US-Notenbank:Eine Trendwende auf Ansage

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Erstmals seit vier Jahren hat die US-Notenbank Fed ihre Leitzinsen um einen Viertel Prozentpunkt angehoben. Mit der Erhöhung der Zinsen verteuert sich auch die Kreditaufnahme in den USA.

Die amerikanische Notenbank hat am Mittwoch nach der historisch niedrigen Leitzinsphase eine Trendwende eingeläutet. Der Offenmarktausschuss hob den Satz für Tagesgeld an: von 1,0 auf 1,25 Prozent. Angesichts des robusten Aufschwungs in den USA, starker Stellenzuwächse und steigender Preise rechnen Volkswirte damit, dass die Notenbank (Fed) die Leitzinsen bis Ende nächsten Jahres auf die Vier-Prozent-Marke hochdrücken wird.

US-Notenbankchef Alan Greenspan und seine Kollegen hatten schon seit mehrere Wochen entsprechende Signale für eine solche Erhöhung durchblicken lassen. Der Zinsstand von einem Prozent in den vergangenen zwölf Monaten war der tiefste seit 46 Jahren.

"Die Daten weisen darauf hin, dass die Wirtschaft auf solider Basis wächst und der Arbeitsmarkt sich bessert", teilte der Ausschuss mit. Mit relativ niedrigen Inflationswerten könne die Niedrigzinsphase "wahrscheinlich in angemessenen Schritten" auslaufen. "Der Ausschuss wird aber auf Änderungen im Wirtschaftsausblick wenn nötig reagieren", hieß es in der Erklärung. Fed-Chef Alan Greenspan hatte die Leitzinsen nach dem abrupten Ende des Technologiebooms 2000 in 13 Schritten von 6,5 Prozent auf das niedrigste Niveau seit 1958 heruntergefahren.

Ziel: Stimulierung der US-Wirtschaft

Damit sollte die US-Wirtschaft stimuliert werden, eine Aufgabe, die die Notenbank im Unterschied zur Europäischen Zentralbank explizit zu erfüllen hat. Das US-Bruttoinlandsprodukt schrumpfte Anfang 2001, und bis zu 3 Millionen Arbeitsplätze gingen verloren. Zwar ist der Aufschwung seit zweieinhalb Jahren im Gange, doch blieben die Stellen lange aus. Deshalb verharrte die Notenbank so lange in der Niedrigzinsphase. Seit Anfang des Jahres sind die amerikanischen Wirtschaftsdaten aber solide: im 1. Quartal legte das Bruttoinlandsprodukt auf hochgerechneter Jahresrate um 3,9 Prozent zu. Volkswirte rechnen für das Gesamtjahr mit einem Wert von über vier Prozent.

Die Verbraucherzuversicht wächst kräftig, Investitionen steigen und damit nach langer Zeit auch die Zahl der Arbeitsplätze. In diesem Jahr wurden schon mehr als 1,2 Millionen neue Stellen geschaffen. Mit den steigenden Haushaltseinkommen gingen allerdings auch die Preise nach oben: Die Inflation, im Dezember im Jahresvergleich noch bei 1,9 Prozent, stieg im Mai auf 3,1 Prozent.

Unmittelbare Auswirkungen der Zinserhöhung auf das Verbraucherverhalten erwarten Marktkenner nicht. Die Hypothekenbanken haben ihre Ausleihesätze für langfristige Festzinskredite in Erwartung der Zinserhöhung bereits von 5,5 auf 6,5 Prozent erhöht. An diesem Donnerstag tagt auch die Europäische Zentralbank (EZB). Sie dürfte die Leitzinsen nach Angaben von Marktkennern trotz der weiterhin hohen Inflation in der Euro-Zone unverändert bei 2,0 Prozent lassen.

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