Urteil zu Ecclestone im Constantin-Streit:"Dieser Mann ist nicht vertrauenswürdig"

Formel-1-Boss Bernie Ecclestone stand in London vor Gericht. (Foto: dapd)

Mehr als 100 Millionen Dollar Schadenersatz hat Constantin Medien von Bernie Ecclestone gefordert - erfolglos. Dennoch bescheinigt das Oberste Zivilgericht in London dem Formel-1-Boss korrupte Absprachen.

Von Björn Finke, London

Bernie Ecclestone kann sich über ein Gerichtsurteil zu seinen Gunsten freuen - über die Begründung des Richters Guy Newey wird der Formel-1-Chef nicht glücklich sein.

Vor dem höchsten Zivilgericht Großbritanniens in London verlangte die Münchner Sport- und Filmunternehmen Constantin mehr als 100 Millionen Dollar Entschädigung, weil die Rechte an der Formel 1 vom damaligen Besitzer BayernLB 2005 unter Wert verkauft worden seien. Bei einem besseren Preis hätte Constantin ein Anteil an den Verkaufserlösen zugestanden, so aber ging die Firma leer aus.

Schuld daran soll Ecclestone gewesen sein, meint Constantin: Der Brite habe den früheren BayernLB-Manager Gerhard Gribkowsky geschmiert. Als Gegenleistung habe der dafür gesorgt, dass seine Bank die Rechte an einen Ecclestone genehmen Bieter losschlägt, den Investor CVC. Und der hat eben keinen höheren Preis zahlen wollen.

Der Richter entschied nun, Ecclestone müsse keinen Schadensersatz leisten. Die Begründung hat es jedoch in sich: Ecclestones Zahlungen an Gribkowsky "waren Bestechung", schreibt der Jurist. Die Rede ist von 44 Millionen Dollar. Es habe sich um eine "korrupte Vereinbarung" zwischen Ecclestone und Gribkowsky gehandelt, sagte der Richter. Ecclestone bezeichnete er als "nicht verlässlich oder vertrauenswürdig".

Allerdings sei es dem Formel-1-Chef nur darum gegangen, einen angenehmen neuen Eigentümer für die Rennserie zu bekommen. Der Manager habe nicht bezweckt, den Verkaufspreis zu drücken, daher kann Constantin keine Entschädigung verlangen. In München beginnt Ende April ein Strafverfahren gegen Ecclestone wegen seiner Geldgeschenke an Gribkowsky. Die Staatsanwälte werden die Ausführungen des Londoner Richters mit Freude lesen.

Constantin Medien kündigte umgehend Berufung an.

© Süddeutsche.de/sid/dpa - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: