Urabstimmung der Ärzte:Ende Januar drohen Streiks an Kliniken

Patienten müssen sich darauf einstellen, dass Ärzte an kommunalen Kliniken schon bald flächendeckend die Arbeit niederlegen: In einer Urabstimmung votierten 92,7 Prozent der betroffenen angestellten Ärzte für den Ausstand.

Harte Zeiten für Patienten: An den 600 kommunalen Kliniken in Deutschland droht vom 26. Januar an ein Streik. Die im Marburger Bund organisierten angestellten Ärzte haben nach Angaben der Gewerkschaft mit 92,7 Prozent in einer einmonatigen Urabstimmung für Arbeitskampfmaßnahmen votiert.

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Die Ärztegewerkschaft fordert sechs Prozent mehr Gehalt, eine bessere Bezahlung der Bereitschaftsdienste sowie eine Reduzierung dieser Dienste auf maximal vier pro Arzt und Monat. Die Arbeitgeber bieten bislang 1,48 Prozent mehr Gehalt und eine Einmalzahlung.

(Foto: Tobias Kleinschmidt/dpa)

Diese könnten nach den Worten des Marburger-Bund-Vorsitzenden Rudolf Henke am 26. Januar beginnen. Zuvor muss noch die Große Tarifkommission am (heutigen) Dienstagabend den entsprechenden Beschluss fassen. Daran wird angesichts des eindeutigen Votums der Mitglieder allerdings nicht gezweifelt, wie der Sprecher der Gewerkschaft, Hans-Jörg Freese, erklärte.

"Schlechter Witz"

Die Tarifverhandlungen mit der Vereinigung der kommunalen Arbeitgeberverbände (VKA) hatte der Marburger Bund Anfang Dezember für gescheitert erklärt. Die Arbeitgeber hatten eine lineare Erhöhung der Grundgehälter um 1,48 Prozent bei einer Laufzeit von 16 Monaten sowie eine Einmalzahlung von 250 Euro angeboten.

Dies hatte der Marburger Bund als "schlechten Witz" bezeichnet, da damit nicht einmal die Inflationsrate ausgeglichen werde. Die Ärztegewerkschaft fordert sechs Prozent mehr Gehalt, eine bessere Bezahlung der Bereitschaftsdienste sowie eine Reduzierung dieser Dienste auf maximal vier pro Arzt und Monat.

Jeder dritte Krankenhausarzt in Deutschland arbeitet in einer kommunalen Klinik. Bis auf einige Ausnahmen gehören dem Marburger Bund zufolge die weitaus meisten Krankenhäuser der Gebietskörperschaften einem Mitgliedsverband innerhalb der VKA an. Rund 45.000 Ärzte in den kommunalen Krankenhäusern werden nach dem von Marburger Bund und VKA verhandelten Tarifvertrag bezahlt.

Erst Anfang November war ein Streik an den Universitätskliniken abgewendet worden. Die Tarifparteien hatten sich auf eine Erhöhung der Gehälter um 3,6 Prozent geeinigt. Die Ärzte hatten ein Plus von fünf Prozent gefordert. Zudem wurde vereinbart, dass es eine Einmalzahlung von 350 Euro geben und Nachtarbeit besser vergütet werden sollte.

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