US-Anlagebetrüger Madoff:Bernie trickst weiter

Der größte Gauner der Börsengeschichte kann's nicht lassen: Bernard Madoff, der einen Schaden von mehr als 50 Milliarden Dollar anrichtete, soll unter Arrest Juwelen an Verwandte verschickt haben.

Moritz Koch

Er kann es nicht lassen. Bernard "Bernie" Madoff, der mutmaßlich größte Gauner der Börsengeschichte, trickst weiter - und das mit erstaunlicher Dreistigkeit. So jedenfalls sieht es die Staatsanwaltschaft. Bei einer Anhörung am Montag vor einem New Yorker Gericht warf der Ankläger Marc Litt Madoff vor, er habe Juwelen im Wert von mehr als einer Million Dollar an Verwandte und Freunde verschickt, um sie vor dem Zugriff der Behörden in Sicherheit zu bringen. Dies sei ein klarer Verstoß gegen die Kautionsauflagen. Das Gericht müsse umgehend Untersuchungshaft anordnen.

US-Anlagebetrüger Madoff: Ein Betrüger kommt aus dem Gericht: Bernard Madoff wird aus dem Federal Court in New York abgeführt.

Ein Betrüger kommt aus dem Gericht: Bernard Madoff wird aus dem Federal Court in New York abgeführt.

(Foto: Foto: Reuters)

Madoff wird verdächtigt, Investoren jahrzehntelang mit Scheingewinnen betrogen zu haben. Seine Vermögensverwaltung sei nichts anderes gewesen als ein gigantisches Schneeballsystem. Die ausgezahlten Renditen wurden offenbar mit neu eingetriebenem Kapital finanziert. Als im Zuge der Finanzkrise viele Klienten gleichzeitig ihr Geld zurückforderten, flog der Schwindel auf. Insgesamt soll Madoff einen Schaden von 50 Milliarden Dollar angerichtet haben. Zu seinen Opfern gehören Banken, Hedgefonds, Privatanleger und wohltätige Stiftungen auf der ganzen Welt. Madoff steht seit seiner Verhaftung im Dezember in seiner Wohnung in Manhattan unter Hausarrest. Er hatte eine Kaution in Höhe von zehn Millionen Dollar bezahlt, um der Untersuchungshaft zu entgehen. Sein restliches Vermögen ist eingefroren.

Bei der Anhörung in New York bestätigte Madoffs Verteidiger Ira Sorkin den Schmuckversand. Es habe sich dabei aber um Erbstücke gehandelt. Auch wertlose Fausthandschuhe seien darunter gewesen. Da weiterhin keine Fluchtgefahr bestehe, gebe es keinen Grund, seinen Mandanten in Untersuchungshaft zu nehmen, sagte Ira.

Das sieht die Staatsanwaltschaft anders. Ihr zufolge stelle Madoff eine Gefahr für die Allgemeinheit dar. Solange er auf freiem Fuß sei, könne er Vermögensgegenstände verstecken, die im Falle einer Verurteilung dafür genutzt werden könnten, seine Betrugsopfer zu entschädigen. Der Richter schob eine Entscheidung auf und bat beide Seiten bis Donnerstag um weitere Informationen.

Parallel zum Gerichtstermin fand am Montag eine Anhörung vor dem US-Kongress in Washington statt. Der Betrugsfall ist längst zum Politikum geworden. Die Börsenaufsicht SEC hatte es jahrelang versäumt, Ungereimtheiten in Madoffs Geschäftsberichten nachzugehen. Als Konsequenz aus dem Skandal fordern einflussreiche Abgeordnete eine Neuordnung der Aufsichtsbehörde.

Auf Seiten der Republikaner gibt es dagegen jedoch Bedenken. Die SEC sei mit ausreichenden Kompetenzen ausgestattet und habe es bloß versäumt, sie anzuwenden, argumentieren sie. Der Generalinspektor der SEC, David Kotz, räumte bei der Anhörung Fehler ein, genauso wie es SEC-Chef Christopher Cox bereits im Dezember getan hatte. Kotz versprach, die bereits angeordnete interne Untersuchung auszuweiten.

1999 wurde die SEC erstmals von einem Börsenaufseher in Boston gewarnt, dass es bei Madoffs konstanten Gewinnen nicht mit rechten Dingen zugehen könne. Seither wurden die Warnungen wiederholt, doch zu einer formellen Untersuchung, bei der Madoff unter Eid hätte aussagen müssen, kam es nie.

Das Versagen der Kontrolleure ist auch für die designierte Cox-Nachfolgerin Mary Schapiro eine Belastung. Die einstige Chefin des Selbstverwaltungsorgans der US-Finanzindustrie (Finra), die der künftige US-Präsident Barack Obama zur Leiterin der SEC machen will, war noch 2007 an mehreren Untersuchungen von Madoffs Geschäften beteiligt. Sie bemerkte offenbar nichts, genau wie all die anderen.

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