Süddeutsche Zeitung

Untersuchung gegen Ratingagentur:Standard & Poor's droht Strafe

Die Ratingagentur Standard & Poor's soll gegen Wertpapiergesetze verstoßen haben: Die US-Börsenaufsicht prüft die fehlerhafte Bewertung eines Hypothekenpapiers während der Finanzkrise 2007 - und auch aus dem Justizministerium droht Ärger. Aus Sicht von Experten wird es höchste Zeit für Konsequenzen.

Der Ratingagentur Standard & Poor's (S&P) droht eine Strafe der US-Börsenaufsicht SEC. Diese bemängelt, dass S&P im Jahr 2007 ein Hypothekenpapier mit der Topnote bewertet hatte, das sich bald darauf als komplette Fehlinvestition erwies.

Wie die S&P-Muttergesellschaft McGraw-Hill am Montag mitteilte, erwägt die SEC deshalb Maßnahmen wegen Verstoßes gegen Wertpapiergesetze. Die Untersuchung könne zu einer Bußgeldzahlung führen.

Auch an anderer Stelle könnte S&P ernsthaft Ärger bekommen. Eine mit der Angelegenheit vertraute Person hatte vergangenen Monat gesagt, das US-Justizministerium prüfe Schritte gegen S&P und den Konkurrenten Moody's im Zusammenhang mit Hypothekenverbriefungen.

Besondere Brisanz hat dies, weil S&P im August als bislang einzige Ratingagentur den USA die Bonitätsspitzennote aberkannt und damit für einen Aufschrei in Washington gesorgt hatte.

Aus Sicht von Experten wird es höchste Zeit, dass die Ratingagenturen für Fehlbewertungen Konsequenzen zu spüren bekommen. "Die Mühlen der Justiz mahlen viel zu langsam", kritisierte Janet Tavakoli von Tavakoli Structured Finance in Chicago. Es sei eine Schande, dass sich die Untersuchungen der SEC nun schon vier Jahre hinzögen.

Streitpunkt im konkreten Fall ist ein verbriefter Hypothekenkredit (CDO) mit dem Namen "Delphinus", der Anfang August 2007 ins Leben gerufen wurde. Er erhielt von S&P die Spitzennote "AAA". Davon betroffen waren Verbindlichkeiten im Volumen von 947 Millionen Dollar. Fünf Monate später sprach S&P von einem technischen Zahlungsausfall. Ende 2008 bewerteten die Bonitätsprüfer den CDO nur noch als "Ramsch"-Papier.

Tavakoli hält das Vorgehen von S&P für unentschuldbar. Die anfängliche Top-Bewertung sei zu einer Zeit erfolgt, als der Kreditboom, der die Hypothekenfinanzierung angeheizt und die Häuserpreise hochgetrieben hatte, bereits im Verfall begriffen gewesen sei.

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