Urteil im BayernLB-Prozess:Gribkowskys Haftstrafe bringt Ecclestone in Erklärungsnot

Weil er sich vom Formel-1-Baron bestechen ließ, verurteilt das Gericht den ehemaligen Bayern-LB-Vorstand zu achteinhalb Jahren Haft. 44 Millionen Dollar hatte Ecclestone Gribkowsky heimlich zugesteckt. Das Urteil dürfte den Briten in große Bedrängnis bringen.

Klaus Ott

Das Münchner Landgericht hat in einem der längsten Korruptionsprozesse in Deutschland am Mittwoch den früheren Spitzenbanker Gerhard Gribkowsky zu einer Freiheitsstrafe von achteinhalb Jahren verurteilt. Gribkowsky hatte während seiner Amtszeit als Vorstand der Bayerischen Landesbank von Formel-1-Chef Bernie Ecclestone und von der Bambino-Holding, hinter der Ecclestones damalige Frau steht, heimlich 44 Millionen Dollar kassiert. Das war, wie das Gericht jetzt befand, Schmiergeld.

Gribkowsky BayernLB Urteil 8 Jahre Haft

Vor Gericht: Gribkowsky am Mittwoch zu Prozessbeginn.

(Foto: REUTERS)

Ecclestone habe Mitte des vergangenen Jahrzehnts unter großem Druck der BayernLB als Miteigner der Formel 1 gestanden und deshalb nach Mitteln und Wegen gesucht, seine Macht zu sichern. Die Landesbank hatte damals in London erfolgreich gegen den Briten prozessiert, um dessen Einfluss auf die Motorsportserie zu begrenzen.

Ein Urteil, das Ecclestone in große Bedrängnis bringen dürfte

Richter Peter Noll wies zwar ausdrücklich darauf hin, dass es sich um ein Urteil gegen Gribkowsky handele, nicht gegen Ecclestone; gleichwohl schilderte Noll viele Umstände und Erkenntnisse, die den Briten als einen der führenden globalen Sportmanager nun in große Bedrängnis bringen dürften.

Der Formel-1-Chef sei die "treibende Kraft" für das Schmiergeldgeschäft gewesen. Ecclestone habe mit seinem Charme, seiner Raffinesse und seiner wirtschaftlichen Potenz Gribkowsky "ins Verbrechen geführt, und nicht umgekehrt". Im Frühjahr 2005, als die Auseinandersetzungen unter den Anteilseignern und Rennteams besonders heftig gewesen seien, habe der Brite dem deutschen Banker angeboten, künftig für ihn zu sorgen. Das sei später dann auch umgesetzt worden.

Ecclestone weist die Schmiergeldvorwürfe zurück

Über Briefkastenfirmen in der Karibik und im Indischen Ozean und über Beraterverträge, die nur zum Schein geschlossen worden waren, hatte der Formel-1-Chef mit Hilfe von Anwälten und Partnern dem BayernLB-Vorstand die 44 Millionen Dollar zukommen lassen. Für diese Vorgehensweise und für die Zahlungen habe Ecclestone als Zeuge vor Gericht nur "wachsweiche" Erklärungen geliefert, sagte Noll. Der Brite habe auch keinen nachvollziehbaren Grund für diese hohen Zahlungen nennen können.

Bernie Ecclestone

Bernie Ecclestone vor Gericht - hier noch als Zeuge (Archivbild).

(Foto: dpa)

Gribkowskys Verteidiger hatten vor der Urteilsverkündung die Staatsanwaltschaft aufgefordert, nun auch konsequent gegen Ecclestone vorzugehen. Dass nur der frühere BayernLB-Vorstand auf der Anklagebank sitze, sei ungerecht. Dem widersprach Richter Noll. In diesem Verfahren sei es nur um Gribkowskys Schuld gegangen.

Ecclestone verteidigt sich

Der achteinhalbjährigen Haftstrafe liegen drei Delikte zugrunde: Bestechlichkeit, Veruntreuung von Landesbank-Vermögen und Steuerhinterziehung. Gribkowsky hatte dafür gesorgt, dass Ecclestone ein Vermittlungs-Honorar von 41 Millionen Dollar bekam, als die BayernLB ihre Formel-1-Anteile an eine Investmentgesellschaft verkaufte. Dafür habe es keinen Anlass gegeben. Das spätere Schmiergeld in Höhe von 44 Millionen Dollar hatte Gribkowsky nicht wie vorgeschrieben in Deutschland, sondern zu weit günstigeren Abgabesätzen in Österreich versteuert.

Ecclestone weist die Schmiergeldvorwürfe zurück. Er sei von Gribkowsky erpresst worden. Die Münchner Staatsanwaltschaft hat noch nicht entschieden, ob sie nun auch gegen Ecclestone Anklage erhebt. Gegen den Briten wird bereits seit mehr als einem Jahr ermittelt.

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