Urenco:Atomfirma im Angebot

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Das Lager der Urenco in Gronau (Archivfoto vom 16.10.1997). Die Urananreicherungsfirma soll nun verkauft werden. (Foto: dpa/dpaweb)
  • Die Eigentümer leiten den umstrittenen Verkauf der Uran-Firma Urenco ein.
  • Insidern zufolge könnte die Veräußerung bis zu zehn Milliarden Euro einbringen.
  • Atomexperten warnen vor dem Risiko einer Weiterverbreitung der Atomwaffentechnologie.

Von Markus Balser, Berlin

Die Bundesregierung bestätigt erstmals, dass die Urenco-Eigentümer Schritte für den umstrittenen Verkauf der Uranfirma eingeleitet haben. Sie sei im Rahmen "regelmäßiger Gespräche" zum Thema möglicher Anteilsveräußerungen bei Urenco mit den Regierungen der Niederlande und Großbritanniens sowie den deutschen Eigentümern RWE und Eon darüber informiert worden, "dass ein Markttest durchgeführt wird". So geht es aus einer Antwort der Bundesregierung auf eine Kleine Anfrage der Linken-Fraktion hervor, die der Süddeutschen Zeitung vorliegt. So wollten die Anteilseigner das Interesse potenzieller Erwerber testen, schreibt Wirtschafts-Staatssekretär Uwe Beckmeyer.

Damit wird deutlich, dass der Verkauf konkretere Formen annimmt. Nach Angaben aus Kreisen von Urenco wollen die Eigentümer bereits bis Ende des Jahres erste Angebote von Bietern einholen. Auch ein Börsengang kommt weiter in Frage. Insidern zufolge könnte ein Verkauf bis zu zehn Milliarden Euro einbringen.

Eine Eingrenzung der Käufer ist nicht vorgesehen

Der Verkauf ist höchst umstritten. Die Urananreicherungsfirma, die je zu einem Drittel dem britischen und dem niederländischen Staat sowie den Versorgern RWE und Eon gehört, verfügt mit ihrer Technik über den Schlüssel zur Atombombe. Atomexperten warnen deshalb vor dem Risiko einer Weiterverbreitung der Atomwaffentechnologie.

Eine Eingrenzung potenzieller Käufer ist dem Papier zufolge nicht vorgesehen. Weder den Verkauf an Investmentfonds noch den an Interessenten außerhalb von Nato-Staaten schließt die Bundesregierung, die vertragliche Mitspracherechte hat, demnach aus. Lediglich Bieter, die auf Sanktionslisten der Vereinten Nationen oder der EU stehen, könnten "Überlegungen" zufolge vom Bieterverfahren ausgeschlossen werden.

Die Opposition übt harte Kritik am Kurs der Regierung. "Die Fabriken von Urenco sind ein höchstes Sicherheitsrisiko, da in ihnen auf die einfachste Weise auch atomwaffenfähiges Uran hergestellt werden kann", warnt der Linken-Abgeordnete Hubertus Zdebel. Statt die Technik auf dem Weltmarkt zu verkaufen sei die Stilllegung der Anlagen der einzig richtige Weg.

© SZ vom 20.12.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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