US-Arbeitsmarkt:Neue Jobs helfen Obama im Wahlkampf

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Drei Monate vor der Wahl darf sich US-Präsident Barack Obama über positive Signale vom US-Arbeitsmarkt freuen: Im Juli sind 163.000 neue Jobs entstanden, viel mehr als erwartet. Gleichzeitig steigt die Arbeitslosenquote aber - das bietet seinem Herausforderer Mitt Romney Angriffsmöglichkeiten.

Die US-Wirtschaft hat im Juli überraschend viele Jobs geschaffen. Die Zahl der Beschäftigten stieg um 163.000. Das übersteigt die Erwartungen vieler Experten, die von maximal 100.000 neuen Stellen ausgegangen waren. Der Arbeitsmarkt in den USA ist einer der wichtigsten Indikatoren für die dortige Wirtschaft - und ein entscheidender Faktor im Präsidentenwahlkampf. Haben die Amerikaner Arbeit, sichert das den Job von Barack Obama.

Gut für Obama: Der US-Arbeitsmarkt entwickelt sich positiv. (Foto: REUTERS)

Dennoch kletterte die Arbeitslosenquote von 8,2 auf 8,3 Prozent. Sie verharrt damit seit mehr als zwei Jahren über der Marke von acht Prozent - das hat es seit der Großen Depression in den Dreißiger Jahren nicht mehr gegeben.

Mehr Arbeitsplätze, trotzdem steigt die Quote der Joblosen - dieser Effekt erklärt sich dadurch, dass sich mehr Menschen auf dem Arbeitsmarkt zurückmeldet haben. Das treibt die Statistik in die Höhe und kann so interpretiert werden, dass mehr Menschen Hoffnung schöpfen, bald wieder einen Arbeitsplatz zu finden.

Drei Monate vor der Präsidentschaftswahl spielt das Thema Arbeitsplätze eine entscheidende Rolle. Die aktuellen Zahlen dürften für weitere Kontroversen sorgen: Zwar geben die vielen neu geschaffenen Jobs Amtsinhaber Obama Rückenwind - die gestiegene Arbeitslosenquote bietet aber seinem Herausforderer Mitt Romney auch Angriffsmöglichkeiten.

"Ich hasse es, wenn die Zahl der Arbeitsplätze zunimmt, aber gleichzeitig die Arbeitslosenquote steigt", twitterte der bekannte Ökonom Justin Wolfers. "Politiker beider Seiten werden nun Blödsinn erzählen."

Erst seit Ausbruch der weltweiten Krise 2008 erleben die USA strukturelle Arbeitslosigkeit. Noch Anfang 2008 suchten entlassene Amerikaner nur wenige Wochen, bis sie etwas neues fanden, zeigt diese Graphik. Seit Monaten liegt dieser Wert nun bei 40 Wochen. Je länger Menschen arbeitslos sind, desto schwieriger finden sie einen neuen Job.

Obama und Romney haben völlig unterschiedliche Vorstellungen, wie Millionen arbeitsloser Amerikaner in Lohn und Brot zu bringen sind. Obama verweist darauf, dass er gleich zu Anfang seiner Amtszeit begonnen habe, die Wirtschaft anzukurbeln - inmitten der tiefen Rezession nach dem Ausbruch der Finanzkrise. Zu den Maßnahmen gehörte das größte Konjunkturprogramm in der US-Geschichte mit einem Volumen von fast 800 Milliarden Dollar, außerdem Steuererleichterungen für Durchschnittsverdiener und kleinere Unternehmen, Beschäftigungsprogramme und ein riesiges Rettungspaket für die schlingernde Autoindustrie.

Unter dem Strich rechnet sich Obama 27 Monate in Folge mit Beschäftigungsaufbau an. Insgesamt, so seine Bilanz, habe die Wirtschaft nunmehr rund 4,3 Millionen Arbeitsplätze geschaffen - und eine noch schlimmere Krise sei verhindert worden.

Romney kritisiert Obamas Vorgehen gegen die Krise scharf, nicht nur weil die Konjunkturspritzen das Ziel verfehlt hätten, die Arbeitslosigkeit deutlicher zu senken. Er ist für einen freien Markt, in dem der Staat möglichst wenig eingreift. Nur so könnten mehr Jobs entstehen.

An der Wall Street wurden die Zahlen vom Arbeitsmarkt positiv aufgenommen: Die wichtigsten Indizes notierten zum Handelsstart im Plus. Der Dow Jones stieg in den ersten Handelsminuten um 1,3 Prozent auf 13.050 Punkte. Beim breiter gefassten S&P 500 betrug das Plus rund 1,4 Prozent. Der Nasdaq kletterte ebenfalls 1,4 Prozent auf 2952 Zähler.

© Süddeutsche.de/Reuters/dpa/bero - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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