Zwei Jahre ohne Wachstum, sondern sogar mit einem kleinen Minus, und auch für 2025 schaut es nicht so gut aus für die Entwicklung des Bruttoinlandsprodukts. In einer solch lange anhaltenden Krise war die deutsche Volkswirtschaft in der Nachkriegszeit selten zuvor. Aber in den Zahlen der großen börsennotierten Unternehmen in Deutschland ist das nur bedingt abzulesen. Nicht nur die Börsenkurse sind zuletzt deutlich gestiegen, auch die Gewinne steigen in der Summe weiter, der Umsatz legt noch leicht zu.
Laut einer Analyse der Wirtschaftsprüferfirma EY erhöhten sich die kumulierten operative Gewinne der Dax-Unternehmen 2024 um gut vier Prozent gegenüber dem Vorjahr. Nicht berücksichtigt ist die Beteiligungsholding Porsche SE, die zwar ein Minus von rund 20 Milliarden Euro für 2024 ausweist, das aufgrund von hohen Abschreibungen aber vor allem in der Bilanz steht und nicht operativ anfällt. Die Berechnungen von EY basieren auf den neuen Geschäftsberichten der Dax-Unternehmen. Danach lag das zusammengerechnete Ergebnis aller 40 Konzerne vor Zinsen und Steuern im vergangenen Jahr bei rund 181 Milliarden Euro. Der aufaddierte Umsatz erreichte 1824 Milliarden Euro, ein Plus von 0,3 Prozent. Von Oktober bis Dezember 2024 hatte sich das Plus bei Umsatz und Gewinn sogar nochmal beschleunigt.
Den meisten Gewinn macht die Deutsche Telekom
Die Mehrzahl der Dax-Unternehmen hat sich 2024 sowohl beim Gewinn als auch beim Umsatz verbessert. Trotz der vielen Probleme gebe es also „keinen durchgehenden Negativtrend“, sagt Henrik Ahlers, Vorsitzender der deutschen Geschäftsführung bei EY. „Gerade Industrieunternehmen haben ein ganz schwieriges Jahr hinter sich“. Etliche Konzerne stünden angesichts der Wachstumsflaute, der geringen Investitionsbereitschaft in Europa, starkem internationalem Wettbewerb und der Schwäche in China massiv unter Druck. „Auf der anderen Seite sehen wir deutsche Unternehmen, die Rekordzahlen vorlegen, erfolgreich ihre Geschäftsmodelle transformieren und sogar neue Stellen schaffen“, sagt Ahers.
Die größten Probleme haben derzeit die Autohersteller. VW mit Porsche und Audi, BMW und Mercedes-Benz verzeichnen Gewinnrückgänge von 30 Prozent und mehr. Allerdings waren die Jahre davor auch besonders erfolgreich, da wurden Rekordgewinne erzielt. Aufaddiert erzielten VW, BMW und Mercedes-Benz 2024 den Zahlen zufolge immer noch einen operativen Gewinn (vor Zinsen und Steuer) von beachtlichen 44 Milliarden Euro. Den höchsten Gewinn in absoluten Zahlen erzielte die Deutsche Telekom: 26,3 Milliarden Euro. Im Dax gab es 2024 zudem nur drei Unternehmen, die einen Verlust melden mussten: Bayer, Vonovia und Porsche SE. Besonders gut laufen die Geschäfte bei der Rüstungsfirma Rheinmetall und bei dem Flugzeugturbinenbauer MTU, beide konnten den Umsatz um mehr als 30 Prozent ausweiten.

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Die Aussichten für die deutschen Dax-Konzerne sind eher gemischt. Mögliche Zölle und geopolitische Risiken sind eine Gefahr. „Unberechenbarkeit ist die neue Normalität – damit müssen die Unternehmen wohl oder übel umgehen“, sagt EY-Manager Jan Brorhilker. Auf der anderen Seite könnte es einen zusätzlichen Schub durch das Finanzpaket der voraussichtlichen neuen schwarz-roten Koalition geben, so die Experten. Die geplante Investitionsoffensive habe das Potenzial, die Negativspirale aus schwachem Wachstum, Investitionszurückhaltung und schlechter Stimmung zu durchbrechen.
Dazu kommt, dass viele Dax-Konzerne nun auf Sparkurs sind. Es vergeht kaum eine Woche, in der nicht ein Unternehmen massive Jobkürzungen verkündet. Das betrifft nicht nur die Automobilhersteller und deren Zulieferer, sondern auch Unternehmen wie Siemens, DHL Deutsche Post oder die Commerzbank. 2024 ist die Mitarbeiterzahl der 40 Dax-Unternehmen lediglich geringfügig auf 4,05 Millionen gesunken. 2025 könnte sich dieser Trend aber beschleunigen, vor allem aufgeblähte Verwaltungen sollen reduziert werden, um die Effizienz zu steigern.