Unternehmen - Potsdam:Unternehmen beklagen Geschäftseinbruch durch Corona

Brandenburg
Ein Schild weist auf die Industrie- und Handelskammer hin. Foto: Bernd Wüstneck/dpa/Archivbild (Foto: dpa)

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Cottbus (dpa/bb) - Die Wirtschaft in Brandenburg wird durch die Corona-Pandemie nach Angaben der Industrie- und Handelskammern (IHK) stark ausgebremst. Die Corona-Krise wirke sich in einer noch nie da gewesenen Geschwindigkeit und Stärke nahezu auf die gesamte gewerbliche Wirtschaft aus, hieß es am Freitag nach der Auswertung einer Unternehmensumfrage. "Die fast völlige Stilllegung des stationären Handels hat existentielle Auswirkungen für die gesamte Branche", erklärte Marcus Tolle, Hauptgeschäftsführer der IHK Cottbus. Die Bewertung der aktuellen Geschäftslage ist laut Umfrage von plus 44 Punkten zu Jahresbeginn auf minus 17 Punkte abgerutscht. Rund 650 Unternehmen aus den IHK-Kammerbezirken Cottbus, Ostbrandenburg und Potsdam seien befragt worden.

Durch behördliche Schließungen sind das Gastgewerbe und der Handel am stärksten betroffen. Auch die Industrie und das Baugewerbe verzeichneten bereits geringere Auftragseingänge. Fehlende Waren und Vorprodukte sowie Personalausfälle erschwerten die aktuelle Lage, hieß es. Die Geschäftserwartungen werden in allen Branchen von einer großen Unsicherheit überschattet. 67 Prozent der Unternehmen rechneten in den kommenden Monaten aufgrund stark rückläufiger Nachfragen aus dem In- und Ausland mit einer schlechteren Geschäftslage.

Ein Drittel der befragten Unternehmen halte zudem einen Personalabbau für unumgänglich. Die meisten versuchten allerdings, ihr Personal zu halten. Dabei griffen 55 Prozent der Unternehmen auf das Kurzarbeitergeld zurück, 44 Prozent stellten ihr Personal durch Urlaub und Überstundenabbau frei, 32 Prozent böten Arbeit im Homeoffice an.

Schnelle, unbürokratische, direkte Zuschüsse durch Bund und Land werden von 74 Prozent der Befragten als dringend notwendig erachtet. Weitere Unterstützungsmaßnahmen sehen die Unternehmen in befristeten Steuererleichterungen, Kostenentlastungen etwa bei der Gewerbemiete und schnell verfügbaren Krediten ohne langwierige Bonitätsprüfung.

Die Corona-Krise macht nach IHK-Angaben auch vor der Industrie nicht halt. Über 60 Prozent der Industrieunternehmen rechneten mit schlechteren Geschäften, sagte Mario Tobias, Hauptgeschäftsführer der IHK Potsdam. Lieferketten seien durch Grenzschließungen unterbrochen, die in- und ausländische Nachfrage breche weg, Investitionen würden stark zurückgefahren.

Gundolf Schülke, Hauptgeschäftsführer der IHK Ostbrandenburg, nennt bei den touristischen Unternehmen zu erwartende starke Liquiditätsengpässe. "Der Zeitpunkt könnte für die Tourismusbranche nicht schlechter sein, mit Beginn des Frühlings und zu Ostern starten die Unternehmen in die Saison und holen die umsatzschwachen Monate zu Beginn des Jahres auf." Lohn- und Mietkosten sowie Kreditraten würden zu einem existenziellen Problem. Er forderte weitere Unterstützung für die klein- und mittelständischen Unternehmen der Region.

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