzten die Aktienkurse ihren Anstieg fort. Auch Öl und der Euro wurden in Erwartung der Geldschwemme aus Amerika teurer. Die Anleger hoffen, dass der Offenmarktausschuss im September im Sinne Bernankes ein neues Programm zur Ausweitung der Geldmenge beschließen wird. Das würde dann "Quantitative Easing 3" heißen. Das Protokoll der letzten Sitzung des Ausschusses im Juli hatte bereits gezeigt, dass die sogenannten Tauben, also die Befürworter einer lockeren Geldpolitik, derzeit in Washington in der Mehrheit sind.

Das Symposium in Jackson Hole wird von der Federal Reserve Bank of Kansas City organisiert, der Landeszentralbank für den Nordwesten der Vereinigten Staaten. Hier, am Rande des Grand Teton Nationalparks, treffen sich jedes Jahr Ende August die wichtigsten Notenbanker der Welt mit Geldtheoretikern und Bankern. Ihr Ziel ist nicht, konkrete Beschlüsse zu fassen, sondern den intellektuellen Austausch zu pflegen. Trotzdem verfolgen die Finanzmärkte das Treffen genau.

Vor zwei Jahren hatte Bernanke in Jackson Hole Hinweise auf das damals geplante erste Programm zur Geldmengenausweitung gegeben. Neben Bernanke gehören in diesem Jahr zu den Gästen Hu Xiaolian, der Vizechef der Bank von China, und Bundesbankpräsident Jens Weidmann. Der Präsident der Europäischen Zentralbank (EZB), Mario Draghi, sagte seine Teilnahme hingegen ab, weil er die nächste Sitzung des Direktoriums seiner Notenbank vorbereiten wolle.

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