Unternehmenspolitik:Ein Signal in die Anti-Trump-Richtung

Donald Trump

US-Präsident Donald Trump ändert die moralischen Werte der Gesellschaft.

(Foto: picture alliance/AP Photo)

Unternehmen sollten gesellschaftliche Verantwortung übernehmen. Gerade jetzt, da der US-Präsident zur Verrohung der Sitten beiträgt.

Kommentar von Marc Beise

Die "Wirtschaft" sind immer die anderen. Es ist üblich geworden, den Begriff als Synonym für Unternehmen zu verwenden. Häufig speist sich die Fokussierung auf Firmen und Geschäftsleute aus dem Wunsch, sich zu distanzieren. Es gibt zwar auch diejenigen, die sich für attraktive Geschäfts- und Investitionsbedingungen "der Wirtschaft" starkmachen, beliebter aber ist der negative Blick: "Die Wirtschaft" sei profitversessen, beute Arbeitnehmer aus, zerstöre die Umwelt und mache die Menschen krank. "Die Wirtschaft" ist "der Kapitalismus", eines so schlimm wie das andere. Und natürlich muss "der Staat" die Wirtschaft zähmen.

Wer so denkt, und es sind viele, verkennt, dass die Wirtschaft nicht eine Ansammlung von Agenten des Bösen ist, sondern ein Prozess. Wir alle sind Wirtschaft im Bemühen, unser Leben durch den bestmöglichen Einsatz knapper Mittel finanziell bestmöglich zu gestalten. Jeder Arbeitnehmer wirtschaftet, jede Selbständige, jeder Hausmann und auch alle Rentner. Und weil das so ist, kann die Wirtschaft immer nur so gut sein wie die Menschen, die sie ausmachen.

Wenn eine ganze Gesellschaft nur noch auf Eigennutz und Selbstverwirklichung aus ist, dann werden auch Unternehmen so agieren. Wenn eine Gesellschaft sich nicht um die Umwelt und um faire Produktionsbedingungen schert, wenn Verbraucher Fünf-Euro-Klamotten kaufen und Benzinschlucker fahren, dann werden Unternehmen Entsprechendes anbieten. Wenn Bürger vor allem darauf sinnen, den Staat zu übervorteilen, dann tun das auch Firmen und Manager.

Deshalb übrigens ist das Wirken des US-Präsidenten so verhängnisvoll, zumindest für die amerikanische Gesellschaft. Donald Trump trägt an maßgeblicher Position dazu bei, dass die Sitten der Gesellschaft verrohen und damit auch jene der Unternehmenswelt. Was dann wie ein Besinnen auf Tugenden des ehrbaren Kaufmanns wirkt (ein Begriff aus dem deutschen Handelsrecht), ist in Wirklichkeit kaltes Kalkül. Dass ein Unternehmen wie Apple nun viele Milliarden Dollar Steuern nachzahlt und in den USA Arbeitsplätze schaffen will, wirkt wie die Besinnung auf eine bessere Unternehmensethik, ist aber eigentlich nur das Ausnutzen einer günstigen Situation. Wenn die Vorteile mal wieder eher im Ausland liegen, wird Apple seine Strategie ändern. Viel wichtiger als Drohen, Beschimpfen und Belohnen der Konzerne im Einzelfall wäre es für die Politik, auf eine allgemein gute Unternehmensführung zu dringen und diese auch zu honorieren.

Glaubwürdigkeit zahlt sich aus

Wenn der amerikanische Großinvestor Larry Fink jetzt von den vielen Konzernen, an denen seine Firma weltweit beteiligt ist, mehr gesellschaftliche Verantwortung einfordert, dann ist das ein sehr interessantes Signal in die richtige, in die Anti-Trump-Richtung. Ein Signal, das sich allerdings eher an amerikanische Unternehmensführer richtet als an deutsche. In der Sozialen Marktwirtschaft hierzulande gibt es entgegen einem verbreiteten Vorurteil viele Firmen, Familienunternehmer und Manager, die nach bestem Wissen und Gewissen wirtschaften; Ausnahmen bestätigen die Regel.

Dabei geht es für den einzelnen Wirtschaftsführer, für das einzelne Unternehmen gar nicht darum, besonders "gut" zu sein im Sinne wohltätiger Selbstaufgabe. Das Firmeninteresse inklusive des Ziels der Gewinnerzielung darf, es muss sogar im Vordergrund stehen. Unternehmen sollen nicht aus Altruismus verantwortungsvoll wirtschaften, sondern im wohlverstandenen eigenen Interesse: weil sie erkennen, dass sich Glaubwürdigkeit längerfristig auszahlt. Viele Wirtschaftsvertreter wissen das intuitiv und verhalten sich vorbildlich. Es sind allerdings längst noch nicht genug.

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