US-Automobilindustrie:Drama um General Motors

US-Präsident Obama will GM angeblich pleitegehen lassen, lässt aber eilig dementieren. Und auch Konzernchef Henderson hält die Insolvenz offenbar für unausweichlich.

Hochrangige US-Kreise haben Berichte über eine angebliche Präferenz der Regierung für einen Konkurs der angeschlagenen Opel-Mutter General Motors zurückgewiesen.

Fritz Henderson GM General Motors AP

GM-Chef Henderson: "Das wird eine Entscheidung des Managements sein."

(Foto: Foto: AP)

"Dieser Bericht ist nicht präzise", sagte ein Regierungsvertreter am Mittwoch. Präsident Barack Obama habe seine Meinung nicht geändert und wolle GM wie angekündigt die vollen 60 Tage Zeit lassen, um eine Lösung zu finden, sagten auch andere Vertreter.

"Schneller und chirugischer Bankrott"

Die Agentur Bloomberg hatte zuvor unter Berufung auf Kreise, die mit der Angelegenheit vertraut seien, berichtet, Obama halte einen Konkurs für die beste Lösung, um den Konzern wettbewerbsfähig zu machen.

Ein "schneller und chirurgischer Bankrott" erscheine derzeit unausweichlich. Obama sei auch bereit, Chrysler pleitegehen zu lassen, wenn der drittgrößte Autoproduzent des Landes keine Allianz mit dem italienischen Fiat-Konzern zustande bekomme, hieß es in den Kreisen weiter.

An ein ökonomisches Überleben von General Motors scheint auch das Management des taumelnden amerikanischen Autoherstellers nicht mehr zu glauben. Der neue Konzernchef, Fritz Henderson, bezeichnete eine Insolvenz in Folge der von der US-Regierung gesetzten Frist als immer realistischer. Es sei nötig, General Motors neu zu erfinden. Sollte dies in der kurzen Zeit nicht gelingen, sei eine Insolvenz "wahrscheinlicher", sagte Henderson an diesem Dienstag.

Wenn es möglich sei, ein nachhaltiges Geschäftsmodell zu entwickeln, dann könne sogar noch vor Ablauf der 60-Tage-Frist Gläubigerschutz beantragt werden. "Das wird eine Entscheidung des Managements sein."

GM muss innerhalb kürzester Zeit große Fortschritte machen: Die Kosten drastisch reduzieren, eine Restrukturierung der Schulden des Unternehmens einleiten und wieder mehr Autos verkaufen.

Rücktritt auf Druck der Regierung

Der Autobauer aus Detroit wird derzeit nur noch durch Staatskredite zahlungsfähig gehalten. US-Präsident Barack Obama hatte dem Konzern am Montag noch eine Frist von 60 Tagen eingeräumt, um die als unzureichend eingeschätzten bisherigen Sanierungspläne zu verbessern. Auf Druck der Regierung war am Sonntag der bisherige GM-Chef Rick Wagoner zurückgetreten.

Im Rahmen der Insolvenz könnte GM die Aufspaltung drohen. Es gebe Pläne, den Konzern unter Gläubigerschutz in zwei Teile aufzuspalten, sagte eine mit der Situation vertraute Person. Ziel sei es, aus den gesunden GM-Teilen ein neues, profitables Unternehmen zu formen.

Parallel sollten wenig zukunftsfähige Marken wie Saturn und Hummer gebündelt werden. Sie würden dann längere Zeit unter Gläubigerschutz arbeiten, verkauft oder abgewickelt, erklärte die Person weiter.

Regierungskreisen zufolge wird eine Aufspaltung auch beim zweiten schwer angeschlagenen Hersteller Chrysler in Erwägung gezogen. Es sei eine Option, Chrysler in zwei Teile aufzuspalten und den weniger attraktiven Bereich unter Gläubigerschutz zu stellen, hieß es.

Chrysler verhandelt derzeit mit Fiat-Chef Sergio Marchionne über die schwierigen Details einer möglichen Zusammenarbeit beider Hersteller.

Sollte die von der Regierung vorangetriebene Kooperation nicht innerhalb von 30 Tagen zustande kommen, droht Chrysler die Insolvenz.

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