Unternehmensberater:Maschmeyer muss in die Höhle des Löwen

Carsten Maschmeyer

Nur wenige Unternehmer sind so umstritten wie er: Carsten Maschmeyer.

(Foto: Karlheinz Schindler/dpa)

Wie reiche Menschen noch reicher wurden: Darüber soll der umstrittene Investor in einem Untersuchungsausschuss des Bundestags berichten. Als Zeuge.

Von Klaus Ott

Carsten Maschmeyer erzählt gerne, wie man reich wird. An Universitäten, im Fernsehen; wo immer er gefragt ist, gibt der umstrittene Investor Ratschläge. Der Titel seines neuesten Buches lautet, nicht ganz unbescheiden: "Die Millionärsformel". Eine Investorenshow im TV-Kanal Vox, in der Maschmeyer nach lukrativen Geschäftsideen jagt, heißt nicht weniger bedeutungsvoll: "Die Höhle der Löwen".

Demnächst soll der Gründer und einstige Betreiber des umstrittenen Finanzvertriebs AWD in einer ganz anderen Höhle des Löwen auftreten, im Bundestag. Maschmeyer ist allerdings nicht als Gastredner vorgesehen. So weit hat er es doch noch nicht gebracht, trotz des Ehrendoktors, den ihm die Universität seiner Heimatstadt Hildesheim verliehen hat, im Beisein von Gerhard Schröder (damals Bundeskanzler) und Christian Wulff (damals niedersächsischer Regierungschef, später Bundespräsident).

Der Multimillionär soll vielmehr vor neugierigen Abgeordneten berichten, wie reiche Menschen auf Kosten des Staates noch reicher geworden sind. Und was er, Maschmeyer, darüber weiß. Ein Untersuchungsausschuss des Bundestags, dessen Titel "Cum-Ex" lautet, hat den Finanzstrategen an diesem Donnerstag als Zeugen benannt.

Maschmeyer muss also in die Höhle des Löwen; in einen Ausschuss, in dem sicherlich nicht nur Freunde von ihm sitzen werden. Aber das dürfte ihm nichts ausmachen. Er hat ja, nach eigener Darstellung, nichts zu verbergen. Ganz im Gegenteil.

Cum und Ex, das steht für den Handel von Aktien mit (Cum) und ohne (Ex) Dividende. Bei solchen Geschäften haben Banken und Kapitalanlagefonds nach Erkenntnissen von Steuerfahndern den deutschen Fiskus um mehr als zehn Milliarden Euro betrogen. Indem sich die Geldinstitute und Fonds eine nur einmal gezahlte Kapitalertragsteuer von trickreich getäuschten Finanzämtern mehrmals erstatten ließen. Der Untersuchungsausschuss will aufklären, was da wie gelaufen ist.

Auch Maschmeyer hatte in einen solchen Fonds investiert, den ihm seine damalige Hausbank Sarasin aus der Schweiz vermittelt hatte. Was es mit diesem Fonds auf sich hatte, das hat der Millionärs-Macher nach eigenen Angaben allerdings erst im Nachhinein erfahren. Maschmeyer hat dann seine Anwälte eingeschaltet, ist gegen Sarasin vorgegangen, und hat sogar Strafanzeige bei der Staatsanwaltschaft Köln erstattet. Wegen Betrugsverdacht in einem besonders schweren Fall.

Schwarze Papiere aus einer Schweizer Bank

Der Finanzstratege machte die Ermittler sogar aufmerksam auf - wie es sein Anwalt nannte - "schwarze Papiere" aus der Bank Sarasin. Papiere, von denen er erst nachträglich erfahren habe. Diese Unterlagen, so stand es in der Anzeige, seien der Beweis für das "Erschleichen von Steuererstattungen". An einem Fonds, dessen Erfolg auf Steuerhinterziehung beruhe, hätte er sich "nie beteiligt", ließ Maschmeyer in der Strafanzeige versichern. Solchermaßen ausgestattet konnten die Ermittler losziehen und ausgerechnet mit Hilfe des Millionärs-Machers ermitteln, wie andere Millionäre und deren Fonds und Banken aus dem In- wie Ausland jahrelang systematisch die Staatskasse geplündert haben.

Im Bundestag hat Maschmeyer nichts zu befürchten, außer vielleicht ein paar kritischen Fragen, zum Beispiel: ob er wirklich nichts gewusst habe?. Der Untersuchungsausschuss hätte gerne, dass der Investor aus dem Nähkästchen plaudert und ein paar wichtige Hinweise über mutmaßliche kriminelle Banken und Fonds liefert. Ob Maschmeyer wirklich kommen muss, ist nach Angaben aus dem Ausschuss rechtlich noch nicht so ganz klar. Klar ist aber: Seine Frau, die Schauspielerin Veronica Ferres, muss der Multimillionär nicht mitbringen. Obwohl sie ebenfalls in einen von Sarasin vermittelten Fonds investiert hatte. Aber nur eine halbe Million Euro.

Maschmeyer hatte ein paar Millionen mehr investiert, zwischendurch einiges verloren, als der Fonds und dessen Steuertrick nicht mehr funktionierten. Einen Teil seines Verlustes holte sich der Investor von Sarasin zurück. Es ist kaum anzunehmen, dass Maschmeyer sich die Gelegenheit zu einem Auftritt im Bundestag entgehen lassen wird. Dorthin wird man ja nicht alle Tage eingeladen. Wenn auch in diesem Fall nur als Zeuge und nicht als Gastredner.

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