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US-Bank verdient mehr als erwartet:Schlechte Stimmung, gute Zahlen bei Goldman Sachs

Zuletzt war die Firmenkultur massiv kritisiert worden, Chef Blankfein hatte sogar einen Aufpasser bekommen. Jetzt übertrifft die umstrittene US-Bank die Erwartungen und verdoppelt ihren Gewinn. Aber ausgerechnet das Kerngeschäft des Instituts macht weiter Probleme.

Die Zahlen sind nicht gut, aber besser als erwartet. Und das kann Goldman Sachs derzeit gebrauchen. Die US-Großbank hat trotz schwächerer Erlöse der Investment- und Wertpapiersparte die Prognosen von Analysten übertroffen. Das Institut wies für das erste Quartal 2012 einen Gewinn von 2,1 Milliarden Dollar aus. Das ist mehr als doppelt so viel wie im Vorquartal.

Im Vergleich zum Vorjahreszeitraum legte der Überschuss sogar um 128 Prozent zu. Das Ergebnis damals war allerdings durch die Rückzahlung einer milliardenschweren Finanzspritze samt Zinsen belastet, mit der Investor Warren Buffett das Institut in der Finanzkrise unterstützt hatte.

Vor allem die Investmentsparte macht den Banken derzeit Schwierigkeiten: Deren Erträge lagen insgesamt 16 Prozent unter dem Vorjahreswert. Das Kerngeschäft der Bank leidet unter der geringen Nachfrage der Kunden.

Die Verantwortlichen bei Goldman waren zuletzt immer wieder in die Kritik geraten. Der ehemalige Mitarbeiter Greg Smith hatte einen Brief in der New York Times veröffentlicht. Darin kritisierte er die angeblich verkommene Moral bei seinem Ex-Arbeitgeber. Kunden seien beispielsweise in internen Mail als "Deppen" bezeichnet worden.

Kritiker sehen außerdem die Machtfülle bei Goldman Chef Lloyd C. Blankfeins als Problem. Der ist Vorstands- und Aufsichtsratsvorsitzender zugleich - eine Konstellation, die in Deutschland gar nicht möglich wäre. Goldman kam zuletzt Aktionären entgegen, die gefordert hatten, seine Macht zu kontrollieren. James J. Schiro wurde Blankfein als Aufpasser zur Seite gestellt, an der Position des Goldman-Chefs ändert sich dadurch jedoch nichts.

Wegen der guten Zahlen erhöht Goldman die Dividende. Statt 35 US-Cent je Aktie im Vorjahr sollen 46 Cent ausgeschüttet werden.

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