Unternehmen in der Insolvenz:Totgesagte leben länger

Vor zwei Jahren ging Märklin pleite, genau wie etliche andere Firmen. Doch Insolvenz bedeutet nicht den Untergang. Zwölf Beispiele, wie der Horror zu einem zweiten Leben führte. In Bildern.

Eugen Maier

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Insolventer Modellbahnbauer Märklin wartet auf Käufer

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Vor zwei Jahren ging Märklin pleite, genau wie etliche andere Firmen. Doch Insolvenz bedeutet nicht den Untergang. Zwölf Beispiele, wie der Horror Insolvenz zu einem zweiten Leben führte.

Nicht ganz obenauf, aber immerhin am Leben ist Märklin. Der Hersteller von Modelleisenbahnen ging im Februar 2009 in die Insolvenz und damit ausgerechnet im Jahr seines 150-jährigen Bestehens. Bereits 2006 war der Minilok-Hersteller nahezu bankrott, konnte aber durch Finanzinvestoren gerettet werden. Im Laufe der Zeit sammelten sich rund 90 Millionen Euro an Schulden an - zu viel, um einen Käufer zu finden.

Deshalb sollen nun erst einmal 33 Millionen an die Gläubiger ausgezahlt werden. Das Geld konnte zusammengekratzt werden, da das Geschäft im vergangenen Jahr gut lief. Dabei sind 3,3 Millionen Euro Zahlungen an die mehr als 400 entlassenen Mitarbeiter.

Der Insolvenzverwalter Michael Pluta sucht weiterhin nach einem Investor, um auch die restlichen Schulden schnell bezahlen zu können. Im Dezember arbeiteten rund 1000 Mitarbeiter in Göppingen und Ungarn für Märklin.

Karstadt-Stammhaus

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Eine kaputte Familie: Als der Mutterkonzern Arcandor im Juni 2009 Insolvenz anmeldete, standen auch die größten Töchter Quelle und Karstadt dem Meistbietenden zum Verkauf. Quelle wollte niemand, Karstadt fand einen Interessenten. Der glorreiche Retter: Nicolas Berggruen. Der US-Finanzinvestor brachte genug Cash mit, um Karstadt zunächst einmal vor dem Ruin zu bewahren.

Nun soll die Kaufhauskette generalüberholt werden, um dauerhaft konkurrenzfähig zu sein: neues Vergütungssystem, Umbau der Filialen, besserer Onlineauftritt und mit Andrew Jennings ein neuer Geschäftsführer.

Bis 2014 sollen bis zu 400 Millionen Euro helfen, den Konzern aus Essen in der modernen Wirtschaftswelt zu etablieren. Entlassungen soll es - so verspricht es Berggruen - nicht geben.

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Alles unter einem Dach, nur die Kunden nicht. Zumindest nicht genug. Neben Karstadt war auch der deutsche Ableger der Warenhauskette Woolworth pleite und kam im April 2009 unter die Fittiche eines Insolvenzverwalters. Als dieser sein Werk vollbracht hatte, blieben von Woolworth nur 162 Filialen und 4500 Mitarbeiter übrig - jeweils nur rund die Hälfte der ursprünglichen Zahlen.

Diesen Rest fand der Handelskonzern Tengelmann attraktiv genug, um ihn mittels einer Holding zu kaufen. Nun soll wieder expandiert werden: bis zu 500 Filialen seien geplant, hieß es Ende vergangenen Jahres. Jede deutsche Stadt mit mehr als 30.000 Einwohnern sei ein potentielles Ziel. 2011 sollen 150 Ausbildungsplätze geschaffen werden.

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Der Unterwäschehersteller Schiesser, zwischen Februar 2009 und Dezember 2010 ebenfalls insolvent, will nun sogar an die Börse. Im zweiten Quartal 2011 soll es soweit sein. Der Modemacher Wolfgang Joop hat viel Geld zugeschossen und berät das 1875 gegründete Unternehmen bei Marketing, Design und visuellem Auftritt.

Während der mageren Monate wurden 400 Mitarbeiter entlassen. Momentan stellen rund 2000 Beschäftigte die berühmte Feinrippwäsche her.

SinnLeffers schliesst  23 Filialen

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Noch mal Arcandor: Der Konzern hatte das unrentable Modehaus Sinn-Leffers im Jahr 2005 abgestoßen. Durch die sogenannte Planinsolvenz konnte das Unternehmen als Ganzes gerettet werden. Heute bringen rund 2000 Mitarbeiter in 24 Filialen die Kleidung an den Mann. Oder an die Frau.

Rosenthal-Insolvenzverwalter schliesst weiter Kuendigungen aus

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"Weißes Gold" nannten sie den Rohstoff, der die Rosenthal AG zum Erfolg führte. Seit 1879 produzierte das Unternehmen aus dem oberfränkischen Selb Porzellan und verschaffte sich so international einen Namen.

Spätestens im Januar 2009 war der Glanz verschwunden. Schon vorher war der irisch-britische Mutterkonzern Waterford Wedgeford zahlungsunfähig geworden, die Rosenthal AG folgte kurze Zeit später in die Insolvenz - allerdings nicht für lange Zeit. Der italienische Besteckhersteller Sambonet kaufte die Pleite-Firma aus Deutschland im Juli 2009.

Zurzeit ist die Rosenthal AG ein eigenständiges Unternehmen innerhalb der Sambonet Paderno Gruppe und eigenen Angabe zufolge Marktführer in Deutschland. Rund tausend Mitarbeiter verarbeiten das "Weiße Gold".

Beschäftigte erleichtert über Escada-Rettung

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Der Glamour konnte das Modelabel Escada nicht vor der Pleite retten. Statt dem Catwalk blieb nur der Gang in die Insolvenz. Dort kam 2009 die Rettung in Gestalt von Megha Mittal, der Schwiegertochter des indischen Stahl-Barons Lakshmi Mittal. Die ehemalige Bankerin übernahm das Unternehmen aus München.

Die Folge ihres Wirkens: Die Preise wurden gesenkt, das Sortiment alltagstauglicher gemacht. Das Ergebnis war ein Plus im operativen Geschäft 2010. In diesem Jahr sollen Megha Mittal zufolge "richtig schwarze Zahlen" folgen. Und 100 Mitarbeiter eingestellt werden.

Offenbar Videoueberwachungen auch bei der Drogeriekette 'Ihr Platz'

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Die Drogerie-Kette Ihr Platz aus dem niedersächsischen Osnabrück erlag zunächst der harten Konkurrenz und wurde anschließend von Schlecker übernommen. Dazwischen lag die Insolvenz im Jahr 2005. Schlecker ließ Ihr Platz als eigenständiges Unternehmen innerhalb des Konzerns bestehen. Zusammen mit Zweit-Label Drospa hat Ihr Platz 630 Filialen und 58 Franchisemärkte.

Thueringen sichert als erstes Bundesland Opel Staatshilfen zu

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Der deutsche Automobilhersteller Opel fuhr 2008 trotz solider Finanzen fast gegen die Wand, weil der Mutterkonzern General Motors (GM) vor dem Ruin stand. Übernahmen von Opel, etwa durch den österreichischen Zulieferer Magna und die russische Sperbank, endeten erfolglos. Staatliche Beihilfen standen lange zur Debatte, wurden aber letztendlich, mit Ausnahme von Überbrückungskrediten, nicht gegeben.

Anders in den USA: Dort verstaatlichte die Regierung den einst weltgrößten Autokonzern GM. Es folge ein Rundum-Tuning. Das Unternehmen aus Detroit erholte sich und behielt Opel inklusive aller vier deutschen Standorte. Dort arbeiten derzeit mehr als 25.000 Beschäftigte.

2012 sollen wieder schwarze Zahlen geschrieben werden. Das Astra-Werk im belgischen Antwerpen soll per Online-Auktion einen neuen Käufer finden.

Salamander AG plant Schliessung von Filialen

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Der Schuhmacher mit der Echse war einst der größte in Europa. In den vergangenen Jahrzehnten wurden die fetten Jahre aber immer magerer, bei Salamander selbst aber auch bei den jeweiligen Mutterkonzernen.

EnBW, Garant Schuh + Mode sowie EganaGoldpfeil - alle hatten es mit der deutschen Firma versucht, alle waren damit gescheitert. Die letzten beiden mussten sogar in die Insolvenz, Salamander selbst 2004 ebenso.

Der Mutterverschleiß des Reptils hat vorerst ein Ende gefunden: Die Ara-Gruppe, selbst ein Schuhunternehmen, übernahm im Februar 2009 das Sorgenkind aus dem baden-württembergischen Kornwestheim. Seitdem gab es zumindest keine Insolvenzen.

Ordner der Marke "Herlitz"

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Wenn man als Musterschüler eine glatte Eins bekam, stand sie in der Vergangenheit oft auf Herlitz-Papier und war geschrieben mit einem Herlitz-Stift.

Im April 2002 konnte das Berliner Unternehmen selbige Utensilien benutzen, um dem Insolvenzverwalter die Negativbilanzen zu übermitteln. Die Expansionspläne waren misslungen und hatten dem Konzern große Verluste eingebracht. Der Insolvenzverwalter erfüllte seine Aufgabe mustergültig und hielt den Konzern am Leben.

2010 wurde Konkurrent Pelikan Mehrheitsaktionär, die Herlitz AG bildet aber weiterhin ein eigenes Unternehmen. Von den rund 1900 Mitarbeitern arbeiten 1365 in Deutschland.

Hoffnung für Traditionsunternehmen Pfaff

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Pfaff hat gleich zwei Insolvenzen auf dem Buckel. Schon 1999 wurde es für das Unternehmen nach einer Reihe wirtschaftlicher Fehltritte brenzlig, im September 2008 folgte die zweite Pleite des Nähmaschinenherstellers.

Im April 2009 übernahm Joachim Richter, ebenfalls Maschinenbauer, das Traditionsunternehmen. Seitdem produziert es unter dem Namen Pfaff Industriesysteme und Maschinen AG.

© sueddeutsche.de/mel
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